„Wie soll ich da sparen? Ein Großteil meines Einkommens geht für die Miete und den Lebensunterhalt drauf.“ Beatriz ist 30 Jahre alt und arbeitet in einem kleinen Unternehmen im Osten Luxemburgs. Zuvor hatte sie drei Jahre in Luxemburg-Stadt im Gaststättengewerbe gearbeitet, „aber da habe ich kaum mehr als den Mindestlohn verdient.“ Ein Bekannter bot ihr dann einen Verwaltungsjob in seiner Firma angeboten. Dort verdient sie etwas mehr.
Für große Sprünge reicht es aber weiterhin nicht. „Eine eigene Wohnung oder ein Haus werde ich mir sicher nie leisten können, bei den verrückten Preisen hier“, sagt sie und winkt ab. Beatriz hat keine Eltern in Luxemburg, sie stammt aus Portugal. Ihre Mutter war Hausfrau, ihr Vater Lehrer in einer Dorfschule. Anders als in Luxemburg sind die Gehälter der Lehrer dort eher bescheiden. Und auch wenn sie vielleicht einmal das Haus ihrer Eltern erben wird, der Gewinn dürfte sie dennoch kaum reich machen.
Trotzdem klagt Beatriz nicht, sie hält ihre Situation für vergleichsweise gut: Für ihre Wohnung im Stadtzentrum bezahlt sie 900 Euro, das ist ein Traumpreis, wenn man weiß, dass anderswo für die selbe Wohnfläche 1 300 Euro und mehr bezahlt werden. Eine Freundin hatte für sie gebürgt, um auch keine Zweifel an ihrer Zahlungsfähigkeit aufkommen zu lassen. Die Wohnung, in der sie vorher gewohnt hatte, war auch günstig, sie war aber nur mit dem Nötigsten ausgestattet, zudem standen Renovierungsarbeiten an – „Und dann hätte ich mir die Miete nicht mehr leisten können“, ist Beatriz überzeugt.
Wenn ihr mal ein wenig Geld am Ende des Monats bleibt, dann legt sie es auf die Seite, um für die nächsten Ausgaben zu sparen. Ein neuer Laptop, ein Sofa – das sind Anschaffungen, die sie Monate im Voraus planen muss. Und die sie sich nur dann leisten kann, wenn nicht gerade eine andere unvorhergesehene Reparatur oder Rechnung bezahlt werden muss.
Laut dem nationalen Jugendbericht der Uni Luxemburg von 2015, der sich der Frage der Übergänge vom Elternhaus ins Berufsleben widmet, ist die Wohnungsnot großes Thema unter jungen Erwachsenen, vor allem für jene, die nicht das Glück haben, von ihren Eltern Bauland oder ein Haus zu erben. „Nicht selten wünschen sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein ähnliches Wohnmodell wie das ihrer Eltern“, heißt es in der Jugendstudie. Die meisten wollen eine feste Partnerschaft und eine Familie mit Kindern, allerdings zu einem späteren Zeitpunkt. Ein Teil zögert den Auszug hinaus, wohnt aus Mangel an Alternativen länger, bis zum 29. Lebensjahr, zuhause bei ihren Eltern. Das Geld, was sie an Miete sparen, wird zurückgelegt, in der Hoffnung sich später eine eigene Wohnung leisten zu können.
Monique ist Erzieherin in einer Kinderkrippe. Sie wohnt seit einem Jahr mit ihrem Freund zur Miete, in Esch, in einem Mehrfamilienhaus. Vorher hatte sie bei ihren Eltern in einer kleinen Gemeinde im Süden gewohnt: „Da konnte ich etwas Geld zur Seite legen.“ Sich eine Wohnung zu kaufen, daran hat sie bisher nicht daran gedacht, obwohl ihre Eltern ihr das wegen der niedrigen Zinsen immer wieder nahelegen: „Ich mag meine Wohnung. Und den Stress mit Kreditschulden und so, weiß ich nicht, ob ich den haben muss“. Außerdem, fügt sie hinzu, „weiß ich nicht einmal, nicht ob mir die Bank überhaupt das Geld leihen würde.“ Die 22-Jährige hat derzeit einen begrenzten Arbeitsvertrag, allerdings mit Aussicht auf Verlängerung.
Einer Studie der Luxemburger Zentralbank aus dem Dezember 2014 zufolge geben Haushalte mit weiblichem Haushaltsvorstand öfters mehr Geld aus als sie verdienen, respektive an Einkommen zur Verfügung haben. Das gilt besonders, wenn sie geschieden sind. Jüngere Haushalte geben ihre Geld eher aus und sind auch bereit, mal Kredite aufzunehmen um ihren altersgemäßen Lifestyle zu finanzieren, heißt es in der Studie weiter. Wenn alles gut geht, gilt: Je älter sie werden, desto mehr Geld haben sie zur Verfügung, um ihren laufenden Kosten decken und auch noch Geld auf die Seite legen zu können.
Für Haushalte, die von Frauen geführt werden, ist das indes nicht so einfach: Weil sie weniger verdienen, sehen sie sich größeren Hürden bei der Kreditaufnahme gegenüber: Banken schätzen sie eher mal als nicht kreditwürdig ein, weil sie bestimmte Garantien nicht bringen können. Frauen verdienen durchschnittlich weniger als Männer und arbeiten häufiger in Teilzeitverhältnissen.
Monique lebt ungerne auf Pump, sie kauft sich, „was man so zum Leben braucht“, ihre letzte größere Anschaffung war ein Fahrrad. Sonst „macht sie das, „was andere Leute auch machen: in den Urlaub fahren, ausgehen.“ Über die Zukunft, oder gar ihre Alterssicherung, macht sich die junge Frau bisher keine größeren Gedanken. So einfach in den Tag leben, tut sie dann aber auch nicht: Sie versucht, jeden Monat etwas Geld beiseite zu legen: „Vielleicht gehe ich eines Tages noch einmal studieren. Dann brauche ich Rücklagen.“