Der Cappuccino schmeckt aromatisch-herb. Singer-Songwriter-Musik läuft im Hintergrund. Der im Siebzigerjahre-Stil gekachelte blau-weiße Boden ergänzt stilvoll das dunkelblaue Tassengeschirr und die hellblauen Sitzkissen. Das Florence Speciality Coffee, das erst vor einem halben Jahr im Bahnhofsviertel öffnete, ist kein Geheimtipp mehr. Gründerin der Kaffee-Bar ist Kelsey Todter, die einen Erfahrungshintergrund im NGO-Bereich in Ländern wie Uganda hat und vor allem mit lokalen Kaffee-Anbauern zusammenarbeitet. An diesem ersten Öffnungstag im Januar sitzt nur eine weitere Frau im Café und genießt die Lebensgefühl-Revolution, die der Italiener Archille Gaggia auslöste. Ohne seine leicht bedienbare Espressomaschine, die er in den 1950er-Jahren auf den Markt brachte, hätten die Kaffeehäuser und lichtgedimmten, verrucht-verrauchten Wirtsstuben die Konkurrenz von für Metropolen üblichen Kaffee-Bars nicht erlebt.
Im Starbucks-Findel ist an diesem ersten Werktag nach Neujahr die Stimmung ebenso gemächlich. Keine Schlange steht vor der Theke an, an den Tischen hängen gelangweilt wartende Reisende rum und nippen an ihrem Becher oder tippen ins Smartphone. Draußen regnet es; in dem kleinen Starbucks-Gehege im Eingangsbereich informiert eine Tafel über die anstehenden Abflüge: Gran Canaria „boarding“ wird angezeigt. Im Oberweis, am anderen Ende der Halle, sitzt nur ein englischsprachiges Paar. Vertraut die transnationale Kundschaft eher einem Logo, das sie kennt, obwohl Oberweis sein hochwertigeres Feingebäck breit sichtbar aufreiht und somit eigentlich eine gewichtige Konkurrenz für das Unternehmen aus Seattle sein müsste? Übrigens war die Meerjungfrau bis in die Achtzigerjahre barbusig, heute bedeckt ihr gewelltes Haar ihren Busen. Wer eine gemischte Kundschaft anstrebt, vermarktet wohl doch nicht nach dem Prinzip sex sells. Während im Findel zuvorderst Touristen auf ihren Abflug warten, ist Starbucks dafür bekannt, am Computer rumhängende anywhere-arbeitende Dienstleister in seine Lokale zu locken.
Still in einem Café am Computer sitzen – das kontrastiert mit dem Geselligkeitspegel der ersten Kaffeehäuser. Diese etablierten sich im 16. Jahrhundert in Istanbul und bereits ein Jahrhundert später gab es über 300 in London – es waren gesellige Orte, an denen Kaffee getrunken, Klatsch ausgetauscht, Karten- und Würfelspiele stattfanden, politisch debattiert, Tänze und Konzerte aufgeführt, sexuelle Dienstleistungen angeboten und Handel betrieben wurde. In den Kaffeehäusern wurden die Bohnen frisch gemahlen, und dementsprechend betörend muss es wohl geduftet haben. Ein Duft, dem Frauen als Kundinnen selten ausgesetzt waren: Sie arbeiteten hier vor allem als Bedienende, Sängerin, Prostituierte, Kaffeeköchin, manchmal aber waren sie Besitzerin des Etablissements, wie der Kieler Geschichtsprofessor Martin Krieger schreibt, der zur Kulturgeschichte des Kaffees publiziert hat. Neben Kaffeehäusern eröffneten zudem – wie heute in Indien noch üblich – an den Straßenecken Kaffeebuden ohne Sitzmöglichkeit, an denen der Kaffee stehend eingenommen oder von Laufburschen abgeholt wird.
Allerdings haben Starbucks & Co diese Kaffeebuden- und Abhol-Mentalität teilweise wiederbelebt, denn im Findel steht ein March-Korb voller mehrfach nutzbarer Coffee-to-go-Becher mit Meerjungfrauen-Emblem und in MPK-Kiosken kann man Starbucks-Kaffee am Apparat kaufen, was das Marken-Image womöglich entmystifiziert. Als die Facebook-Fanpage Luxemburg vor zehn Jahren mit über 50 000 Followern fragte “What is missing in Luxembourg?”, lautete die erste Antwort “Starbucks”. Heute ist das US-Unternehmen mit mehr als 30 000 Filialen in über achtzig Ländern fester Bestandteil der Luxemburger Kaffeekonsum-Kultur. Das Café-Florence setzt hingegen auf den slow Genuss; statt dem To-go-Becher sind hier handgetöpferte Tassen, handgefertigte Schokolade sowie Qualitätskaffee zum Verkauf aufgestellt.
In Luxemburg begann der Handel mit und der Verzehr von Kaffeebohnen im 18. Jahrhundert. Bis 1850 war es vor allem ein Luxusgetränk, eine Gourmetware, die sich Gutbetuchte leisteten. Danach verbreitete sich der Kaffee auch in der bäuerlichen Gesellschaft und das bräunliche Gebräu ersetzte zunehmend die bis dahin übliche Morgensuppe. Das erste Café italien eröffnete Joachim Tedesco 1816 in Luxemburg in der Rue Chimay. Das große Geld wird aber nicht mit einem Café italien geschaufelt; am Kaffee verdienen vor allem Konzerne die zugleich Großhändler, Röster und Vertreiber sind, wie Romain Hilgert in Banken, Kaffi, Hädekanner erläutert. Sie wandeln günstig erworbene Bohnen aus Übersee in eine teure Genussware um. Das Vermögen des Cactus-Imperiums war in seinen Anfängen eng an den Vertrieb dieser Kolonialware verknüpft und ist es bis heute: Das Unternehmen röstet jährlich 350 Tonnen Bohnen, so viel wie allen anderen luxemburgischen Röstereien zusammen. In seinen Lagerhallen stapeln sich um die 2000 Säcke, von jeweils 60 Kilo. Aktuell werden jährlich zehn Millionen Rohkaffee geerntet; Hauptproduzenten sind Brasilien, Vietnam, Kolumbien und zwei Drittel des weltweiten Handels werden über die Schweiz abgewickelt.
Anders als das Florence Speciality Coffee schaltet Cactus keine aufwändig kuratierten Instagram-Posts: Die Cactus-Regale sind verlässliche Abnehmer. Die Kaffee-Bar im Bahnhofsviertel nutzt hingegen die sozialen Netzwerke, um Kundinnen an sich zu binden, und wirft ins World-Wide-Web: „Wir danken jedem Einzelnen von euch. Ihr seid Teil einer wunderbaren Gemeinschaft, der es wichtig ist zu wissen, woher der Kaffee kommt und was euer morgendlicher Einkauf symbolisiert.“ Der Laden verwendet Onlineplattformen aber auch, um sich eine autobiografische Identität anzudichten: „2021 war ein wunderbares Jahr für uns. Wir haben miterlebt, wie eine Idee zum Leben erweckt wurde; wir haben gesehen, wie etwas aus dem Nichts entstanden ist.“ Werbeunterstützung stammt zudem von dem LSAP-Wirtschafts- und Entwicklungszusammenarbeits-Minister, Franz Fayot, mit dem die Unternehmensgründerin liiert ist. Beide waren im Herbst 2021 gemeinsam in Ruanda. Er reiste ins afrikanische Land, um an der Mikrofinanzwoche teilzunehmen; sie um ihre Handelspartner zu treffen. Dabei switchte der Minister scheinbar zwischen professionellem und privatem Leben hin und her: Auf Instagram postete er ein Foto mit sich auf einer Kaffee-Plantage, die mit „checking on coffee growing techniques“ getaggt ist.
Wer an der Wandtafel seine Variante bei Florence auswählt, stößt vielleicht auf den ihm unbekannten Cortado. Er reiht sich in den Trend der Vervielfältigung von Zubereitungsmethoden und Kaffeevarianten ein. Sprachen in Luxemburg frühere Generationen von Bounekaffi oder Mokka, in Anlehnung an den jemenitischen Handelshafen al-Mocha, lösten ab der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts Kaffeevarianten wie Espresso oder Cappuccino den Mokka ab. Starbucks treibt diesen Trend auf die Spitze mit Bezeichnungen wie Ristretto Bianco und Espresso con Panna; synthetisiert aber auch häufig den American Way of Life mit melodischem Italienisch, indem es den Americano und Latte Glacé Caramel Maple anbietet. Die Einheiten sind ebenfalls an amerikanische Bedürfnisse angepasst, die kleinste Einheit tall überbietet immer noch die durchschnittliche Tassengröße bei Oberweis. Und der Geschmack erinnert eher an eine Coca-Cola-Version von Kaffee. Aber nicht nur die Getränke erweisen sich als amerikanisiert, sondern zugleich die sozialen Umgangsformen: Wer an einer Starbucks-Theke steht, wird mit einem befremdlich wirkenden Geduze konfrontiert. Hier werden Wildfremde mit Vornamen angesprochen und behandelt, als seien sie die besten Freunde des Servicepersonals, dabei aber bleiben die Interaktionen hochgradig effizient.
Kelsey Todter hingegen scheint mit einem Teil der Kundschaft Freundschaftsbeziehungen einzugehen. So erzählt eine Kundin von ihrem Tisch aus von ihren Plänen der kommenden Wochen und plaudert mit der Bar-Besitzerin über einen gemeinsamen Bekannten aus dem Viertel. Dann schneit ein Mann in Jogginghose herein und holt zwei Kaffees ab. Der Mann erzählt von seinem Kind und seiner Frau; er ist hörbar Stammgast und customer-friend. Währenddessen bereitet Todter seine Bestellung zu, hört aufmerksam zu, fragt nach, kommentiert emphatisch. Es bedarf wenig Fantasie, um sich vorzustellen, dass im Florence das eine oder andere Gespräch stattfand, das mit einer Art informeller Therapie vergleichbar ist.
Die heute an den runden Starbuckstischen, latte-irgendwas Schlürfenden und Coffee-to-go Büroangestellten haben wenig gemein mit einer weiteren Gruppierung, die zum internationalen Kaffee-Erfolg beitrug. Die global sich ausbreitende Akzeptanz des Rauschmittels verdanken wir nämlich vor allem den Sufis, wie man bei Martin Krieger nachlesen kann. Um während der nächtlichen spirituellen Exerzitien wach zu bleiben, verwendeten Sufis im Jemen bis ins 15. Jahrhundert die Blätter der Qat-Pflanze. Als diese jedoch Mangelware wurden, kam der Gelehrte al-Dhabani auf die Idee, koffeinhaltige Bohnen als Wachmacher einzusetzen. Mehr noch, er pries Kaffee als Medikament, das ihn bei einer Erkrankung während einer Reise nach Äthiopien genesen habe. Die zunächst sich in sufistischen Kreisen ausbreitende Kaffee-Toleranz erfasste im weiteren Verlauf der Geschichte zusehends die breitere Gesellschaft. Zusätzlich legitimierten die Sufis Kaffeekonsum religiös: Denn unter muslimischen Autoritäten wurde darüber gestritten, ob Kaffeegenuss mit dem Islam vereinbar sei. Nachdem diese Frage geklärt war, kam es trotzdem immer wieder zu Verbotsbestrebungen: Kaffeehäuser würden Muslime vom Gang in die Moschee abhalten, lautete ein Vorbehalt. Und ein weiterer: In den geselligen Häusern formiere sich politischer Widerstand. Tatsächlich waren Kaffeehäuser historisch betrachtet berüchtigte Orte des politischen Protests; in Paris traf man sich im Café de Foy, wo unter anderem die koffeinberauschte Journalistin Camille Desmoulin den Sturm auf die Bastille mitorganisierte.
Die Berührungsängste mit Koffein tauchten um die letzte Jahrhundertwende in gesundheitspolitischem Gewand wieder auf: Der einflussreiche Virologe Rudolf Virchow sprach von dem Getränk als Gift, das sich ebenso schädlich wie Alkohol auswirken könne. Die „Modekrankheit“ unter der damals viele litten, hieß „Nervosität“, und unter anderem die Lebensreformbewegung versuchte den Betroffenen ein Lebensmodell anzubieten, das sich dem der gehetzten urbanen Industriegesellschaft entgegenstellte. Damit einher ging der Konsum von nicht koffeinhaltigem Ersatzkaffee aus Zichorien oder Getreide. Aber auch ökonomische Gründe trugen dazu bei, dass die Bohnen häufig mit Malz oder Schiggriskaffi gestreckt oder durch diesen ersetzt wurden. Da der Kaffeepreis hoch war, bedingt durch teilweise den Globus umspannende Transportwege und Zwischenhandelsstationen, kam es, dass sich vor allem im 19. Jahrhundert in Luxemburg-Stadt Fabriken etablierten, die aus Chicorée-Wurzeln Puderersatzkaffee herstellten. Einen Höhepunkt erreichte der Handel des Muckefucks (mocca faux) während der Erzeugungs- und Handelsengpässe in den Weltkriegsperioden, wie Romain Hilgert schreibt.
Die spirituellen Exerzitien um eine Bewusstseinsveränderung zu erzielen, der politische Kaffeerausch vor der Erstürmung der Bastille und die Angst vor lähmender Nervosität erinnern uns daran, worum es eigentlich beim Kaffeekonsum geht: nicht um ein unabdingbares Geschmackserlebnis; nicht darum, ein Primärbedürfnis wie Durst zu stillen. Es geht vor allem um eins: Das Scharfstellen des mentalen Innenlebens. Eben hierfür brauchen wir die schwarz oder hellbraun schimmernde Droge. Sie soll uns in einen Zustand versetzen, in dem wir konzentriert sind, ein mental-apathisches Dahinvegetieren abtöten. Um an die Droge zu kommen, die das vermag, werden politische, ökologische und ökonomische Karten stets neu gemischt. Soziale Trends und Konsummoden gehen mit ihr einher: Coffee-to-go-Becher füllen Mülleimer, und mit Kolleginnen trifft man sich zur Kaffeepause.
Nicht nur Menschen sind mit ihrer Koffeinsucht beschäftigt. Die Entomologin Geraldine Wright publizierte 2013 eine Studie, die bestätigt, dass das im Blütennektar von Coffea- und Zitruspflanzen vorkommende Koffein die Fähigkeit der Bienen signifikant erhöht, sich an einen Blütenduft zu erinnern und ihn zu lokalisieren. Zugleich stärkt es Neuronen, die am olfaktorischen Lernen und Gedächtnis beteiligt sind. In unbekümmerterer Prosa beschreibt Michael Pollan den Vorgang wie folgt: „Euphorisieren Sie Ihre Bestäuberin mit einer geringen Dosis Koffein, und sie wird sich an sie erinnern und wiederkommen. Sie wird sie anderen Pflanzen vorziehen, die nicht denselben Kick bieten.“ In This is your Mind on Plants behauptet Pollan, es sei eine - wenngleich nicht intentionale - Glanzleistung der Kaffeepflanze gewesen, ein chemisches Molekül zu entwickeln, das andere Lebewesen abhängig von einem mache. Seit das Koffein den Weg in den menschlichen Organismus gefunden hat, besitzt die Pflanze einen ungleich lauteren evolutionären Vorteil. Wir sind süchtig nach der euphorisierenden Wachheit, der Bewusstseinsqualität, die Kaffee verleiht, und sind deshalb bereit, den Wachstum der braunen Bohne optimal zu gestalten und zu fördern.
Der Begriff Kaffee geht auf das altarabische qahwe zurück. Aber die ersten Kaffeepflanzen stammen nicht aus dem arabischen Raum: Das Genussmittel verbreitete sich ab dem 15. Jahrhundert von dem südlich von Äthiopien und später von diesem annektierten Königreich Kaffa. Der Legende zufolge soll eine Zibetkatze die Kaffeepflanze aus den Tiefen des zentralafrikanischen Urwaldes nach Kaffa gebracht haben. Die Katze als Totem-Tier der Kaffeetrinkerinnen: Eine Erzählung von der Coffee-Cat-Memes-Enthusiasten womöglich angetan sind. Tatsächlich aber spielte sich anschließend der Kaffeehandel zunächst in arabischen Ländern ab. Und um den arabischen Kaffeehandel zu schwächen, entstanden in den niederländischen Kolonien Java und Surinam erste Kaffeeplantagen, die von Sklaven bewirtschaftet wurden. Neben der Sklavenarbeit drückten die zunehmend effizientere Dampfschifffahrt ebenso den Preis. Noch immer halten schlecht bezahlte Tagelöhner und Kinderarbeit die Preise der ehemaligen Kolonialware tief; in Guatemala geht man von circa einer Million Kindern unter zehn Jahren aus, die auf Plantagen Kaffee pflücken.
Kelsey Todter weiß um die Schattenseite des Kaffeekommerzes und hat in ihr Geschäftsmodell ein Gegensteuern integriert. So informiert das Unternehmen im Internet, es habe sich zur Aufgabe gemacht, „die Transparenz innerhalb der Wertschöpfungskette zu erhöhen“. Um diese Aufgabe glaubwürdig zu kommunizieren, schaltet es regelmäßig Fotos von Treffen mit afrikanischen Anbauern in den sozialen Medien frei. Auf einem Bild steht ein Erzeuger aus Burundi in einer Plantage, hält mit beiden Händen saftig-grüne Blätter fest und richtet seinen wachen, freundlichen Blick der Kamera entgegen. Neben der Aufnahme lässt sich vernehmen: „Neugierig, woher euer Kaffee kommt? Stolze Gesichter wie dieses begeistern sich für neue Techniken und Methoden, um besseren Kaffee für uns anzubauen! Von Burundi nach Europa mit Liebe“.
Diese Aufwertung des Kaffeeanbaus und seiner Produzenten geht nicht ohne Re-Exotisierung einher. Während im 17. Jahrhundert auf europäischen Höfen ganze Gesandschaften aus dem Orient eintrafen, um für Unterhaltung und Kaffeezubereitung zu sorgen, wird heute über Social-Media-Entertainment versucht, den ethisch ausgerichteten Konsumenten in Kontakt mit dem Ort und den Menschen zu bringen, die die Bohnen anbauen.
Starbucks gibt an, ebenfalls um das Wohl seiner Kaffeebauern besorgt zu sein und wählt, um dies zu vermitteln, den US-amerikanischen Marketing-Neusprech: „Die Mission von Starbucks, den menschlichen Geist zu inspirieren und zu fördern, geht weit über unsere Kunden, Partner und Cafés hinaus. Wir sind stolz darauf, unsere Geschäfte verantwortungsvoll zu führen und die Gemeinden zu unterstützen, in denen wir tätig sind. Als ein Unternehmen, das etwa drei Prozent des weltweiten Kaffees von mehr als 400 000 Farmern in 30 Ländern kauft, weiß Starbucks, dass unsere Zukunft untrennbar mit der Zukunft der Farmer verbunden ist.“ Tatsächlich zahlt Starbucks den Bauern über dem Markt liegenden Preise und achtet auf ökologische Kriterien in den Anbau-Gemeinden, aber dem Unternehmen wird ebenso vorgehalten, durch seine Marktpräsenz einen Verdrängungswettbewerb von lokalen Betrieben zu betreiben. Darüber hinaus betrieb Starbucks über die Niederlande Steuervermeidungspraktiken, die die Europäische Union 2015 dazu veranlasste, Starbucks zu einer Rückzahlung von 30 Millionen Euro zu verurteilen.
Kaffee begünstigt die lineare, abstrakte Mentalarbeit; die Bohnen sind demnach ideale Komplizen der Arbeitsgesellschaft. Und sie sind ein Geldesel für unterschiedliche Unternehmen. Doch Kaffeebohnen sind ein klimatisch besonders empfindliches Rohprodukt, das Witterungsschwankungen wie derzeit üblich nicht trotzen kann. Als es vergangenes Jahr im Juli in Brasilien überraschend zu Frost kam, der teilweise die Kaffee-Ernte ruinierte, zog dies global steigende Kaffeepreise mit sich. Gut möglich, dass sich die Spannungen zwischen monopolisierenden Ketten wie Starbucks und Kleinunternehmen wie Florence Specialty Coffee, sowie der Anbieter- und Abnehmerseite verschärfen werden.