Die Schere zwischen Arm und Reich wächst, und portugiesische Immigranten sind finanziell deutlich schlechter gestellt als Luxemburger Haushalte. Das geht aus den Ergebnissen der zweiten Luxembourg Household Finance and Consumption Survey (LU-HFCS) der Zentralbank BCL und des Institut luxembourgeois de recherche socio-économique (Liser) von 2014 hervor, die im Bulletin BCL-2016-2 veröffentlicht und mit der Ergebnissen der ersten Umfragewelle von 2010 verglichen wurden.
Obwohl das Immobilienkreditvolumen zwischen 2010 und 2014 anstieg, ist derAnteil der Haushalte, die eine Hypothek zum Kauf einer Immobilie aufgenommen haben, innerhalb von vier Jahren von 38,8 auf 35,2 Prozent gefallen. So entfällt nicht nur ein höherer Schuldenanteil auf weniger Leute. Dass in der Eurozone weniger Verbraucher eine Hypothek aufnehmen, führen die Autoren der Erhebung auch darauf zurück, dass der Traum vom Eigenheim für immer mehr von ihnen immer irrealistischer wird: „Das le cas du Luxembourg, cela peut suggérer que les besoins financiers en vue d’acquérir une résidence principale ou d’autres biens immobiliers sont devenus si élévés qu’un sous-ensemble de ménages ne parvient pas à lever les fonds nécessaires pour acquérir ou doit épargner plus longtemps avant d’accéder à la propriété.“
Darüber hinaus fiel der Anteil der Haushalte, die einen Konsumkredit aufgenommen hatten, von 30,8 auf 25,9 Prozent. Dabei sticht hervor, dass 67,6 Prozent der 2014 befragten 1 601 Haushalte ihre Wohnung oder ihr Haus besaßen, der Anteil der PKW-Eigentümer mit 88 Prozent aber deutlich höher lag. Stieg der Wert des Sachvermögens der Luxemburger Haushalte zwischen 2010 und 2014 nominal ausgedrückt auch an, waren sie vor zwei Jahren nicht unbedingt reicher als vor sechs Jahren. Denn inflationsbereinigt fiel der Wert ihres Sachvermögens leicht.
Wichtigster Posten auf der Aktivseite in der Haushaltsbilanz war 2014 das Eigenheim mit 59,7 Prozent. Doch je reicher der Haushalt, um so geringer wird der Anteil des Eigenheims am gesamten Sachvermögen und um so bedeutender wird der Anteil anderer Immobilien, die als Investition dienen.
Die Finanzwerte entsprechen 15,3 Prozent des Gesamtvermögens der Luxemburger Haushalte. Rund 97 Prozent von ihnen verfügten über ein Giro-, beziehungsweise über ein Sparkonto, auf denen 2014 im Schnitt 61 000 Euro standen. Das waren auch inflationsbereinigt 20 000 Euro mehr als 2010 und es entsprach 46,3 Prozent der Finanzwerte.
Was ihre Finanzen betrifft haben die gebietsansässigen Haushalte entweder immer weniger Vertrauen in die heimische Finanzbranche oder es gibt weniger von ihnen, die überschüssiges Geld zum Anlegen haben. Denn nur 14,6 Prozent besaßen 2014 Investmentfondsanteile, während es 2010 noch 19 Prozent waren. Der Anteil derjenigen, die auf eine private Zusatzrente sparen, fiel ebenfalls von 34,3 auf 32 Prozent. Diejenigen, die Fondsanteile oder Aktien besaßen, konnten Wertsteigerungen beobachten. „Les données suggèrent une réallocation de portefeuille vers des actifs financiers plus sûrs et liquides aux dépens des actifs plus risqués. Toutefois, ces changements ont résulté principalement de décisions prises par les ménages riches [...]“, heißt es im Bulletin.
Ingesamt war die gebietsansässige Bevölkerung 2014 kaum besser gestellt als 2010. Im Durchschnitt betrug das Gesamtvermögen eines Luxemburger Haushaltes 2014 768 404 Euro (2010 inflationsbereinigt 776 130 Euro), während der Medianwert bei 437 510 Euro lag (2010 inflationsbereinigt 398 207 Euro). Zwar stieg der Wert der Immobilien, die sie besaßen. Doch mit steigenden Immobilienpreisen steigen auch die Hypothekenschulden. „L’augmentation de la richesse nette totale moyenne entre 2010 et 2014 était principalement attribuable à la hausse de la valeur des actifs financiers moyens, qui reflétait elle-même principalement la croissance des dépôts“, schreiben die Autoren im Bulletin.
Doch auch die Demographiebewegungen spielen eine Rolle: „Il convient de noter que les variations de la richesse nette étaient également affectées par les changements de population entre 2010 et 2014, avec notamment l’arrivée supplémentaire de nouveaux immigrants au Luxembourg.“
Erwartungsgemäß steigt das Vermögen der Haushalte mit dem Bildungsgrad der Haushaltsmitglieder. Erschreckenderweise sind Haushalte, in denen der Mann die Finanzentscheidungen trifft, tendenziell besser gestellt als die, in denen eine Frau sich um die Finanzen kümmert. Noch viel erschreckender ist die Kluft zwischen den Nationalitäten.
Am besten geht es in Luxemburg Einwanderern deutscher Herkunft, auch wenn sie zwischen 2010 und 2014 Einbußen hinnehmen mussten. Ihnen folgen relativ dircht gedrängt Einheimische, französische und belgische Gebietsansässige. Das Vermögen portugiesischer Einwanderer entspricht hingegen einem Bruchteil dessen anderer Bevölkerungsgruppen.