Im Rahmen der Sekundarschulreformen sind Veränderungen in verschiedenen Teilbereichen geplant.
Die Sektionen an den klassischen Lyzeen werden beibehalten, allerdings sollen sie flexibler werden. Durch einen Mechanismus, der erlauben soll, Fächer zu kombinieren, soll das Angebot diversifizieren und spezialisierter werden. Dafür wird jede Sektion von A bis I in vier Bereiche gegliedert: 1. Sprachen und Mathe, wobei die Kombinationen vom Ministerium vorgegeben werden, 2. Spezialisierungsfächer, dazu zählen Biologie, Physik und Chemie. Hier können Schulen ein oder mehrere Fächer durch Fächer einer anderen Sektion ersetzen, also beispielsweise in der Sektion C statt Bio Mathematik oder Informatik. 3. Allgemeinbildende Fächer wie Philosophie, Sport, Geschichte oder Wirtschaft, die ebenfalls durch Fächer einer anderen Sektion oder Option ersetzt werden können, also etwa Informatik oder technisches Zeichen anstelle von Geschichte oder Wirtschaft sowie 4. die Optionsfächer, die Schulen selbst vorschlagen können und die aufgewertet werden.
Künftig werden im schriftlichen Examen nicht mehr sieben bis elf Fächer, sondern nur noch sechs geprüft. Davon kommen zwei verpflichtend aus dem Bereich Sprachen und Mathe, drei aus der Spezialisierung und eines aus dem Bereich Allgemeinbildung. Es sind zwei mündliche Prüfungen vorgesehen. Das Abschlusszeugnis soll einen breiten Überblick über erworbene Kompetenzen erlauben, würde also auch Fächer aufführen, die nicht im Examen geprüft wurden.
Das Ministerium will den Übergang ins digitale Zeitalter an den Schulen beschleunigen. Dafür soll am klassischen Lyzeum die Sektion Information und Kommunikation eingeführt werden, mit den inhaltlichen Schwerpunkten Programmieren, Internetsicherheit, Datenbanken und Datenverarbeitung, technische und theoretische Informatik sowie Physik und Mathe. Erste Pilotprojekte sollen zur Rentrée 2017 starten. Außerdem sollen mindestens drei klassische und technische Lyzeen im Norden, Süden und im Zentrum zu so genannten digitalen Kompetenzzentren in der Region ausgebaut werden. Ähnlich wie die Léierbuden sollen sie auf zukunftsträchtige digitale Trends und Sparten vorbereiten, beispielsweise Fintech, Gaming, Softwareentwicklung.
In den unteren Klassen des technischen Sekundarunterrichts sollen die Hauptfächer Deutsch, Französisch und Mathematik mit zwei unterschiedlichen Leistungsniveaus angeboten werden: Grund- und Fortgeschrittenenkurse. Um an einem Cours avancé teilnehmen zu können, müssen Schüler mindestens 40 Punkte in dem Fach vorweisen, Schüler, die in einem Fach zwischen 30 und 35 Punkte von 60 erzielen, werden in den Grundkurs orientiert. Ab der 9e kommt Englisch als leistungsdifferenziertes Wahlfach hinzu. In Grenzfällen entscheidet der Conseil de classe. Damit die Orientierung am Ende der 9e besser funktioniert, sollen Schüler der technischen Schulen überdies in der 8e und in der 9e Orientierungsgutachten erhalten. Jede Schule ist zudem verpflichtet, ein eigenes Konzept zur schulischen und beruflichen Orientierung zu ertellen. Die 7e wird als gemeinsamer Kurs gestaltet, dessen Inhalte und Programme für alle gleich sind.
Etliche Lehrpläne sind veraltet, überladen und nicht auf dem neusten methodischen und didaktischen Stand. Damit ihre Entwicklung professioneller werden kann, sollen die Programmkommissionen künftig mehr Unterstützung vom Script erhalten. Dabei soll die Vorgehensweise vereinheitlicht werden, grundsätzlich soll mit kompetenzorientierten Rahmenlehrplänen gearbeitet werden. Eine beigeordnete nationale Programmkommission, in denen Vertreter der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und der Kultur sitzen, soll überdies die Lehrpläne begutachten. Ein Lehrmittelverlag soll helfen, damit neue Lehrinhalte und Methoden in neue Schulmaterialien einfließen können. Dieser soll eng mit der Uni Luxemburg zusammenarbeiten.
Alle Lyzeen sollen verpflichtet werden, Maßnahmen in den sieben Bereichen schulische Förderung und Fördermaßnahmen, schulische und berufliche Orientierung, psycho-soziale Betreuung, Inklusion von Schülern mit besonderen Bedürfnissen, Elternbeteiligung und Schülerdemokratie zu ergreifen.
Ein nationaler Rahmenplan, der landesweite Ziele in diesen Feldern vorgeben soll, gilt als Richtschnur. Die Schulen können innerhalb dieser Felder eigene Akzente setzen, diese legen sie in ihrem alle drei Jahre zu erstellenden Schulentwicklungsplan fest. Der Plan stützt sich auf Analysen der jeweiligen Schülerpopulation, des Unterrichtsangebots ebenso wie der außerschulischen Aktivitäten, die in Zusammenarbeit mit dem Script erstellt werden. In dem Plan sollen die Entwicklungsziele der Schule festgehalten werden, sowie die Mittel und Maßnahmen, mit denen die Schulen sie erreichen wollen.
Schulen, die dies wünschen, können an einer zentralen Stelle im Ministerium Unterstützung anfordern, etwa wenn es darum geht, adäquate Weiterbildungen und Qualifizierungsmaßnahmen zu finden, oder sie Beratung bei der Schulentwicklung wünschen. Dafür wird der Script restrukturiert.
Eine Schulentwicklungszelle soll den Entwicklungsplan in Ab- und Rücksprache mit dem Conseil de l’éducation erstellen. Der Plan soll dann in einer Schulkonferenz von allen Schulakteuren diskutiert und schließlich verabschiedet werden. Er braucht darüber hinaus die ministerielle Genehmigung. Ein nationales Observatorium soll auf Grundlage von Leistungsbilanzen, Entwicklungsplänen und anderen Daten landesweite Trends in der Schul- und Qualitätsentwicklung erkennen und, bei Fehlentwicklungen, Empfehlungen geben, wie diesen entgegenzusteuern ist. Die meisten dieser Instrumente sind nicht neu, sie wurden unter der vorigen Bildungsministerin eingeführt, bekommen nun aber straffere und klarere Zielvorgaben.