Aus dem schrecklichsten Jahr für die Luftfahrtbranche überhaupt – dixit Präsident Marc Hoffmann – hat die Luxair unter großen Anstrengungen ein lediglich sehr schlechtes gemacht. Luxair Group schloss 2009 mit einem Umsatz von 382,8 Millionen Euro und einem operativen Verlust von 7,1 Millionen Euro ab. Dennoch steht unter dem Strich ein Nettoresultat von 1,3 Millionen Euro gegenüber 8,5 Millionen Euro 2008. Durch das Anti-Krisenprogramm Focus 2009 reduzierte Luxair die Kosten um 17,5 Millionen Euro. Zuliefererverträge wurden neu verhandelt, die Kapazitäten reduziert, Rückstellungen aufgelöst.
Konnte sich die Firmenleitung Ende 2008 noch darüber freuen, das Airline-Segment in greifbare Nähe der Gewinnzone gesteuert zu haben, sind die Bemühungen der vergangenen Jahre, den Linienflugbetrieb endlich profitabel zu machen, dahin. Weil in der Privatwirtschaft krisenbedingt die Reisebudgets zusammengestrichen wurden, sank der Anteil der teuren, flexiblen Tickets auf nur noch 24 Prozent der Buchungen insgesamt, gegenüber 37 Prozent 2007. Nicht nur die Finanz- und Wirtschaftskrise machte Luxair zu schaffen, sondern auch die Konkurrenz. Nach Paris fahren Reisende mittlerweile bevorzugt mit dem TGV. Auf der Strecke nach Charles de Gaulle halbierten sich die Passagierzahlen innerhalb eines Jahres auf 41 575 Fluggäste. Zwar stieg die Zahl der verkauften Primo-Tickets und anderer, während Sonderaktionen angebotenen, billigeren Tickets. Deswegen fielen die Passagierzahlen insgesamt im Vergleich zum Vorjahr um lediglich fünf Prozent auf 714 213 Fluggäste. Auch weil man mit großem Erfolg weitere Flüge nach Hamburg und Berlin via Saarbrücken eingeführt hat. Außerdem reduzierte Luxair die Sitzplatzkapazitäten um sieben Prozent. Den finanziellen Ausfall im Business-Class-Segment konnten diese Gegenmaßnahmen allerdings nicht wettmachen. Das Liniengeschäft schloss 2009 mit einem Vorsteuerergebnis von über -13 Millionen Euro ab.
Für 2010 sieht es nicht gut aus. Hatte man in den ersten Monaten noch einen leichten Anstieg der Buchungen beobachtet, so ging der Anteil der verkauften Business-Tickets weiter zurück; es fehlen wichtige Einnahmen. Das einwöchige Flugverbot, das vergangenen Monat wegen der Vulkanaschewolke über Europa verhängt wurde, hat die Airline zwei Millionen Euro gekostet, und weitere Flugverbote sin nicht ausgeschlossen.
Erstmals seit Beginn der Aktivitäten musste auch Luxair Cargo einen operativen Verlust von zwei Millionen Euro verbuchen. Von der Wucht der Wirtschaftskrise voll getroffen, wickelte Luxair Cargo 2009 nur 672 114 Tonnen Fracht ab, 17 Prozent weniger als im Vorjahr und ein Rückgang von 25 Prozent gegenüber 2007. Solch niedrige Umsatzzahlen wurden im Frachtzentrum zuletzt 2003 verbucht. Von den drei Hauptgeschäftslinien konnte lediglich der Tour-Operator Luxair Tours ein positives Vorsteuerergebnis erwirtschaften.
Der Ferienveranstalter schloss mit 4,4 Millionen Euro im Plus ab, gegenüber 4,7 Millionen Euro 2008 und 4,5 Millionen Euro 2007. Dass das Krisenjahr 2009 an Luxair Tours so glimpflich vorbei zog, liegt aber vor allem daran, dass die Gesellschaft anderen Tour Operators ihre ungenutzten Kapazitäten zur Verfügung stellte, also Flüge für Drittparteien durchführte. Denn Luxair Tours musste Buchungsrückgänge von sieben Prozent hinnehmen. Vor allem die französische Stammkundschaft blieb aus. Die Kunden, so CEO Adrien Ney, waren zu verunsichert über die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt und ihre eigenen beruflichen Perspektiven, um Ferienpläne zu schmieden. Eine Situation, die 2010 trotz einer leichten Erholung der Buchungszahlen in den ersten Monaten andauert und sich durch den Eyjafjallajokul-Ausbruch zuspitzt.
Die Aussicht auf eine ungeplante Urlaubsverlängerung lässt die Kundschaft bei den Buchungen zurückhaltend werden. Dabei hat das einwöchige Flugverbot Luxair Tours bereits jetzt 2,5 Millionen Euro für die Betreuung, Verpflegung und Rückführung der 4 300 betroffenen Feriengäste gekostet, und es ist nicht gewiss, ob man die abgesagten Reisen noch dieses Jahr wird wiederholen können, um so die Verluste zu verringern. Auch das laufende Jahr wird mit einem operativen Verlust abgeschlossen werden. Die Direktion hatte mit einem Ergebnis von -5 Millionen Euro gerechnet – vor dem Vulkanausbruch, der bereits jetzt 4,5 Millionen Euro Mehrkosten verursacht hat.
Dennoch steht die Gesellschaft finanziell außerordentlich gut da. Denn obwohl Luxair Ende 2009 mit einem Beitrag von 57,5 Millionen Dollar den Löwenanteil zur Rettung der Cargolux beisteuerte, verfügte die Fluggesellschaft Ende 2009 über Eigenmittel von fast 261 Millionen Euro, hatte 24 Millionen Euro Bargeld dem Konto und weitere 147,6 Millionen in Wertpapieranlagen.
Zudem sind die Schulden mit 106 Millionen Euro Ende 2009 vergleichsweise niedrig. Weil in der Vergangenheit kaum Dividenden ausgezahlt wurden und sich die Investitionen auf die Flotte konzentrierten, hat sich die Gesellschaft zu einer fliegenden Bank entwickelt. Auf diesem komfortablen Polster kann Luxair das Konjunkturtief problemlos aussitzen und noch weitere Schecks an die Cargolux schreiben, falls das nötig sein sollte.
Michèle Sinner
Kategorien: Logistik, Luftfahrt
Ausgabe: 01.04.2010