Das sah gar nicht schlecht aus, was am Mittwoch die Celluled’évaluation et d’orientation für die Pflegeversicherung (CEO)vorstellte: Laut einer Erhebung des Differdinger Sozialforschungsinstituts Ceps sind 84 Prozent der daheim versorgten Pflegeempfänger „zufrieden“ bis „sehr zufrieden“ mit der Art und Weise, wie die CEO ihr Pflegedossier behandelt, und 72 Prozent sind „zufrieden“ bis „sehr zufrieden“ mit den mobilen Pflegedienstleistern – überwiegend das Caritas-nahe Netzwerk Hëllef doheem und das Croix-rouge-nahe Help.
Die Ergebnisse sind nicht nur nach diesen abschließenden Zahlen gut, sondern auch im Einzelnen betrachtet: Dass rund die Hälfte der Befragten das Zuerkennungsverfahren für Pflegeleistungen für kompliziert hält, verwundert kaum, denn es ist kompliziert. Die Zufriedenheit mit den Dienstleistern wurde vor allem geschmälert durch zwei Einschätzungen der „menschlichen Qualitäten des Pflegepersonals“: „Zeit zum Zuhören“ nähmen sich die mobilen Pflegerinnen und Pfleger „selten“ oder „nie“ meinten sieben Prozent der Befragten; 18 Prozent fanden, es sei „selten“ oder „nie“ Zeit für ein „Gespräch nach der Pflege“. Das aber beschreibt den Systemfehler, dass in dem nach Pauschalen aufgebauten Leistungskatalog seelische Zuwendung keinen abrechenbaren Pflegeakt darstellt und sich Zeit nehmen zu können damit kaum organisierbar ist. Dass soviel Zeit in den meisten Fällen trotzdem bleibt, kommt umso mehr einem Kompliment an die Dienstleister gleich.
Abgesehen von den erhobenen Meinungen zur Arbeit der BehördeCEO, ist die Zufriedenheits-Befragung die erste externe Qualitätsanalyse der Pflegeanbieter, die auch publiziert wurde. Da rund zwei Drittel der Pflegebedürftigen daheim versorgt werden, hatte sie den Großteil der Leistungsempfänger im Blick. Und sie ist knapp neun Jahre nach Inkrafttreten der Pflegeversicherung eine erste Etappe für mehr Qualitätskontrolle und Transparenz in dem zu 60 Prozent aus Beiträgen der Sozialversicherten und zu 40 Prozent aus Steuermitteln finanzierten Versorgungssystem mit Pflegeleistungen, in dem dieses Jahr 400 Millionen Euro umgesetzt werden dürften.
Besonders bedeutsam wird sein, wie es weitergeht mit Qualitätund Transparenz: Noch ist nicht klar, was Qualität im Pflegebereichbedeuten und was sie mit Effizienz zu tun haben soll. Erst mit dem Anfang dieses Jahres in Kraft getretenen reformiertenPflegeversicherungsgesetz hat die CEO einen Auftrag zurQualitätskontrolle erhalten. Den Begriff mit Inhalt füllen soll diegemischte Qualitätskommission, der auch die Anbieter angehören.Dass ihr erstmaliges Zusammentreten sich über Diskussionenum den Auftrag der Kommission und ihre Zusammensetzung biszum 20. September verzögerte deutet an, dass ihre Tätigkeitspannend werden wird. Und wenn etwa von Anbieterseite einAusbau des Pflegeleistungsumfangs empfohlen wird, um dieQualität der Versorgung zu steigern, der Sozialminister andererseitszur Kostendämpfung raten dürfte, sind Auseinandersetzungenprogrammiert in einem Sektor, auf dem die Akteure eigentlich agieren sollen wie auf dem freien Markt.
Eine weitere Etappe hin zu mehr Transparenz soll eine Zufriedenheitsstudie über die Heimpflege bilden, deren Methodologie in den nächsten Monaten entwickelt werden soll. Sie richtet sich zwar nur an ein Drittel der Leistungsempfänger, doch schon wegen des zum Teil sehr hohen Grads an Pflegebedürftigkeit der zu Befragenden und damit auch deren Abhängigkeit von derInstitution Heim, ist man sich bei der CEO noch nicht darüber imKlaren, wie die Objektivität der Erhebung garantiert werden soll.Ganz abgesehen davon, dass der Untersuchungsgegenstand klarabzugrenzen wäre von jenen Leistungen der Heime, die nichtsmit Pflege zu tun haben – ein Problemkreis, der schon mal diegroße Politik zu beschäftigen vermag, wie die seit Anfang desJahres viel zitierten „tâches domestiques“.