Bildungsausgaben

Die Privatschulen boomen

d'Lëtzebuerger Land du 04.01.2013

Ein Posten sticht im Budget 2013 hervor: Der Staatszuschuss für die Privatschulen steigt trotz Krise um rund neun Millionen Euro. Das ist ein dicker Batzen Geld, deren Hintergründe zu kennen, interessant wäre. Leider schlüsselt der Haushaltsentwurf nicht auf, mit wie viel Geld Luxemburger Steuerzahler die Privatschulen im Einzelnen unterstützen. Auf eine entsprechende Land-Anfrage hatte es 2012 geheißen, man wolle vermeiden, dass Schulen sich untereinander verglichen. Wohlgemerkt: Die Zuschüsse zu den Betriebskosten für die öffentlichen Sekundarschulen sind im Budget nach Schulen aufgelistet. Eine Kontrolle durch den Rechnungshof 2012 gab mehr Ausschluss – und einen Rüffel: Der Staat kontrolliere die Ausgaben für die Privatschulen nicht ausreichend, so die Prüfer.
Der Geldregen für den Privatschulsektor entspricht dem Trend: Immer mehr Eltern schicken ihre Kinder auf Privatschulen. So ist der Anteil der Privatschüler an der Gesamtschülerpopulation binnen zehn Jahren kontinuierlich gestiegen: von etwa neun Prozent im Schuljahr 2001/2002 auf elf Prozent im Schuljahr 2005/2006 und 13,5 Prozent im Schuljahr 2010/2011. Zugleich steigt die Zahl der Schüler, die mit dem Zug über die Grenze fahren, um in einer Schule in der Großregion zu lernen.
Wenn das kein Warnsignal ist: Luxemburgs Eltern trauen der öffentlichen Schule offenbar immer weniger zu, ihre Kinder auf die Herausforderungen der Zeit angemessen vorzubereiten. Spannend wäre zu wissen, wer warum seine Kinder aus der öffentlichen Schule nimmt. Es wäre eine aufschlussreiche Liste, welcher Politikersohn oder welche Unternehmertochter die Waldorfschule, die Europaschule oder die International School besucht, weil sie in der Regelschule nicht zurechtkamen. Verdenken kann man es ihnen kaum: Die meisten Privatschulen erzielen bessere Resultate und zeichnen sich zudem oft durch offenere, zeitgemäße Unterrichtsmethoden aus. Das aber heißt vor allem eines: Die öffentliche Schule muss sich noch viel mehr anstrengen, will sie diesen Trend brechen.

Ines Kurschat
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