Seit elf Jahren lebt Shlomit Butbul nunmehr in Luxemburg. Sie hat sich als Sängerin und Schauspielerin einen Namen gemacht, vor allem aber auch als Konzertveranstalterin. Das Jazz-Lokal L’Inouï in Redingen ist heute fester Bestandteil der luxemburgischen Kulturszene.
Nach dem Projekt et mit Nummern ihrer Wiener Band und In the Mood for Love, für das sie legendäre Jazz-Evergreens von Harold Arlen und Gerry Goffin bis zu Chick Corea und Milton Nascimento interpretierte, kehrt die vielseitige Künstlerin mit ihrem neuen Album Tehora in hebräischer Sprache zu ihren Wurzeln zurück. Schon ihre erste Solo-Scheibe Songs in Hebrew hatte sie der Sprache ihrer Heimat Israel gewidmet. Tehora ist ein gemeinsames Projekt mit der aus Baku in Aserbaidschan stammenden Jazzpianistin und Komponistin Amina Figarova. Die heute in Amsterdam lebende Künstlerin ist derzeit eine der gefragtesten Ikonen der europäischen Jazz-Szene.
„Ihre leidenschaftliche Musik hat mich gleich fasziniert“, schwärmt Shlomit Butbul im Vorfeld der CD-Vorstellung in der Luxemburger Philharmonie. Begegnet sind sich die beiden Musikerinnen bei einem Konzert von Amina Figarova im L’Inouï. Das war der Beginn einer jahrelangen Freundschaft und künstlerischen Zusammenarbeit. Für Tehora bat Shlomit Amina, ihre für das Album vorgesehenen Texte in Musik umzusetzen. Shlomit Butbul: „Das Irrsinnige an diesem Projekt ist, dass sich Amina mit dem Klang, dem Temperament, der Sehnsucht, dem Humor der Texte identifizieren konnte, ohne ein einziges Wort Hebräisch zu verstehen.“
In der Tat ist aus der Zusammenarbeit zwischen Shlomit Butbul und Amina Figarova ein sehr sensibles und persönliches Album entstanden, eine zwischen Orient und Okzident hin und her gerissene, unglaublich natürliche Musik aus klassischem Jazz, World Music, Blues und Swing. Politisch ist dieses Album nicht. Shlomit Bultbul geht es darum, Gefühle, Erinnerungen, Sehnsüchte zu verarbeiten. Das ist ihr mit Brio gelungen. Ihre attraktive, warme Stimme trägt die nachdenklichen, aber ungemein optimistischen (Chasrat menucha – rastlos in mir), die verspielten und doch sehr tiefgründigen (At ima shela – du bist meine Mutter!) Songs und Balladen, mal rauchig und stumpf, mal mit Biss und Ironie, mal strahlend und kraftvoll.
Amina Figarova gibt am Klavier Akzente, die so inspiriert und geistreich sind wie ihre Kompositionen selbst. Chris Strik sorgt an dem Drums für einen seichten Beat, Jérôme Goldschmidt am Schlagzeug für Rhythmus und Dynamik, Jeroen Vierdag und Heiri Känzig am Bass und am Double-Bass für die nötige Substanz und Bart Platteau auf der Flöte für das gewisse orientalische Flair. „Es kommt von innen“ heißt es im Titelsong. Das glaubt man Shlomit Butbul, wenn man sich dieses ehrliche, stimmige und gefühlvolle Album anhört.