Zwei Kilometer Schienenweg können weltbewegend sein: Der geplante zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke nach Trier zwischen Igel und Igel-West auf deutscher Seite werde sich verzögern, hatte am Dienstag vergangener Woche das Lëtzebuerger Journal gemeldet. Luxemburg wolle sich nun doch nicht an den Kosten beteiligen. Ein Staatsvertrag darüber sei „geplatzt“, denn die deutsche Bundesregierung habe keine Bestandsgarantie für Intercity-Züge der DB ins Großherzogtum geben können, zitierte das Journal einen Sprecher des rheinland-pfälzischen Verkehrsministeriums. Den Ausbau der Bahnlinie bei Igel finanziere Deutschland nun allein, er werde jedoch voraussichtlich erst 2011 beginnen und 2012 abgeschlossen sein. Im Luxemburger Wort vom vergangenen Samstag versprach der Trierer CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster daraufhin, „selbst aktiv zu werden, um zu einer Lösung dieser verfahrenen Situation beizutragen“.
Dagegen will man in Luxemburg nichts von einem Staatsvertrag wissen. „Wir haben mit Deutschland nie darüber verhandelt“, sagt Frank Reimen, Generalkoordinator der Abteilung Transport im Nachhaltigkeits- und Infrastrukturministerium. Der damalige Transportminister Lucien Lux (LSAP) habe 2006 zwar tatsächlich eine finanzielle Beteiligung Luxemburgs an einem Streckenausbau in Aussicht gestellt. Dass Deutschland ihn bis 2012 allein finanziert, habe aber schon im September 2007 festgestanden. Damals habe das Bundesverkehrsministerium mehrere Optionen für die Verbesserung der Bahnverbindung Luxemburg – Trier – Koblenz geprüft und entschieden, lediglich die Zweigleisigkeit bei Igel wieder herzustellen: die preiswerteste aller Varianten, die anschließend in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wurde. „Man teilte uns anschließend mit, dass eine finanzielle Beteiligung unsererseits nicht nötig sei“, sagt Reimen, den es „eigentlich nicht überrascht“, dass Deutschland die Kosten von zehn Millionen Euro allein tragen zu können meinte.
Auch eine „Bestandsgarantie“ für die derzeit vier IC-Zugpaare Richtung Norddeutschland habe Luxemburg weder vom Bundesverkehrsministerium, noch von der Deutschen Bahn jemals verlangt. Stattdessen setze man auf den Rheinland-Pfalz-Takt 2015. Dieses Konzept, dass die rheinland-pfälzische Regierung im Sommer 2008 vorstellte, soll bis 2015 den regionalen Schienenverkehr deutlich erhöhen. Unter anderem sollen Züge im Stundentakt zwischen Luxemburg und Koblenz via Trier verkehren. CFL und DB Regio hätten sich auf die gemeinsame Anschaffung neuen Zugmaterials geeinigt und mit der Mainzer Landesregierung als Auftraggeberin der Regionalverkehre den gemeinsamen Einsatz von „Flügelzügen“ vereinbart, sagt Reimen. Dabei würden ein aus Luxemburg kommender Zug und ein aus Saarbrücken kommender in Trier gekoppelt und anschließend nach Koblenz weiterfahren. „Ein eindeutig verbessertes Angebot gegenüber heute, wo Bahnreisende aus Luxemburg auf dem Weg nach Koblenz fast immer in Trier umsteigen und eine Wartezeit inKauf nehmen müssen.“
Schnellverbindungen nach Deutschland sind für Luxemburg allerdings bis auf Weiteres nicht in Sicht. „Der zweigleisige Ausbau bei Igel wird die Fahrzeit nach Trier um sieben Minuten verkürzen. Das wird vor allem den Berufspendlern etwas bringen“, räumt Reimen ein. Der Idealfall der Eisenbahn des 21. Jahrhunderts ist die geplante Erhöhung der Reisegeschwindigkeit bei Igel von 40 km/h auf 80 km/h natürlich nicht. Unter den gegebenen Umständen aber sei der Rheinland-Pfalz-Takt „das Beste, das wir bekommen können“, sagt Reimen. Und sollte die Landesregierung in Mainz die Strecken Luxemburg – Koblenz und Saarbrücken – Koblenz tatsächlich europaweit ausschreiben, würden die CFL auf jeden Fall mitbieten.