Für Fernsehzuschauer, denen die Feinheiten des Luxemburger Gewerkschaftswesens entgehen, ist der Lëtzebuerger Chrëschtleche Gewerkschaftsbond in den letzten Jahren ein wenig zu der lustigen Gewerkschaft geworden, die den 1. Mai mit dem Fasching verwechselt. Denn Nationalpräsident Robert Weber schreckt nicht davor zurück, jedes Mal am Rednerpult eine komische Kopfbedeckung aufzusetzen oder sonst ein Requisit hervorzuzaubern, um, wenn schon nicht Andy Warhols „fifteen minutes of fame“, so wenigstens 15 Sekunden Sendezeit bei RTL zu ergattern.
Dabei veranstaltete der LCGB während Jahrzehnten überhaupt keine Erstmaifeiern, weil er sie für blasphemische Prozessionen roter Klassenkämpfer hielt. Aber das Ringen um die Sendezeit ist unerbittlich. Weshalb der LCGB auch zwei- oder dreimal im Jahr mit einem verbalradikalen Parforceritt links an dem bewunderten und gehassten OGB-L vorbeiprescht, mit Tomaten, faulen Eiern und, wie Anfang September, mit einem heißen Herbst droht.
Seit ihrer Geburt lastet nämlich ein Fluch auf der katholischen Gewerkschaft: Auch wenn sie mit der größten Partei des Landes verwandt ist und sich schon vor ihr orange anmalte, der Premier- und der Arbeitsminister zu ihren Mitgliedern zählen und die größte Tageszeitung ihr regelmäßig Anzeigenseiten bereit stellt – im Wettrennen zwischen Hase und Igel, zwischen OGB-L und LCGB, kommt der LCGB seit 85 Jahren immer als zweiter an.
Im internationalen Vergleich erscheint es dagegen um so überraschender, dass bis heute ziemlich erfolgreich eine katholische Ge