Haben Sie The Dark Knight gesehen, den letzten Batman-Film? Dann erinnern Sie sich vielleicht, dass darin als Schauplatz auch eine lange Rolltreppe vorkam. Eine Studiokulisse war das nicht, sondern die Central-Mid-Levels Escalators in Hongkong. Mit 800 Metern Länge und 135 Metern Höhenunterschied ist das die größte Außen-Rolltreppe der Welt. Hongkong-Besuchern wird sie als Sehenswürdigkeit empfohlen.
Da erscheint es gar nicht so gewagt, was nach Informationen des Land die CFL und das Nachhaltigkeits- und Infrastrukturministerium erwägen: eine Rolltreppe zwischen Pfaffenthal und Kirchberg zu bauen. Sie würde kleiner als die in Hongkong, soll aber auch nicht in erster Linie der Hauptstadt zu einer Attraktion verhelfen, sondern den Kirchberg ans Eisenbahnnetz anbinden. Liegt die Rote Brücke doch nur an die 250 Meter Luftlinie entfernt von der CFL-Nordstrecke. Gäbe es einen zusätzlichen Haltepunkt im Tal unterhalb der Brücke, wären von dort über die Rolltreppe relativ rasch Busse und später die Tram auf dem Kirchberg erreichbar.
Würde das Projekt verwirklicht, hätte Jukka Vuori Grund zur Freude. Auf den aus Finnland stammenden Bauingenieur geht die Idee zurück; vor drei Jahren sprach er im Luxemburger Wort davon. Dass heute CFL und Ministerium zwar bestätigen, der Bau von Rolltreppe und Haltepunkt Roud Bréck werde tatsächlich studiert, sich mit weiteren Auskünften aber zurückhalten, dürfte auch daran liegen, dass diese Lösung verkehrspolitisch durchaus ein paar weiter reichende Implikationen hätte.
Denn wenn es gelänge, damit eine zügige Verbindung zwischen Bahn, Kirchberg und Limpertsberg herzustellen, könnte die Neubau-Zugstrecke zwischen Hauptbahnhof und Kirchberg via Flughafen sich endgültig erübrigen. Infrastrukturminister Claude Wiseler (CSV) hatte das noch unter der Juncker-Polfer-Koalition verabschiedete Projekt letzten Herbst auf Eis legen lassen: statt 600 Millionen Euro müsse man dafür 1,2 Milliarden veranschlagen. Doch offen ist noch immer, ob stattdessen die Tram bis zum Flughafen verlängert werden soll. Der Schöffenrat der Hauptstadt plädiert dafür schon lange. Eine Rolltreppe zwischen Kirchberg und CFL-Nordstrecke könnte diese Option wahrscheinlicher werden lassen.
So richtig sinnvoll aber dürfte eine solche Verbindung zum Kirchberg nur sein, wenn sie nicht nur zu den Nord-Zügen führt, sondern am besten nach überallhin im Netz der CFL. Das aber würde voraussetzen, dass die Bahn „durchgebundene“ Züge verkehren lässt – wie Ende der Neunzigerjahre, als der Takt ’98 in ein Desaster aus nicht beherrschbaren Verspätungen führte. Bei all den Problemen, die die CFL derzeit haben, fragt sich, ob die Kirchberg Escalators wirklich schon in der näheren Zukunft realisiert würden – und ein neuer Batman vielleicht in Luxemburg gedreht werden könnte. PF