Das Statistikamt Statec stellte am Dienstag bessere Wirschaftsprognosen für 2010 und 2011 vor. Für das laufende Jahr rechnet das Statec mit einer Progression der Wirtschaftsleistung von 3,2 Prozent. Für 2011 werden 3,0 Prozent vorhergesagt. Im zweiten Quartal 2010 ging die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent gegen-über dem ersten Quartal zurück. Das sei aber eher als Hinweis auf eine Verlangsamung des Wachstums zu werten denn als Vorbote für eine neue Krise, schreiben die Statistiker. Der Aufschwung stelle sich 2010 in allen Wirtschaftsbranchen ein, stellt das Statec fest.
Nur im Finanzsektor, dem wichtigsten Wirtschaftszweig, biete sich ein kontrastreicheres Bild. Die Investmentfondsbranche konnte in den ersten drei Quartalen gute Resultate verbuchen. Die Aktiva stiegen seit Januar um 12 Prozent. In den Luxemburger Investmentfonds werden wieder deutlich mehr als 2 000 Milliarden Euro verwaltet. Allein im Monat August flossen 31 Milliarden Euro neue Mittel in die Fonds. Einen solch guten Monat hatte es seit Anfang 2007 nicht mehr gegeben. Die Lebensversicherungs-branche profitierte auch im ersten Semester 2010 noch von der Diskussion um die Reform der europäischen Quellensteuer-bestimmungen und kassierte Prämien in Rekordhöhe. Die Banken finden hingegen nicht so schnell zu ihrer alten Dynamik zurück. Das Kreditvolumen war Ende September 2010 gegenüber dem Tiefstand von 2009 fast unverändert niedrig. Die Bilanzsumme der Banken ging in den ersten neun Monaten 2010 gegenüber der Referenzperiode 2009 um acht Prozent zurück. Das operative Ergeb-nis war Ende des dritten Quartals 2010 um 20 Prozent geringer als im Vorjahr – das ist laut Statec vor allem auf niedrigere Zinsmargen und Wert-berichtigungen auf den Staatsanleihenportfolios zurückzuführen.
Die positive Entwicklung der Beschäftigungsrate hält nach 2009 (+1,0 Prozent) auch 2010 an. Im ersten Quartal stieg die Beschäftigung um 0,6 Prozent, im zweiten Quartal um 1,6 Prozent. Vor allem in der Industrie und auf dem Bau wurde eingestellt, entweder direkt oder über Leiharbeitsfirmen, deren Geschäft deswegen brummt. Für 2011 rechnet das Statec mit einem Zuwachs der Beschäftigungsrate von 1,5 Prozent. Das reicht nicht aus; die Zahl der Arbeitslosen wird größer. Auch im Oktober 2010. Das Konjunkturkomitee zählte Ende des vergangenen Monats 14 703 Erwerbslose, die bei der Adem eingeschrieben waren. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 6,1 Prozent. Zählt man die Arbeitslosen hinzu, die von einer Beschäftigungsmaßnahme profitieren, waren 7,7 Prozent der aktiven Bevölkerung ohne Anstellung. Dieses Jahr werde die Arbeitslosenrate im engeren Sinn 6,2 Prozent betragens, so das Statec. Nächstes Jahr soll die Arbeitslosigkeit bis auf 6,5 Prozent steigen. Ungefähr zwei Prozent der aktiven Bevölkerung werden dann in Ausbildungs- oder Beschäftigungsmaßnahmen betreut werden, die Arbeitslosenrate im weiteren Sinne also 8,5 Prozent betragen.
Die jährliche Inflationsrate betrug Ende Oktober 2,4 Prozent. Die Preise stiegen 2010 deutlich schneller als 2009, eine Entwicklung die vor allem auf den Anstieg der Erdölpreise zurückzuführen ist, zu der aber auch Steigerungen der öffentlichen Preise beigetragen haben. Dem zentralen Szenario des Statec zufolge werde die In-flationsrate für das Jahr 2010 auf 2,2 Prozent betragen um 2011 wieder auf 1,6 Prozent zu sinken. Die Lohnkosten sind im ersten Quartal 2010 um 1,2 Prozent, im zweiten Quartal um 0,7 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung sei größtenteils auf die Auszahlung von Gratifikationen zurückzuführen. Bisher hat sich Aufschwung nur in der Finanzbranche mit plus 4,6 Prozent pro Kopf positiv auf die Gehälter ausgewirkt. In den anderen Branchen der Privatwirtschaft blieb der Trend zur Lohnmoderation aktuell. Für 2010 und 2011 geht das Statec von nominellen Lohkostensteigerungen von zwei Prozent aus. Weil aber die Preise ungefähr im gleichen Rhythmus steigen würden, und höhere Steuerabgaben auf die Beschäftigten zukämen, würden die Reallöhne kaum steigen. Für 2011 sagt das Statec einen Kaufkraftverlust von 0,5 Prozent voraus. Die Lohnstück-kosten gingen im zweiten Quartal 2010 merklich um 2,3 Prozent zurück. Den Berechnungen des Statec zufolge betrug der Produktivitätsverlust in der Luxemburger Wirtschaft kumuliert über die Jahre 2008 und 2009 sieben Prozent. Die Produktivität sollte aber voraussichtlich 2010 und 2011 um jeweils 1,5 Prozent ansteigen.