Pfischt, ... Ah! Mit Rosport Classic halten es eingefleischte Fans wie mit Fishermans Friends: Ist es zu stark, also treibt es die Tränen in die Augen, bist du zu schwach. Der Trend, erklärt Max Weber, Geschäftsführer von Sources Rosport, gehe allerdings nicht nur in Luxemburg, sondern allgemein zu weniger kohlesäurehaltigen Wassern. Obwohl die Viva-Quelle erst 1993 erkundet und das erste stille Wasser aus Rosport 2001 erstmals abgefüllt wurde, sind mittlerweile 55 bis 56 Prozent der Produktion stilles Wasser. Und beim Viva, fährt Weber fort, verzeichnet der Betrieb die höchsten Wachstumsraten. Der Manager führt das unter anderem auf das gestiegene Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung zurück, die dem ärztlichen Rat folgt, ausreichend Wasser zu trinken. Es sei nun mal leichter, täglich zwei Liter stilles Wasser zu trinken, als Sprudel. Dennoch wird weiterhin viel kohlesäurehaltiges Wasser getrunken. Der Absatz sei seit Jahren stabil, so Weber. Dabei ist auch das Classic nicht mehr ganz so sprudelnd wie früher. Heute, führt Weber aus, enthalte das Classic noch 7,5 Gramm Kohlensäure pro Liter, während es früher zwölf Gramm waren. Da tränten die Augen noch richtig.
Die Tür zur Hölle Die Entstehungsgeschichte der Sources Rosport geht auf die Mitte der Fünfziger Jahre zurück. Eine Brauerfamilie aus Niederkerschen suchte sich geschäftlich zu diversifizieren und beauftragte den Geologen Michel Lucius, bei der Suche nach einer Mineralwasserquelle geologische Analysen durchzuführen. Auf der deutschen Seite der Sauer in der Eifel gab es bekannte Mineralwasserquellen. Die Quellerkundung, erzählt Weber, begann Lucius in der Dorfkneipe in Rosport. Dort gab er der ganzen Wirtschaft ein, zwei Runden aus. Daraufhin begannen die Dorfbewohner, ihm von einem Ort an der Sauer zu erzählen, wo das Wasser blubberte, und sich, wenn der Fluss im Winter von einer dünnen Eisschicht bedeckt war, eine blutrote Lache bildete. Die Tür zur Hölle nannten die Ortsansässigen deshalb die Stelle. Für den Wissenschaftler waren die Erzählungen Hinweise auf eine kohlensäurehaltige Quelle mit hohem Mineralgehalt. Schon bei der ersten Testbohrung an diesem Ort wurde der Geologe 1955 in 67 Meter Tiefe fündig.
Max Weber mag offensichtlich Mythen und Geschichten. Das Pferdelogo der Firma, erzählt er im Tagungssaal der Produktionsstätte auf dem schmalen Grundstück neben der Sauer, sei auf die Entstehungsgeschichte des Dorfes zurückzuführen. Das sei an dieser Stelle entstanden, weil es dort eine Rossfurt gegeben habe, also der Wasserlauf der Sauer so niedrig war, dass der Fluss dort, bevor es Brücken gab, auf dem Pferderücken überquert werden konnte. Um die Rossfurt habe sich nach und nach das Dorf Rosport gebildet – da habe die Entscheidung, ein Pferd als Firmenlogo auszuwählen, nahegelegen.
Einmal jährlich kommt der Schrotthändler In diesem Tagungssaal blubbert es ständig. In einer Ecke steigt dort das Wasser direkt aus der Quelle herauf. Weber dreht einen Hahn auf und zapft ein paar Becher zur Probe ab. Das Ergebnis der Verkostung ist überraschend. Die natürliche Temperatur des Wassers ist kühl, aber nicht zu kalt. Der Kohlensäuregehalt ist angenehm erfrischend, aber nicht so stark wie bei Rosport Classic. Vollkommen ungewohnt ist hingegen der intensive Metallgeschmack. Ungefiltertes Rosport hat einen sehr hohen Mangan- und vor allem Eisengehalt – was die Bildung der blutroten Lache erklärt, von der die Dorfbewohner Michel Lucius erzählten. Das Wasser, unterstreicht Weber, sei auch ungefiltert für den Verzehr unbedenklich. Und für Konsumenten mit Eisendefizit wohl eher förderlich. Aber, fährt Weber fort, und dieses Phänomen lässt sich an der transparenten Quellenfassung im Tagungssaal beobachten: Das Eisen rostet und bildet Rückstände. Auch dann wäre der Verzehr noch unbedenklich, so der Direktor. Aber ob den Kunden das so gefiele, wenn sich an ihren Wasserflaschen ein rostroter Rand bildet, der zudem – im Mehrwegglasflaschensystem ist das kein unwesentliches Problem – noch schwer zu spülen wäre?
Deshalb filtert Rosport aus seinem Wasser das Eisen und das Mangan größtenteils heraus. Dem Wasser wird dazu Sauerstoff beigefügt, das Eisen oxidiert und setzt sich. Einmal jährlich komme der Schrotthändler und hole einen Block reines Fe ab, erzählt der Geschäftsführer. Neben der Enteisungsanlage steht die Manganfilteranlage. Viel ist da, außer Tanks, in denen der Filterprozess stattfindet, nicht zu sehen. Aber im Raum daneben wird ununterbrochen eine riesige schwarze Gummiblase gerüttelt und geschüttelt. In der Anlage wird die natürliche Kohlensäure vom Wasser vor dem Enteisungsprozess getrennt und in der Gummiblase aufbewahrt, bevor das Gas unter hohem Druck verflüssigt wird und tiefgekühlt für den Abfüllprozess in Tanks gelagert wird. Es wird dem Wasser später wieder zugesetzt. Etwas mehr für Rosport Classic, etwas weniger für Rosport Blue.
Für den Industriegebrauch zu gut Obwohl das Mineralwasser aus Rosport gefiltert wird, hat es danach immer noch einen vergleichsweise hohen Mineraliengehalt. Mit drei Gramm gelösten Salzen pro Liter enthält es deutlich mehr Kalzium und Magnesium als andere Mineralwasser. Die Kohlensäure, die die Geschmacksknospen öffnet, intensiviert den Geschmack des Wassers noch einmal. Das Viva-Wasser enthält „nur“ ein Gramm gelöste Salze pro Liter, ist damit aber im Vergleich zu anderen stillen Mineralwassern großer Marken immer noch hoch mineralisiert. Die Viva-Quelle fand Rosport, als das Unternehmen 1993 300 Meter von seiner Hauptquelle entfernt erneut bohrte, um Wasser für industrielle Zwecke zu fördern. Die Ergebnisse der Laboranalysen der in 45 Meter Tiefe gefundenen Quelle waren allerdings so gut, dass das Unternehmen beschloss, für dieses stille Wasser ebenfalls das Prädikat „natürliches Mineralwasser“ zu beantragen. Die Quelle befindet sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Rosport-Produktionsanlage und ist deshalb mit einer unterirdischen Leitung angeschlossen, die unter der Straße hindurchführt. Denn, erklärt Weber: Dass ein Wasser direkt an der Quelle abgefüllt wird, ist das bestimmende Kriterium für ein Wasser mit dem Siegel „natürliches Mineralwasser“. Dadurch werde sichergestellt, dass der Mineraliengehalt über die Dauer unverändert bleibt, und das unterscheidet es beispielsweise von „Quellwassern“, die unter einem Markennamen verkauft werden, aber aus unterschiedlichen Quellen, mit jeweils unterschiedlichem Mineralgehalt, in womöglich unterschiedlichen Erdteilen stammen. 50 Jahre brauche ein Regentropfen, bevor er durch die unterschiedlichen Erde- und Gesteinsschichten auf die Tiefe durchgesickert sei, in der die Rosport-Quelle liegt. Aktuell trinken Rosport-Kunden demnach Wasser, das gegen Ende der Sechziger als Niederschlag vom Himmel kam.
Wir trinken unser Wasser selbst Rund 8 500 Liter stündlich können jeweils von der Viva- und der Rosport-Quelle gefördert werden. Mehr wolle man nicht entnehmen, sagt der Geschäftsführer, damit sich der Mineralgehalt nicht verändert. In einem heißen Jahr wie 2018 bringt es das Unternehmen damit auf eine Produktion von 33 Millionen Flaschen unterschiedlicher Größe, was einem Volumen von rund 22 Millionen Litern entspricht. Wieviel damit der Marktanteil von Rosport am Luxemburger Verbrauch von Flaschen-Mineralwasser beträgt, sei schwer zu sagen, weil es keine gesicherten Zahlen gebe. Flaschenwasser, erklärt Weber, sei in Luxemburg billiger als in den Nachbarländern, weil es keine Ökosteuern und kein Pfand auf den Plastikflaschen gibt. Deswegen gehört zu den Begleiterscheinungen des Tanktourismus, dass an den Tankstellen neben Kaffee und Schnaps auch Flaschenwasser palettenweise ausgelegt und danach exportiert wird. Zudem trinken die Grenzpendler tagsüber, bei der Arbeit oder während der Mittagspause, ebenfalls Wasser aus Flaschen, was das Absatzvolumen im Inland steigert. Intern schätzt man bei Rosport aufgrund von Studien aus anderen Ländern, dass die Gebietsansässigen pro Kopf zwischen 140 und 145 Liter Mineralwasser jährlich trinken. Auf dieser Grundlage, fährt Weber fort, habe Sources Rosport mit seinen verschiedenen Produkten Classic, Blue und Viva einen Marktanteil von rund einem Viertel. Im Gastronomiegewerbe sei es wahrscheinlich mehr – kaum ein Restaurant hat kein Blue im Angebot und keine Kneipe kommt ohne Classic aus, wo es früher dazu diente, mit verschiedenen Alkoholen zum Aperitif gemischt zu werden. In den Supermärkten hingegen, die große Volumen umsetzen, sei der Marktanteil etwas geringer.
Rosport exportiert überhaupt nicht und hat das auch nicht vor. In den Sechzigern und Siebzigern habe man das Classic eine Zeitlang exportiert, unter anderem in den Schwarzwald, wo es, wie Weber sagt, „einen Rosport trinkenden Mikrokosmos“ gegeben habe. Aber die Volumina, die die Quellen hergeben, reichten nicht aus, um im Ausland wirklich Fuß zu fassen und gleichzeitig den Luxemburger Markt versorgen zu können, sagt der Geschäftsführer. Und die Kunden hier man will Rosport nicht im Stich lassen. Möglicherweise stecken dahinter auch Überlegungen ökologischer Natur. Weber kann sich sehr darüber ereifern, dass Flaschenwasser aus Norditalien nach Luxemburg gefahren wird, um beim Essen im Restaurant binnen weniger Minuten ausgetrunken zu werden. Danach müssen die Flaschen wieder hunderte von Kilometer zurück nach Norditalien gebracht werden. Da werde Luft in Flaschen schlimmstenfalls mit dem Lastwagen Hunderte Kilometer transportiert, regt er sich auf.
Auch innerhalb der eigenen Produktion achtet Rosport auf die Ökobilanz. Jeweils die Hälfte der Produktion wird in Mehrweg-Glas- und in Plastikflaschen abgefüllt. Was ökologischer sei, wisse er nicht, sagt Weber ehrlich. Es gebe eine Menge Studien darüber, aber das Ergebnis hänge immer davon ab, wer sie in Auftrag gab. Eine allumfassende Lebenzyklus-Analyse habe er bisher nicht gefunden. Daher wolle Rosport den Kunden, die Plastikflaschen wollen, eine lokale Alternative bieten und bemüht sich dabei, die Ökobilanz der Materialien zu verbessern. Die grünen Classic-Falschen beispielsweise enthielten gar kein Rohöl mehr, sondern würden zu 75 Prozent aus wiedergewonnenem Plastik bestehen und zu 25 Prozent aus Bio-Pet, das aus Zuckerrohrabfällen gewonnen werde. Und auch bei den blauen und den durchsichtigen Plastik-Flaschen für Blue und Viva betrage der Recycling-Anteil 50 Prozent. Das biete kein anderer Mineralwasserproduzent. Rosport könne das machen, weil die Firma vergleichsweise klein und deshalb flexibel sei, sich öfter nach neuen Verpackungsmöglichkeiten umschauen könne. Sogar in die Folien, mit den Wasserflaschenpackungen zusammengehalten werden, lässt Rosport einen höheren Recycling-Anteil beimischen als andere Produzenten. Dadurch wird das Material trüb und die Verpackung glänzt weniger. Aber die Kundschaft sei inzwischen umweltbewusst genug, um solche optischen Abstriche in Kauf zu nehmen. Denn, fügt Weber hinzu, in den vergangenen Monaten, in denen die gesellschaftliche Diskussion um Plastikmüll besonders laut geführt wurde, habe man bemerkt, dass wieder mehr Glasflaschen verkauft wurden.
Eine sehr, sehr große Spülmaschine In der Produktionshalle rauscht, zischt und dampft es. 2014 hat Rosport ausgebaut und eine neue Anlage in Betrieb genommen, so dass es separate Produktionslinien für Plastik und Glas gibt. Die Plastikflaschen bezieht der Mineralwasserproduzent fertig aufgeblasen vom Zulieferer, da es auf dem schmalen Grundstück zwischen Sauer und Nationalstraße nicht genug Platz gibt, um sie selbst aufzublasen. Angeliefert werden sie deshalb in extra beschichtetem Karton, damit sich kein Papiergeschmack darin festsetzt. Die leeren Kisten – auch dabei wird Recycling großgeschrieben – schneidet der Kartonlieferant nach Maß zurecht, damit sie beim Stapeln der Paletten wiederverwendet werden können. Dennoch werden die Flaschen maschinell einmal durchgespült, bevor sie befüllt, verschraubt, mit Etiketten beklebt, in Sechserformation zurechtgerückt, mit Folie umwickelt und festgeschweißt und auf Paletten gestapelt werden, alles in einem ununterbrochenen Kreislauf, der sich in Schlangenlinien durch die Halle zieht. Manchmal wird eine Flasche vom Band geschubst, die den Qualitätstest nicht bestanden hat. Möglichweise ist sie zu stark befüllt, oder nicht genug, oder ein Etikett fehlt, oder der Schraubverschluss sitzt nicht richtig. All das sind Ausschlusskriterien.
Daneben klirrt es mitunter, wenn die Pfandflaschen aus den Getränkekästen geholt werden. Beim Blick auf das Band erklärt sich, warum Rosport seine ikonische grüne Dreiviertelflasche sowie die blauen und wiederum völlig anders geformten ehemaligen Viva-Flaschen abgeschafft hat. Offensichtlich trennen die Verbraucher ihre Flaschen nicht so genau. So dass in einem Kasten alles zu finden ist. Classic, Blue und Viva-Flaschen. Vor der Umstellung musste bei Rosport das Leergut daher nicht nur von Hand sortiert werden, vor allem musste die Firma auch darauf warten, bis genug Flaschen einer Sorte zurückkamen, um die Produktion für ein bestimmtes Wasser anfahren zu können. Man habe sich schlecht vorstellen können, Rosport Blue und Viva in die dunkelgrünen Flaschen zu füllen, und es sei außerdem schwierig, konische Flaschen mit einem Liter Fassungsvermögen herzustellen. Daher fasste Rosport den Entschluss, einheitliche Flaschen für das ganze Sortiment einzuführen, auf denen Etikett und Verschluss variieren, je nachdem, welches Wasser sie enthalten.
Und noch etwas offenbart der Blick auf die Pfandflaschen: Wer als Verbraucher ökologisch handeln will, sollte den Verschluss auf der leeren Flasche lassen, damit die empfindliche Flaschenöffnung beim Transport von der Supermarktrückgabestelle bis zum Distributionsunternehmen und zurück nach Rosport möglichst gut geschützt ist und nicht beschädigt wird – die Verschlusskappen aus hochwertigem Aluminium gehen zurück in den Recycling-Kreislauf. Darüber hinaus sollten umweltbewusste Konsumenten keine Strohhalme oder andere Sachen in Flaschen drücken. Solche Flaschen, sagt Weber, während ein Mitarbeiter besonders verdreckte Exemplare oder die, anderer Hersteller aussortiert, seien nicht mehr zu retten.
In der Produktionsanlage herrschen auch im Winter quasi tropische Bedingungen. Die Getränkekästen werden gewaschen und die Flaschen auf dem Band beschlagen, noch bevor sie in die hallenfüllende Spülmaschine befördert werden. Dort durchlaufen sie innerhalb von einer halben Stunde sieben unterschiedliche Bäder, während denen, die Verschlussringe abgenommen, die alten Etiketten abgewaschen und die Innenräume gespült werden. Aus der Maschine kommen glänzend nasse Flaschen. Sie fahren auf dem Band durch einen Kasten, in dem es ständig blitzt. Darin, erklärt der Geschäftsführer, wird jede einzelne Flasche von vier Seiten fotografiert. Die Fotos werden mit Referenzbildern verglichen, und gibt es irgendwelche Unterschiede, die auf Flecken oder Schäden hinweisen, werden sie vom Band genommen. Manchmal reicht ein bisschen Seifenschaum, um die Flaschen auszusondern, die dann wieder mit dem Leergut vorne aufs Band kommen, um den ganzen Reinigungsprozess erneut zu durchlaufen.
Danach geht es schon ins Herzstück der neuen Anlage, wo die Flaschen gefüllt, verschraubt und etikettiert werden, so schnell, dass die Maschine 14 000 Flaschen in einer Stunde schafft. Danach werden die Flaschen auf dem Band immer näher zusammengeschoben, ohne einander berühren. Bis sie in die ebenfalls sauber ausgespülten Kästen gesetzt werden. Bis zu 30 Mal sollen sie diesen Prozess überstehen, bevor das Lebensende erreicht ist. Insgesamt fünf Millionen Flaschen jeder Größe hat Rosport im Umlauf. Allesamt in Luxemburg.