Behutsam schälen wir sie aus dem schwarzen Kleid, heben sie vorsichtig hoch und legen sie passgerecht ab, sodass der metallische Zinken Platz in ihrer Mitte findet. Jetzt die Nadel, und es geht rund. 33 Umdrehungen pro Minute. Wer keinen Plattenspieler mehr haben sollte, kann ja versuchen, die Scheibe als Vorwand zu benutzen, um die/den Angebetete(n) mal zu besuchen.
Es geht dann auch gleich los mit dem Sound kopulierender Walrösser. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, geht die Post ab: Schrumm! Schramm! Schrumm! Schramm! Und während man sich fragt, wo denn jetzt die Loveparade dieses Jahr stattfindet, beginnt der marsianische Sommerhit des Jahres (wer marsianische Sommer kennt, weiß, was ich meine).
Contact von Redline Seven ist einer dieser Tracks, die man nicht einfach so hören kann: Man muss sie voll aufdrehen und richtig laut laufen lassen, um hienzufinden. Anstatt zu versuchen, dahinter zu kommen, was die kleinen grünen Männchen jetzt da singen, sollte man einfach nur dazu abtanzen.
Anschließend der Labelgründer höchstpersönlich: Deeps von Flaaps legt auch in fast gleichem Tempo los und man weiß gar nicht mehr wo hinhören: Überall geschieht irgendwas, und nur der stringente four-to-the-floor beat hält das Ganze zusammen. Clubtauglicher als das Ding davor, aber dennoch eher für Marsianer als für Party People.
Dann die große Wende. Das wisst ihr ja gar nicht mehr: Vinylplatten kann man auf beiden Seiten abspielen, kein Scheiß!
Der Favorit des Machers. Mumbay Acid von TriggerZ. Volle Kanne Acid, meint der Chef. Ich komme mir vor wie in Goa Mitte der Neunziger, und Juno Reactor rocken die Nacht. Es geschieht auch wieder unheimlich viel auf dieser Trance-Party, all die Typen um einen herum haben wohl Drogen geschluckt, oder, Moment… war man das selber? Obwohl genau so komplex wie Deeps, wirkt der Track durch seine Geschichtlichkeit eingängiger.
Weiter jetzt mit Teschno! BentOpera von (BAD) Bad Tom setzt uns mitten auf dem harten Dancefloor einer gefüllten Großraumdisco ab. Alle warten nur noch auf Crispy Bacon von Laurent Garnier, und das müsste gleich kommen.
Der Teil des Vinyls, bei dem normalerweise die Nadel sich ausläuft, reichte unserem findigen Jungunternehmer, um dann noch einen ganzen Track unterzubringen. Muss man halt nur die Rillen enger aneinander pressen. Das ist zwar nicht mehr gute HiFi-Schule, aber für ein einfach nur lustiges Schmankerl innovative Katzenmusik gerade recht. Chien et chat en duet von den Charambaboys erfüllt den Zweck optimal.
C90 rules OK! ist ein neues Label, und das hier die erste Produktion. Phillipe Ackermann aka Flaaps hat unter den Erzeugnissen seiner deutschen und skandinavischen Beziehungen eine Auswahl getroffen und in Eigenregie die Entstehung dieses Kulturguts verantwortet. Wenn ihr sie nicht kauft, wird es keine zweite Scheibe dieses Labels geben! Macht euch ran, mehr als zwei Drittel der fünfhundert Exemplare sind schon weg …