Haushaltsbilanz II

Einnahmen/Ausgaben

d'Lëtzebuerger Land vom 22.09.2017

Die Struktur der Haushaltsausgaben hat sich in den vergangenen Jahrzehnten besonders bei den weniger gut situierten Haushalten stark verändert. Wie die verschiedenen Auswertungen der durch das Statec regelmäßig wiederholten Umfrage über die Haushaltsbudgets zeigen, sind in den vergangenen 50 Jahren die Ausgaben für Lebensmittel und Bekleidung im Verhältnis zu anderen Ausgaben stark gefallen. Gaben die Haushalte Mitte der Sechzigerjahre noch 35 Prozent ihres Budgets für Lebensmittel, Getränke und Tabakwaren aus, waren es 2009 nur noch 13,3 Prozent. Wurden in den Sechzigern noch 17,3 Prozent des Haushaltsbudgets in Kleider und Schuhe investiert, fiel dieser Ausgabeposten 2009 um über die Hälfte auf acht Prozent.

Stark angestiegen sind hingegen die Ausgaben fürs Wohnen und für den Transport. Der Kostenpunkt Wohnen ist zwischen 1964 und 2009 von 18,7 auf 34,4 Prozent angestiegen, worin Ausgaben für Mieten (reale oder fiktive, für diejenigen, die Wohneigentum besitzen), für Wartungsarbeiten und Reparturen, Strom, Gas oder Heizöl, sowie Gebühren zur Müllentsorgung und verwandte Kosten eingeschlossen sind. Die Transportausgaben haben sich in der gleichen Zeitspanne von 9,6 auf 18,2 Prozent fast verdoppelt.

In La consommation des ménages depuis les année 60, führt das Statec dies auf „l’essor de l’automobile et en règle générale une plus grande mobilité des individus“ zurück. In Regards 14 sur les inégalités de la consommation au Luxembourg en 2014 untersucht das Statistikamt die sozioökonomisch bedingten Unterschiede in der privaten Haushaltsaufstellung und teilt dazu die Bevölkerung in fünf Gruppen von den ärmsten bis zu den reichsten 20 Prozent ein. Dabei fällt auf, dass die Haushalte in der niedrigsten Einkommensgruppe 11,7 Prozent ihres Budgets in die Lebensmittelversorgung investieren, während die wohlhabensten 20 Prozent nur 6,8 Prozent für ihre Lebensmittel ausgeben. Im ersten, dem finanziell schächsten Quintil, belaufen sich die Unterkunftskosten auf 41,2 Prozent des Budgets, während es im fünten Quintil nur 33,1 Prozent sind. Die reicheren Haushalte geben dafür mit 14,4 Prozent einen größeren Teil ihres Einkommens für den Transport aus als die weniger gutbetuchten mit 12,3 Prozent, und sie lassen außerdem deutlich mehr Geld in Hotels und Restaurants (9,6 Prozent im Vergleich zu 4,9).

Wie groß die Unterschiede sind, zeigen die tatsächlichen Zahlen, die Summen, um die es geht. Während die unteren 20 Prozent 2014 über ein Jahresbudget von 35 591 Euro verfügten, waren es bei den oberen 20 Prozent 84 647 Euro. Bei ersteren beliefen sich die Wohnkosten auf 14 676, bei letzteren auf 27 994 Euro. Während die Transportausgaben sich in der unteren Einkommensklasse auf 4 384 Euro beliefen, gaben die oberen 20 Prozent fast dreimal so viel für Autos aus und 4,6 Mal soviel für Flug- und Bahntickets und für Hotel- und Restaurantrechnungen. Wie viel Geld die oberen 20 Prozent danach noch für Finanzanlagen überig haben, oder ob sie den Großteil ihres Einkommens in Autos, Design-Möbel und Reisen investieren, geht aus der Studie nicht hervor.

Michèle Sinner
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