Mit Ansprachen und Ehrenwein stellte die Zentralbank am Donnerstag dieser Woche auf der Felser Burg ganz offiziell ihre neuste Sammlermünze Château de Larochette vor. Die 34 mm große Münze aus Silber und buntem Niob zeigt auf der einen Seite Großherzog Henri im Profil und auf der anderen Seite die Burg von Fels. 3 000 Exemplare wurden davon von der Münze Österreich AG hergestellt. Sie können nur hierzulande als gesetzliches Zahlungsmittel dienen, aber sie dürften kaum in Umlauf kommen. Denn obwohl sie nur einen Nennwert von fünf Euro haben, verkauft die Zentralbank sie zum Stückpreis von 85 Euro.
Trotzdem gibt es eine Nachfrage für solche Münzen. Denn die seit 2009 erschienenen anderen Münzen der Serie Châteaux du Luxembourg sind fast alle vergriffen. Ähnlich erging es den nicht minder originellen Serien über europäische Institutionen, einheimische Kulturgüter und über Fauna und Flora. Für dieses Jahr ist noch eine in den Niederlanden geprägte Fünf-Euro-Münze über Apfelbäume angekündigt.
Sah es so aus, als sei Münzsammeln ein vom Aussterben bedrohtes Altherrenhobby wie Briefmarkensammeln, so interessieren sich neuerdings auch verzweifelte Kleinsparer für Münzen. Denn nachdem sie erst bei der Internet- und dann bei der Hypothekenblase Geld verloren haben und ihre Sparkonten seit Jahren keine Zinsen mehr abwerfen, suchen sie verzweifelt nach alternativen Anlageformen. Zeitungen und Zeitschriften helfen ihnen dabei mit immer neuen Berichten über den angeblich beneidenswerten Wertzuwachs von Rotwein, Gemälden, Oldtimern, Münzen und anderen Sammelstücken. So legen sich manche einen Münzschatz an und hoffen, dass der Wert des Edelmetalls beständig steigt – was nicht so sicher ist – und die Nachfrage einer wachsenden Zahl von Sammlern den Preis in die Höhe treibt.
Diesem Bedürfnis kommen die europäischen Zentralbanken entgegen. Denn zu den Eigenarten des Europäischen Währungssystems gehört, dass die Europäische Zentralbank für die Ausgabe der Banknoten zuständig ist, die nationalen Zentralbanken aber die Münzen ausgeben. Der Europäische Rat regelte in zwei Beschlüssen vom 23. November 1998 und 5. November 2002 die Ausgabe von Sammlermünzen, und, wie die anderen Zentralbanken auch, lässt sich die Luxemburger Zentralbank das Numismatikgeschäft nicht entgehen. Sie hat im Januar 2007 in der hauptstädtischen Avenue Monterey einen eigenen Laden für Münzsammler eingerichtet und im Oktober desselben Jahres ihren Onlineshop in Betrieb genommen. Im Geschäftsjahr 2013 bediente sie 2 800 Kunden im Laden und verschickte weltweit 6 600 Lieferungen über den Online-Shop. Wobei die Kundschaft von Schülern reicht, die mit dem Taschengeld einen Münzsatz aus jedem Euro-Land als Souvenir kaufen, bis zu professionellen Münzhändlern, die Großbestellungen aufgeben.
„Richtige“ Münzsammler, die auf römische oder mittelalterliche Münzen aus sind, schauen zwar verächtlich auf die eigens für Sammler geprägten Phantasiemünzen der Zentralbanken. Aber das Schönste am Münzrprivileg war schon immer die Seigniorage, der Extraprofit des Fürsten oder Staats aus dem Unterschied zwischen den Herstellungskosten einer Münze und ihrem Nennwert, zu dem sie in Umlauf gebracht werden. Die Herstellungskosten einer gängigen Ein-Euro-Münze machen lediglich zehn Cent aus. Bei Sammlermünzen mit Edelmetallanteilen ist der Anteil höher, aber dafür werden sie auch für das Vielfache ihres Nennwerts verkauft.
Neben ihren Sammlermünzserien verkauft die Zentralbank auch Sondermünzen für den Geburtstag des Staatsrats, der Sparkasse oder die Hochzeit des Erbgroßherzogs. Zu ihrem eigen 15. Geburtstag gab sie eine sechs Gramm schwere Goldmünze heraus, die für 260 Euro zu haben ist, und soeben erschien eine Fünf-Euro-Münze aus Edelstahl zum Andenken an die Hochöfen der Stahlindustrie. Diese Münzen nennt die Zentralbank „Ad-Hoc-Münzen“, um sie nicht mit Gedenkmünzen zu verwechseln. Denn sie darf jährlich auch zwei für den normalen Zahlungsverkehr bestimmte Zwei-Euro-Münzen herausgeben, deren nationale Seite einem besonderen, meist in Verbindung mit dem Großherzog stehenden Jahrestag oder Ereignis gewidmet ist.
Angeboten werden aber auch jedes Jahr zehntausende von Plaketten und Schubern mit einem Satz der acht im Umlauf befindlichen Münzen von einem Cent bis zwei Euro. Dieses Jahr werden diese acht Münzen mit einem Nennwert von insgesamt 3,88 Euro für neun Euro als „Euroset“ verkauft, insgesamt zehn Münzen mit einem Nennwert von 7,88 Euro in Stempelglanzqualität werden für 30 Euro verkauft. So wird gleich zweimal Seigniorage erhoben.