Fondation Alzheimer, Fondation Kräizbierg, Fondation Kriibskrank Kanner – in den Todesanzeigen im Luxemburger Wort wird täglich zu Spenden aufgerufen. Sogar in den Geburtenanzeigen findet sich manchmal der eine oder andere Aufruf, eine geldwerte Aufmerksamkeit statt auf ein „Pamperskont“ an eine gemeinnützige Einrichtung zu überweisen, die im Gegenzug dafür ein Zertifikat schickt, das gewissenhafte Spender ihrer Steuererklärung beilegen.
Das Engagement für den „guten Zweck“ ist gesellschaftlich weit verbreitet in Luxemburg. Die unteren sozialen Klassen verkaufen Lose und Gebäck für den Télévie, gehen während des Spendenmonats von Tür zu Tür. Die oberen sozialen Schichten spenden beim Gala-Abend mit Modeschau des Roten Kreuzes. Dass das Fördern von Kunst, der Kunstschaffenden beziehungsweise des kreativen Schaffensprozesses nicht als „guter Zweck“ angesehen wird, lässt sich nicht nur aus den Spendenaufrufen in den Todesanzeigen herauslesen. Wer die Webseite der Dachstiftung Fondation de Luxembourg durchforstet, findet außer der Fondation Été, die punktuell Kunstprojekte unterstützt, nur zwei Stiftungen, die langfristige Finanzierungsengagements im Kulturbereich eingegangen sind: Die Loo&Lou Foundation lobt einen Preis für zeitgenössische Kunst in Frankreich aus, die Fondation du Pélican unterstützt das Museumsmagazin La Villa der Villa Vauban. Dabei hatten die Bankiers, die vor fünf Jahren zum Aufbau der Fondation de Luxembourg aufriefen, um der Privatbankkundschaft eine weitere Dienstleistung anbieten zu können, auch das Bild des reichen Unternehmers vor sich, der als Kunstmäzen aktiv ist.
Den Ausgaben des Fonds culturel national (Focuna) von 903 723,98 Euro im Jahr 2013 standen Spendeneinnahmen von 146 404,82 Euro gegenüber. Zehn Jahre zuvor waren es noch 485 000 Euro. Dabei sind diese Spenden, ebenso wie die an soziale Einrichtungen und Pfadfinder, steuerlich absetzbar. Davon auszugehen, dass diese Gelder allesamt in die Schaffung oder Verkaufsförderung von künstlerischen Inhalten fließen, wäre allerdings ein Irrtum. Oft, erklärt Focuna-Vorstitzender Jo Kox, handelte es sich dabei um Spenden an Pastoralverbände zur Renovierung der Orgel in dieser oder jener Dorfkirche. 2013 wurden immerhin noch rund neun Prozent der Focuna-Spenden hierfür verwendet.
Auf der Liste der Einrichtungen1, die Steuerzertifikate ausstellen dürfen, sind diejenigen, die im Kulturbereich aktiv sind, in der Minderheit. Neben den Stiftungen einiger Museen, findet sich beispielsweise noch die Union grand-duc Adolphe (Ugda) oder die Fondation Servais. Gespendet werden müssen mindestens 120 Euro, der Maximalbetrag pro Steuerjahr beträgt eine Million Euro, wobei der Steuerrabatt 20 Prozent des Nettoeinkommens nicht übersteigen darf. Werden Gelder an nicht auf der Liste eingetragene Organismen gespendet, obliegt es dem Focuna-Vorstand, die Projekte inhaltlich zu prüfen – wie beim Beispiel der Orgelrenovierungen.
Auch Sachleistungen an Kultureinrichtungen sind steuerlich absetzbar. Es sind Focuna und Fonds national de soutien à la production audiovisuelle, besser bekannt als Film Fund, die dafür zuständig sind, deren Schätzung zu organisieren und das Steuerzertifikat auszustellen. Zuvor muss allerdings eine interministerielle Kommission, in der Staats- und Kulturministerium, das Enregistrement und die Steuerverwaltung vertreten sind, zustimmen. Ein System, das Kox schwerfällig findet, auch weil zwischen dem Versprechen einer Spende und deren Zulassung mitunter zu viel Zeit vergehe, weshalb nicht immer alle Versprechen gehalten würden und Sachspenden kompliziert seien. Deshalb hält er eine Gesetzesänderung in diesem Punkt für notwendig. Im Programm der neuen Regierung heißt es: „Le Gouvernement étudiera des mécanismes performants pour accentuer la promotion des incitations fiscales afin de stimuler notamment les investissements privés dans la culture par le biais du mécénat et de la philanthropie.“ Neuigkeiten dazu gibt es aus dem Kulturministerium bisweilen nicht. Dort laufen die Arbeiten zur Neuverhandlung der gekündigten Konventionen mit den Kultureinrichtungen auf Hochtouren.
Unter Kox’ Leitung will der Focuna zusammen mit anderen Akteuren Tage des Mäzenatentums abhalten, mit dem vorrangigen Ziel, Firmen als Mäzene zu gewinnen. Im Entwurf des Handbuchs fürs Mäzenatentum, an dem der Focuna arbeitet, wird auf die Image-Vorteile hingewiesen, die das mit dem Firmennamen verbundene Mäzenatentum mit sich bringt. Stipendien, glaubt Kox, könnten ein zukunftsträchtiges Projekt sein. Dotiert mit zwischen 1 000 und 10 000 Euro, könnten sich auch kleine und mittlere Unternehmen eine solche bourse leisten, mit denen Theater- und Tanzprojekte, aber auch die Herausgabe von Büchern lokaler Schriftsteller finanziert werden könnten.
Ob das breite Publikum ebenfalls mitzieht, auch wenn es darum geht, Kultureinrichtungen an sich zu unterstützen, will Kox in seiner Funktion als Verwaltungsdirektor des Casino – Forum d’art contemporain testen. Für kommenden Herbst plant er einen breit angelegten Spendenaufruf. Spendenziel: 50 000 Euro, mit denen im Erdgeschoss des Casino in der Rue Notre-Dame, Fresken inklusive, renoviert werden sollen.