Was bringt Menschen dazu, kreativ zu sein? Zu Hause, im Alltag, im Job und ganz allgemein im Leben? Wie kann ich die Kreativität in mir wecken, aber auch andere dazu motivieren, dem Alltagstrott zu entfliehen, und sie anstiften, etwas Neues zu schaffen? Ganz einfach, scheint Jean-Guillaume Weis sagen zu wollen: Indem ihr es überhaupt einmal zulasst, zu träumen und euren Ideen freien Lauf lasst!
Ein bisschen erinnert das Konzept von Driven an seine Produktion A bucketful of dreams (TNL), in der bereits acht junge Tänzer/innen Ideen sponnen und – ganz in der Tradition von Pina Bausch – sich treibend kleine Bildwelten erschufen. Dass Weis auch mit Driven auf junge Tänzer setzt, erkennt man nicht nur an seinen zwei Tanzpartnern, sondern auch an den eingespielten Videoausschnitten, in denen sich bekannte Gesichter aus der Luxemburger Tanzszene wie Giovanni Zazzera und neue Gesichter tänzerisch entfalten. Über den Service national de la jeunesse konnten motivierte Tänzer Videos einschicken und kamen später in einem Workshop mit Profis zusammen. Bei der Probesituation wurde gefilmt: Ausschnitte aus den Proben werden in Driven immer wieder eingespielt. Die Idee klingt super: Gedankengänge aneinanderknüpfen, Tanzideen aneinanderfügen – ein Kaleidoskop an tänzerischen Ideen?
Der Anfang von Driven vermag zu verzaubern: Drei Tänzer treten mit Masken auf und wirken an einem zusammengesteckten Gestell wie ein großes Gespenst, das auf die Bühne trippelt. Das Bühnenbild von Trixi Weis setzt – wie meist – auf ein paar starke, aber geschmackssichere Accessoires. Rund 60 Minuten lang werden die drei Tänzer (Jean-Guillaume Weis, Baptiste Hilbert und Malcom Sutherland) ihre Wünsche, Träume und Ideen in szenischen Bildern darstellen... Jean-Guillaume Weis gewährt damit ein Stück weit Einblick in seine Arbeit als Choreograf, zeigt, wie man Übergänge schaffen und aus einem Ansatz weitere Ideen entwickeln kann. Die drei Tänzer inspirieren sich aneinander, stupsen sich an, drehen sich um einander und schauen, was passiert: eine Verkettung von Reaktionen und eine Vielzahl von Ausdrucksformen, die so erprobt werden.
Dann werden Rugbybälle durch die Luft geschmissen, fliegen Ballons umher, werden kleine Zaubertricks präsentiert. Verspielt mimen die Tänzer eine Boy-Group und spielen mit der zur Schau gestellten Männlichkeit, um sie sogleich ironisch zu brechen, etwa, indem sie einen Hund imitieren, der Männchen macht.
Irgendwann werden Leitmotive an die Leinwand projiziert: „Jump! Create! Enjoy – Have fun!“ und die drei Tänzer schlittern wie in einer Varieté-Show auf die Bühne... Der deutlich Ältere kommt bei dem Tempo kaum mehr mit und zwinkert den beiden Jüngeren aufmunternd zu, als würde er sagen wollen: Macht ihr, ihr habt noch Energie!
Doch franst das Konzept des Ideenlabors mit der Zeit etwas aus. Zum Ende hin erschöpft sich auch der Ansatz, im kreativen Rausch Momente zu erschaffen, und es entstehen Situationen, die nicht mehr zueinander passen. Ob nun als gewollte Brüche angelegt oder nicht, Driven wirkt zwar durchgehend schwungvoll und überrascht durch neue Spielereien, doch es fehlt die Pointe. Am Ende steht nur sichtbare Erschöpfung der Tänzer – und Leere.