Honigbienen sind beliebt. Mittlerweile zählt Luxemburg 511 Bienenhalter/innen. Insgesamt summten etwa 8 000 Bienenvölker diesen Sommer in Gärten und Rapsfeldern. Seit zehn Jahren liegen die gelb-schwarz gestreiften Insekten im Trend. „2012 war ein Tiefpunkt erreicht, damals gab es nur noch 300 Bienenhalter. Wegen der Varroamilbe starben viele Völker und die Motivation, Bienen zu züchten, schwand“, erläutert die Biologin Alexandra Arendt, Präsidentin des nationalen Imkerverbandes (FUAL) Das Landwirtschaftsministerium entschied deshalb, die Ausbildung für Imker zu professionalisieren. Die Presse begann sich mit Honigbienen und dem Bienensterben zu beschäftigen; es wurden ästhetische Dokumentarfilme gedreht wie More than Honey (Markus Imhof) und Queen of the Sun (Taggart Siegel), in dem der Starautor Michael Pollan auftaucht und die über 6 000 Jahre alte Praxis einem breiten Publikum nahebringt. Der Roman Die Geschichte der Bienen von Maja Lunde wurde zum Bestsller und Winterbienen von Norbert Scheuer wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert.
„Wer sich um Bienenvölker kümmert, lebt im Rhythmus des Jahreszeiten“, meint Alexandra Arendt. Im Winter beobachte sie nun, ob sich bereits Pollenquellen abzeichnen. Der Bienentanz sei poetisch, die Interaktionen zwischen Volk und Königin beeindruckend, der Geruch eines Bienenstocks umwerfend. Imker würden Witterungen und Umschwünge der Pflanzenwelt intensiv miterleben. In einem Fragebogen mit 313 Teilnehmern aus europäischen Ländern kam heraus, dass die meisten Imker die Bienenhaltung als Hobby oder als Nebenerwerb betreiben. Es gibt nur wenige professionelle Imker. Bienenhalter sind laut dieser Studie häufig mittleren Alters und besitzen vor allem in skandinavischen Ländern einen Universitätsabschluss. In Italien und Spanien befinden sich allerdings die meisten Bienenvölker und eifrigsten Imker. Ihre Arbeit ist essenziell: 35 Prozent unserer pflanzlichen Nahrungsmittel bedürfen der Bestäubung. Drei von vier Obstpflanzen sind auf sie angewiesen.
Rezent hat sich auch der Trend hin zum Urban Beekeeping durchgesetzt – in Hinterhöfen, Klein- und Gemeinschaftsgärten oder auf Schulhöfen. Mittlerweile kann man „Honig vom Limpertsberg“ (enthält überwiegend Lindenblüten) oder „Honig vom Kirchberg“ (eine rapshaltige Mischung) kaufen. De Beiefirtz aus Mutfort verkauft neben Honig im Glas, Propolisbonbons, Honigbier und -Kerzen. Bei Mellis aus Sandweiler gibt es darüber hinaus Honigwein und -Ketchup. Ein Bienenvolk spielt diesen Kleinunternehmen etwa 25 Kilo Honig im Jahr ins Geschäft.
Neben Honigbienen existieren in Luxemburg 350 Wildbienen-Arten. Die bekannteste darunter dürfte die pummelige Hummel sein. Keine der hier verbreiteten Arten produziert Honig. Zumeist leben sie als Einzelgänger, bilden keine Stöcke, sondern nisten sich im Boden ein. „Honigbienen können Wildbienen bei der Pollensuche auskonkurrieren oder sie mit der Vorroamilbe anstecken“, erklärt der promovierte Zoologe Alexander Weigand vom Naturkundemuseum. Deshalb sei es wichtig, dass die Bienenhalter auf die Gesundheit ihrer Bienen achten. Ende dieses Jahres wird er ein Wildbienen-Atlas publizieren. Hierfür wurde an 150 Standorten Daten gesammelt, teilweise in Zusammenarbeit mit Bee-Together. Ein Ergebnis können wir hier vorwegnehmen: In Rapsfeldern liegt das Verhältnis von Honigbienen zu Wildbienen bei 150 zu eins. In Naturschutzgebieten trifft man auf doppelt so viele Wildbienen (alle Arten zusammengenommen), als Honigbienen.