Bar National im Théâtre national

A normal bar

d'Lëtzebuerger Land vom 18.03.2016

Scheinwerfer an, Scheinwerfer aus. Im Foyer des Théatre national an der Route de Longwy testen die Mitarbeiter Mittwochsmorgens die Beleuchtung. Wenn das Licht aus ist, ist es drinnen stockfinster. Kein Fenster, das einen Sonnenstrahl hereinlässt, der Raum liegt hinter zwei großen Stahltüren. Am Samstag feiert hier die Bar National Eröffnung.

„We have pies“ steht auf einem Zettel, der hinter dem Tresen an der Wand klebt. Es ist ein Vorbote des Wandels, der hier stattfindet. Mit etwas Glück konnten Theaterbesucher vorher vielleicht ein paar Kartoffelchips zu ihren in Plastikbechern servierten Drinks erhaschen. Pies gibt es, seit Ture Hedberg vergangenen September die Bar übernommen hat.

Die weniger Jungen wissen vielleicht noch, dass der Schwede in der Rue du Nord schon mal Kleider verkauft hat. Oder können sich sogar an noch frühere Zeiten im Playground oder im Elevator erinnern. In der Rue du Nord, wo Hedberg seit Jahren das Café Konrad betreibt, treffen sich mittags junge Mütter zum Cappuccino- und Ingwerteeklatsch auf den nicht zueinanderpassenden Sofas und Sesseln. Abends im Keller trifft sich ein anderes Publikum, zu Konzerten oder um über die Witze der Comedy Acts zu lachen, die dort regelmäßig auftreten. Doch ins Konrad können in eine Vorstellung maximal 60 Zuhörer. Also nicht besonders viele, weshalb das Konrad-Team größere Acts auch bisher schon an anderen Orten hat auftreten lassen.

Künftig sollen die Bar National, die bis zu 300 Leute fassen kann, der Ort sein, an dem solche Events drei bis fünf Mal im Monat stattfinden sollen. „Das gibt uns die Möglichkeit, Dinge zu machen, die bisher nicht möglich waren“, sagt Hedberg. Der Schwede mit dem staubtrockenen Humor ist selbst großer Comedy-Fan, die Programmation der Konzerte übernimmt Nicolas Przeor, aka Pzey, der Erfahrung mit dem Out-of-the-Crowd-Festival in Esch hat.

Das kann all denen Mut und Hoffnung machen, die nach der Wiedereröffnung der Rotunden dem Hollericher Exit hinterherweinen, weil sie finden, dass die Stimmung und der Klang bei Konzerten dort besser waren als in der halbkreisförmigen Buvette, wo mitunter am Tresen so laut geredet wird, dass vorne an der Bühne das Konzert kaum zu hören ist. Quadratisch wie es ist, mit dem Tresen im Raum, ist das Foyer im TNL dem Carré nicht ganz unähnlich. „Es ist ein wunderbarer Ort und wirklich schade, dass er nicht öfter genutzt wird“, meint Ture Hedberg. Die Bar National wird allerdings nur dann geöffnet haben, wenn es entweder eine Vorstellung im TNL oder im Foyer gibt. „Wer würde sonst hierherkommen wollen?“, sagt Hedberg, als das Licht gerade aus und es wieder stockfinster ist.

Er hat Erfahrung als Geschäftsmann, deshalb wollen die Verantwortlichen der Bar National versuchen, sich mit anderen Konzertveranstaltern wie der Buvette oder dem Gudde Wëllen so abzusprechen, dass sie im Terminkalender aneinander vorbeikommen. Viel Firlefanz auf der Getränkekarte wird es nicht geben. „Unsere Bandbreite reicht von Bier bis Gin Tonic“, sagt Hedberg. „Es wird eine normale Bar für normale Leute“, lacht er. Angesichts des Trends zu immer teureren Cocktailbars in der Innenstadt eine begrüßenswerte Ansage.

Die Bar National feiert am Samstag mit Konzerten von unter anderem Monophona und Lou and Dust und DJ-Sets von DJ Playmo und Spud Bencer Eröffnung. Der Eintritt ist frei, Anmeldung unter barnational1903@gmail.com.
Michèle Sinner
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