Über kaum eine andere Filmreihe wurde jemals mit derart vielen Superlativen berichtet wie über die Adaption von J.R.R. Tolkiens Fantasy-Epos The Lord of the Rings (2001-2003) durch den neuseeländischen Filmemacher Peter Jackson. Bis vor der Jahrtausendwende galt Tolkiens Werk als unverfilmbar, erst die Entwicklungen im Bereich der Spezialeffekte, des CGI (computer generated imagery) und der speziell für das Projekt eingesetzten Technologie des motion-capture ermöglichten es, nach der Zeichentrickversion von Ralph Baksi (1977) eine dreiteilige Realspielfilm-Adaption anzugehen. The Lord of the Rings erzählt von dem „Einen“, dem Ring der Macht, der die ganze Welt von Mittelerde in Finsternis hüllen wird, sollte er zurück zu seinem Schöpfer Sauron gelangen. Als der Ring von dem Hobbit Bilbo Beutlin (Ian Holm) an seinen Neffen Frodo (Elijah Wood) übergeht, übernimmt dieser die Aufgabe, das Kleinod zu vernichten. Dafür muss er, begleitet von Zauberer Gandalf (Ian McKellen), von Zwergen und Elben, tief in das Land Mordor vordringen, um den Ring in jene magischen Feuer des Mount Doom zu werfen, aus denen er erschaffen wurde.
Wer bei dieser Kurzangabe von Hobbits, Zauberern, Elben und Zwergen nun verwirrt den Kopf schüttelt und sich fragt, was das Ganze denn soll, der ist für die Fantasy unrettbar verloren. Das Bemühen der Fantasy gilt zuvorderst dem glaubwürdigen Entwurf einer unmöglichen Welt, es ist der Kern des Genres. In seiner Handlungsstruktur folgt die Erzählung den Richtlinien des Abenteuerfilms, es geht um den bekannten Topos der Reise. Zu keinem Moment verhält sich die Geschichte selbstreflexiv oder gar ironisch, da es dem Illusionsaspekt entgegenwirken würde. Fantasy, die sich selbst hinterfragt, dekonstruiert sich auch selbst. Bei aller Ernsthaftigkeit und pathetischer Schicksalsschwere, die die Filme zur Aufrechterhaltung der Diegese brauchen, ist der Stoff weder einfühlungslos noch humorfrei. Jackson und seine Drehbuchkolleginnen Fran Walsh und Philippa Boyens achteten darauf, den tolkienschen Pessimismus der Nachkriegszeit abzuschwächen und das Ausgangsmaterial den Mainstream-Anforderungen des gegenwärtigen Kinos anzupassen, insbesondere durch die mitunter verspielte Inszenierung von Action. Den längeren Monologen oder dem Expositionscharakter mancher Szenen zum Trotz, trumpft The Lord of the Rings gerade dann auf, wenn er seine Schauwerte präsentieren kann. Die Spezialeffekte dienen in diesem Zusammenhang nie dem Selbstzweck, sie sind lediglich das Mittel, um Tolkiens Imagination auf Film zu bannen. Dabei verfolgen die Filme den Anspruch der übertreffenden Steigerung, in jedem weiteren Teil ist alles noch größer und überwältigender als zuvor. Das gilt für die atemberaubenden Schlachtenszenen, die imposanten Bauten oder noch die detailversessenen Requisiten. Zur klanglichen Untermalung dieser Bildgewalten nutzte Komponist Howard Shore ein komplexes Netz aus bis zu achtzig Leitmotiven, die der symphonischen Struktur Richard Wagners ähneln.
Die Entscheidung der Produzenten, alle drei Teile gleichzeitig zu drehen, war damals ein produktionstechnisches Novum und ein schwer abschätzbares Risiko, das sich indes auf eine weltweit breite Tolkien-Fangemeinde und ein aufwändiges Merchandise stützen konnte. Zur Vermarktungsstrategie gehörte auch die Veröffentlichung verschiedener Filmfassungen (Kinepolis zeigt die Langfassung) und eines umfangreichen Bonusmaterials von Jacksons Freund, dem Dokumentarfilmer Costa Botes, das den Blick hinter die Kulissen der Produktion zeigt. Darin kommen eine ganze Schar von Maskenbildnern, Effektspezialisten, Schreinern, Goldschmieden, Kostümdesigner, Glasbläsern und Rüstungsherstellern zu Wort, die davon berichten, wie sie ihr Herzblut für die drei Filme gegeben haben. Und diese Begeisterung, nicht zuletzt genährt durch das Making of, überträgt sich auf das Publikum.
Die Ausmaße des Filmprojektes sind für die Filmgeschichte von hohem Stellenwert, denn was der Neuseeländer Peter Jackson vollbracht hat, sprengte schlicht und ergreifend die bis dahin bekannten Dimensionen des Kinos. Nicht nur hat er ein totgeglaubtes Genre erneuert – die Trilogie, die er mit seinem Produktionsteam gestemmt hat, kann nur mit dem Wort monumental beschrieben werden. Mit The Lord of the Rings hat Jackson Filmgeschichte geschrieben und weit über das Fantasy-Genre hinaus Maßstäbe gesetzt.