Dude, are you for real? – Wer vergangenen Freitag die Ausführungen von Géry Meyers zu seinem Rücktritt als Direktor der Agence pour le développement de l’emploi (Adem) hörte, musste sich unweigerlich fragen, ob er wirklich ernst meinte, was er mit viel Pathos und effektvollen Atempausen sagte. Er trete aus rein persönlichen Gründen zurück, so Meyers am Freitag gegenüber dem Land und anderen Medien. Als man ihn vergangenes Jahr gefragt habe, ob er die Adem leiten wolle, habe er „Loyalität“ und „Stolz“ gefühlt, obwohl er nicht richtig wusste, was zu erwarten sei. Er habe sich schnell eingearbeitet, so Meyers weiter, der glaubt, in seiner knapp sieben-monatigen Amtszeit einiges umgesetzt zu haben. Aber er habe nicht gesehen, „was in ihm drinnen los war“. Später sei ihm bewusst geworden, dass „das Herz, die Berufung nicht da waren“. „Es reicht nicht aus, eine solche Arbeit mit der notwendigen Kompetenz zu machen, sondern man muss auch mit dem Herzen dabei sein“, weist er vorsorglich Zweifel an seiner Qualifikation von sich. Dabei hatte Meyers bei seinem Amtsantritt sehr emotional argumentiert, sinngemäß erklärt, als Vater kleiner Kinder fühle er sich berufen, zu einer besseren Zukunft des Landes beizutragen.
Er sei „nicht an der richtigen Stelle“ gewesen, sagt der ehemalige Offizier jetzt. Dass er seinen Irrtum korrigiert, muss man ihm vielleicht nach dem Motto: „besser eine späte Einsicht als gar keine“ zugute halten. Denn einen Direktor, der halbherzig an die Sache herangeht, kann die Adem, nach jahrelangen Reformversuchen und bei steigenden Kundenzahlen, wirklich nicht brauchen. Eben deswegen wirft Meyers Rücktritt gar kein gutes Licht auf Arbeitsminister Nicolas Schmit (LSAP). Denn sein Irrtum ist natürlich auch der des Ministers, der ihn letztes Jahr nominiert und ihm viel Vorschusslorbeeren spendiert hatte. Dies obwohl Schmit zwei Jahre zuvor bereits eine neue Führungsmannschaft mit dem Auftrag, die Adem zu reformieren, eingesetzt hatte, die ihrerseits vergangenen Sommer aus dem Radio erfahren hatte, dass sie abgesetzt war. Das macht den Fall Meyers für Schmit um einiges peinlicher, als es ohnehin schon ist.
Deswegen muss sich Schmit wohl oder übel den Vorwurf gefallen lassen, schlechte Menschenkenntnis und Urteilsvermögen gezeigt, beziehungsweise aufs falsche Pferd gesetzt zu haben, weswegen ihn der Rücktritt seines Schützlings kaum freuen dürfte. So gab es zur Vorstellung der dritten Adem-Direktion in ebenso vielen Jahren einstweilen eine knappe Pressemitteilung: Isabelle Schlesser, ehemalige Mitarbeiterin von Luxinnovation, übernimmt den Direktionsposten. Gaby Wagner, ehemalige Mitarbeiterin der im Chaos versinkenden OGBL-nahen Beschäftigungsinitiative Objectif plein emploi (OPE), und Ian Tewes, bislang innerhalb der Adem für Qualität und Organisation zuständig, stehen ihr als beigeordnete Direktoren zur Seite. Mitte April wollen sie ausführlich über die bisher erreichten Fortschritte berichten und ihre Vorhaben für die Zukunft darlegen. Eine Übung, die ebenfalls zum dritten Mal binnen drei Jahren stattfindet, was der neuen Direktion keinen Bonus an Legitimität und Glaubwürdigkeit verschafft. Ende Mai dann soll das Verfahren über den Einspruch von Mariette Scholtus gegen ihre Suspendierung vor dem Verwaltungsgericht verhandelt werden (d’Land 22.02.2013). Ob Schmit es geschafft hat, die ehemalige Adem-Direktorin, die von vielen für den Stillstand innerhalb der Adem verantwortlich gemacht wurde, endgültig aus dem Amt zu heben, ist also noch nicht gesagt. Keine glänzende Bilanz für einen Arbeitsminister, der bei seinem Amtsantritt nicht mit Kritik an seinem Vorgänger François Biltgen (CSV) sparte.