Jacqui Zimmer sammelt Wörter. Die Hausfrau und Mutter von vier Kindern "braucht immer eine Beschäftigung", und durch Henri Rinnen kam sie zum Luxemburgischen. Während ihrer Luxemburgisch-Kurse bei Luxembourg Accueil Information, deren Präsidentin sie war, begann sie 1987, über 6000 luxemburgische Vokabeln zu notieren - vielleicht ein Drittel oder ein Viertel des historischen luxemburgischen Wortschatzes. Sie gehören zu den meist benutzten Wörtern eines idealisierten sex and crime-freien Alltags-Luxemburgisch.
1989 veröffentlichte sie ihre Trophäen zum ersten Mal. Dabei bereicherte sie die seit Gangler 1847 keineswegs arme luxemburgische Wörterbuchliteratur um die erste Polyglotte, eine Wörterbuchgattung, wie sie besonders während der Renaissance und des Barocks beliebt war und heute meist nur noch in Fachwörterbüchern überlebt hat. Ihr Dictionnaire multilingue in Luxemburgisch, Französisch, Deutsch, Englisch und Portugiesisch war jedenfalls ein Erfolg, denn bereits ein Jahr später erschien eine Neuauflage, 1994 hieß er 6000 Wierder op Lëtzebuergesch.
Nebenbei übersetzte Jacqui Zimmer, die luxemburgisch, deutsch, französisch und englisch spricht und inzwischen die Hälfte des Jahres in Spanien lebt, letztes Jahr Heather Amerys und Stephen Cartwrights Bildwörterbuch für Kinder The Usborne First Thousand Words ins Luxemburgische: Méng éischt dausend Wierder op Lëtzebuergesch. Einen Anhang in Luxemburgisch, Französisch, Deutsch, Englisch und Portugiesisch konnte sie sich dabei natürlich nicht verkneifen.
Doch nun übertrifft Jacqui Zimmer sich selbst. Unter dem Titel 6000 Wierder op Lëtzebuergesch veröffentlichte sie ihr Wörterbuch in neuer Aufmachung und reformierter Schreibweise nunmehr in sieben Sprachen - Luxemburgisch, Französisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Italienisch - und auch noch in Lautschrift.
Das Buch ist vor allem für den Luxemburgisch-Unterricht in mehrsprachigen Klassen gedacht, dem es auch seinen Ursprung verdankt. Als Nachschlagewerk bei anderen Gelegenheit ist es weniger geeignet. Denn die Stichwortauswahl erscheint doch manchmal willkürlich, die zusammen mit den Kursusteilnehmern erarbeiteten Übersetzungen sind oft ungenau und nicht selten sogar fehlerhaft oder widersprüchlich. Störend beim Gebrauch wirkt auch, dass die luxemburgischen Stichwörter kapital gedruckt sind. Dadurch wird die Lesbarkeit erschwert und Luxemburgisch-Lernende aus dem romanischen Sprachraum stehen der ungewohnten Großschreibung von Substantiven noch ratloser gegenüber.
Doch Jacqui Zimmer, die ihre Wörterbuch selbst als Excel-Tabellen gestaltete, ging noch einen Schritt weiter und veröffentlichte ihre 6000 Vokabeln auch auf CD-Rom, das erste "sprechende" elektronische Luxemburgisch-Wörterbuch zukommt. Die CD-Rom, deren graphische Aufbereitung noch recht dilettantisch ist, enthält neben einigen kleineren Übungen, zusätzlich Tondateien, mit denen sich die Aussprache aller 6000 Vokabeln abhören lässt - natürlich von Jacqui Zimmer selbst vorgelesen. Außerdem sind auf der CD-Rom die Konjugationen sämtlicher Verben des Wörterbuchs gespeichert.
Bei allen lexikographischen Schwächen stellt die Publikation also eine beachtliche Pionierleistung dar. Und wenn das elektronische Wörterbuch Nachfrage findet, hat die Autorin schon jede Menge Ideen, wie es ausgebaut und verbessert werden könnte.
Jacqui Zimmer: 6000 Wierder op lëtzebuergesch. Luxemburg 2000, Imprimerie Saint-Paul, 700 Seiten, 890 Franken, mit CR-Rom für PC 1 980 Franken.