Der britische Musiker Jack (Himesh Patel) schlägt sich erfolglos durchs Leben. Als sich durch einen mysteriösen Stromausfall plötzlich weltweit niemand mehr an die Beatles erinnern kann – außer Jack –, sieht dieser doch noch seinen Weg zum Ruhm, indem er die Hits der Beatles als seine eigenen Kompositionen ausgibt. Allerdings gefährdet sein neu gewonnener Erfolg die Beziehungen zu seinen Freunden und seiner Familie ...
Regisseur Danny Boyles (Trainspotting, 1996, Slumdog Millionaire, 2008) Yesterday mutet ein wenig wie ein modernes Märchen an: Da gibt es einen unscheinbaren Helden, dem durch einen übernatürlichen Zufall plötzlich die Welt, genauer: die Musikwelt, offensteht. Das aber gerät im weiteren Handlungsverlauf allmählich aus dem Fokus: Wenn Jack erst mal erkannt hat, dass es plötzlich keine Beatles mehr gibt, ja scheinbar noch nie gab – der Film kann ebenda punkten –, und er seine ersten Erfolge feiert, dann taucht auch schon die skrupellose Managerin auf und zeigt auf überhöhte Weise, wie isoliert der Künstler im musikalischen Mainstream-Kommerz ist, ja, dass er nahezu zu einem Gefangenen der Industrie wird. Das ist sehr wohl ein kritischer Ansatz, bedauernswert ist jedoch, dass dadurch die originelle Idee des Beatles-Schwunds selbst zunehmend verschwindet: So unverhohlen diese Parodie auf die Musikbranche an Satire zunimmt, so kontinuierlich wird auch die Ausgangsidee des Films in den Hintergrund verfrachtet.
Ja, da ist viel Humor in diesen satirischen Seitenhieben. Das schafft Momente kurzweiliger Unterhaltung, problematisch wird es aber, wenn die zunehmend redundanten Witze sich häufen und so an Charme verlieren. Ed Sheeran spielt sich dabei in einer Nebenrolle mit äußerst viel Mut zur Ironie selbst. In der zweiten Hälfte driftet der Film zunehmend ab in die bekannten Gefilde der romantischen Komödie, fokussiert stärker die Romanze zwischen Jack und seiner langjährigen Weggefährtin Ellie (Lilly James). So sind die Songs nicht nur zur wehmütigen Erinnerung an die Zeit der Sechzigerjahre gedacht, sondern werden selbst als Bedeutungsträger in die Handlung eingebaut: All You Need Is Love lautet dann auch die Schlussfolgerung des Films. Die Hinführung zu dieser Botschaft ist dabei so konstruiert, dass sie in ihrer Struktur fast selbst wie ein Pop-Song daherkommt: schematisch und äußerst eingängig.
Leider verpasst der Film es, über die Business-Kritik hinauszugehen, dabei ist dieser aberwitzige wie originelle Aufhänger für eine Komödie durchaus inspirierend. Mit Blick auf die aktuelle Europapolitik ist zu fragen, ob die Ausgangsidee eines Films wie Yesterday nicht nutzbar gemacht werden könnte, um als hyperbolische, ja geradezu parabelhafte Warnung am aktuellen politischen Geschehen zu funktionieren: Was passiert, wenn der Inselstaat sich im Post-Brexit-Zeitalter immer mehr abschottet und die Erinnerung an die britische Kultur damit verloren geht? Unter dem Deckmantel einer märchenhaften Komödie wäre einem Regisseur wie Danny Boyle – man erinnere sich an die zynische Kritik an der (Post-)Thatcher-Ära, die er in Trainspotting Mitte der Neunzigerjahre noch mit schonungslos schwarzem Humor so prominent inszeniert hatte – dabei aber deutlich mehr Bissigkeit zuzutrauen gewesen.