Die richtige Entscheidung, lieferte Roland Kuhn, Präsident der Handwerkskammer, der diesmal für die Arbeitgeber ans Mikrofon trat, doch ausreichend Vorlagen für die eigene Demontage. Das lag sowohl am Redeninhalt wie an der Darbietung selbst. So freute sich Kuhn, im Hauptberuf Bauunternehmer und Bauträger, öffentlich über die Insolvenz von Konkurrenten: „Eng Faillite, och wann se onëmstridden sozial Problemer opwäerft, déi op engem aneren Plang geléist musse ginn, ass oft näischt aneschters ewéi déi natierlech Eliminatioun vun der Inkompetenz an eng Berengegung vum Marché.“ Damit bestätigte Kuhn, was viele schon seit geraumer Zeit vermuten: Die Offiziellen von Handwerkskammer und Handwerkerföderation vertreten die Interessen eines begrenzten Mitgliederkreises, vor allem die der großen Firmen, nämlich ihrer eigenen, statt dass die Kammern mit denen ihnen zur Verfügung stehenden Mittel in Not geratenen Mitgliedern helfen. Interessant auch, dass die mit einer Firmeninsolvenz einhergehenden „sozialen Probleme“ auf „anderer Ebene“ gelöst werden sollen. Denn in der Übersetzung aus der Patronatsvertretersprache heißt das, die Konkurrenten auf dem bereinigten Markt können die Aufträge der insolventen Firma abgreifen, während die Allgemeinheit über den Beschäftigungsfonds das Arbeitslosengeld für deren Mitarbeiter zahlt. So verdeutlichten die Patronatsvertreter, wie wenig politisches Gespür und strategisches Geschick sie haben. Mit seinen derben Sprüchen trieb Kuhn den Wirtschaftsminister, der zeitweise in der LSAP wegen übertriebener Unternehmerfreundlichkeit kaum noch Parteifreunde hatte, so in die Enge, dass er zurückschlagen musste. Schließlich hatten die 500 Mitarbeiter der insolventen Baufirma Socimmo vor seinem Ministerium, nicht vor der Handwerkskammer, demonstriert. Krecké, so sauer, dass er nicht einmal die Lesebrille aufsetzte, um die Notizen zu lesen, die er sich während Kuhns Vortrag auf seinem Tablet-Computer gemacht hatte, ließ sich nicht bitten. Ob die Marktbereinigung erst abgeschlossen sei, wenn noch fünf Unternehmen übrig seien, fragte er zurück, ließ auch sonst keine Gelegenheit aus, die Unternehmer zurecht zu weisen. Zurecht.
„Gëtt onqualifizéiert Aarbecht ze deier, dann ginn esou Aar-bechtsplazen guer net geschaf“, hatte Kuhn versucht, auf die Problematik der steigenden Anzahl wenig qualifizierter Erwerbsloser hinzuweisen. Dabei rutschten die Zuhörer peinlich berührt auf ihren Stühlen umher, weil er durch seine Rede über Inkompetenz und Qualifikationsmangel vor allem seine eigene begrenzte Sprachbegabung unter Beweis stellte. So berichtete Kuhn, die „confidence des consommateurs“ sei eingebrochen und setzte auch sonst interessante Akzente. Spätestens als Kuhn forderte, die Regierung müsse ein Umfeld schaffen, „wou d’Entreprise an den Entrepreneur am Mëttelpunkt vun eiser Gesellschaft stinn“, wurde es auch leiderprobten Zuhörern unwohl. Warum der Mittelpunkt der Gesellschaft den Unternehmern vorbehalten werden soll, und nicht für Lohnabhängige oder Freiberufler zugänglich sein soll, erklärte Kuhn nicht. Ob nun die Inkompetenz der Unternehmer eine größere Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit darstellt als der Qualifikationsmangel der Arbeitnehmer, ebensowenig.
So applaudierte wohl mancher innerlich, als Krecké sagte, er werde seine Einschätzung zur wirtschaftlichen Lage im Parlament abgeben, wenn die Patronatsvertreter auch in Zukunft darauf bestünden, bei der Eröffnung der Messe ihre Sicht der Dinge vor seine zu stellen. Viel verpassen würde Krecké ohnehin nicht. Wer die Herbstmesse betritt, muss sich fragen, ob er zur falschen Zeit am falschen Ort ist und irrtümlicherweise eine Hobbykunstausstellung statt eine Wirtschaftsmesse besucht. Dass die Luxexpo die Besucher mit Keramikvasen und digital patinierten Fotoporträts begrüßt, wäre, um es mit den Worten von Roland Kuhn zu sagen, ein Problem, das ihre Aktionäre „doivent solutionner en priorité“.