Three songs, no flash! lautet der Titel der aktuellen Ausstellung, die im Rahmen der Congés annulés im Carré Rotondes stattfindet. Es sind diese Worte, mit denen die Konzertfotografen klassischerweise beim Eintritt empfangen werden. Unter eben diesem Motto sind Konzertbilder verschiedener Fotografen aus Luxemburg zu sehen. Vertont wird die Ausstellung im Erdgeschoss von den Klangkünstlern Emre Sevindik und Gustave Malberg, die musikalische Einzelelemente zu einer Klanginstallation kombinieren, die auch akustisch eine Konzertatmosphäre in die Ausstellung bringen soll.
So klassisch der Titel der Ausstellung scheint, gibt es neben gewohnten Blicken auf die Bühne teils unkonventionelle Aufnahmen zu sehen. Im Erdgeschoss stellt Sébastien Cuvelier fünfzehn seiner Werke aus, die tatsächlich konventionelle Konzertfotografie im besten Sinne bieten; den Blick klar auf die Musiker gerichtet, die durch das Spiel mit Gegenlicht und durch raumgreifende Blickwinkel als Stars wiedergegeben werden. Zusammen mit dem festgehaltenen Eifer der Musiker wirken die Bilder so außerordentlich dynamisch.
Mit dem Geschehen auf und hinter der Bühne setzt sich Sven Becker in zwei Serien auseinander. Die Reihe Rehearsal Spaces zeigt – in Bewegungsunschärfen eingefangen – das Treiben im Proberaum vor dem Auftritt. Die eigentlichen Konzertfotografien Beckers sind von einer starken Atmosphäre gekennzeichnet; die Motive, wie grüne Rauchbomben im Publikum, Musiker und Zuschauer in scheinbarer Trance, kombiniert mit viel Dunkelheit in den Bildern, lassen die Konzerte beinahe rituell erscheinen.
Max Nilles blickt in seinen Fotografien hingegen an den Musikern vorbei. Die gezeigten Szenen, unbeteiligt wirkende Konzertbesucher, Interaktionen mit dem Publikum oder beschriftete Unterhosen, besitzen ihren eigenen Witz und rücken das Geschehen abseits der Bühne in den Vordergrund.
Cuvelier und Nilles setzen bei ihren Arbeiten durchgängig auf kontrastreiche Schwarz-Weiß-Fotografien, was die oft sehr unterschiedlichen Lichtverhältnisse auf Konzerten ausgleicht und den Serien in Kombination mit einer charakteristischen Bildsprache zu einem einheitlichen und hochwertigen Erscheinen verhilft. Im naheliegenden Vergleich zu den umgebenden Werken wirken Alexis Juncosas Bilder, eine zumeist in Farbfotos eingefangene, abwechslungsreiche Sammlung der Auftritte von Electronic-Bands, wie FM Belfast oder LCD-Soundsystem, teils etwas blass.
Ein Beispiel für ein inhaltlich ausgesprochen konsequentes Konzept gibt Tim Lecomte. In sechzehn Fotografien fokussiert er den Blick auf E-Gitarren, während von den Gitarristen nur der zumeist tätowierte Unterarm zu sehen ist. Innerhalb der Serie entsteht so eine interessante Gegenüberstellung, gleichzeitig führt Quantität des Gezeigten jedoch zu einer gewissen Austauschbarkeit der Motive. Seine Bilderserie vom Publikum des Rock-A-Field-Festivals schwanken dagegen zwischen interessanten Einzelszenen und beliebig wirkenden Aufnahmen der Masse.
Victor Ferreira lässt den Betrachter durch die Vintage-Filter seines Smartphones an der Tournee seines Projekts Sun Glitters teilhaben. Die gezeigten Bilder von Setlists, Merchandise-Ständen, Veranstaltungsorten und Begegnungen unterwegs haben, anders als die klassischen, auf den Moment konzentrierten Konzertbilder, einen dokumentarischen-erzählenden Charakter, ähnlich einem Tagebuch.
Im Obergeschoss ist das Polaroid-Buch Instant Star von Sébastien Cuvelier zu sehen. Die Sammlung der Polaroids der Musiker, die von diesen individuell beschriftet wurden, sind ein ebenso schlüssiges, wie abwechslungsreiches Projekt, das im ersten Stock als Buch zusammen mit den Original-Polaroids betrachtet werden kann (siehe auch d’Land 32/14).
Mike Zenari zeigt zusammen mit dem Journalisten David André ein hochwertiges dokumentarisches Projekt, das luxemburgische Konzertveranstalter in Text und Bild porträtiert. Neben einer Kurzbeschreibung finden sich auch Zahlen zu den jeweiligen Veranstaltungsorten, wie beispielsweise das Gründungsdatum. Catherine Thiry nähert sich dem Thema Konzertfotografie in einer Installation, bestehend aus drei Projektionen, die die Band Heartbeat Parade in ihre musikalischen Bestandteile zerlegt. Die Fotografin Véronique Kolber zeigt einen persönlichen Zugang. In ihren Bildern stehen die Auftritte ihres Mannes, des Musikers Daniel Balthasar, im Mittelpunkt. Schließlich sind auch Bilder des Concierge vum Exit zu sehen, die seit 2008 von den einzelnen Konzerten im Exit für dessen Facebook-Seite gemacht wurden. Im Vergleich zu den großformatigen Bildern der Ausstellung ist recht wenig auf den projizierten Bildern zu erkennen, eine nette Spielerei ist es allemal.
Die hohe Zahl der Beteiligten und die Vielzahl an ausgestellten Bildern bei 3 songs, no flash! legen jedoch unweigerlich einen Vergleich nahe, in dem sich qualitative Unterschiede offenbaren. Gleichzeitig widmet sich die Ausstellung auf überraschend vielfältige Art der Konzertfotografie. Die Restriktion die der Titel vorzugeben scheint, wird klar überschritten und so werden Genregrenzen in Frage gestellt, indem auch das Geschehen jenseits der drei ersten Songs und fernab der Bühne einbezogen wird.