Autobahn-Planungen

Asphalt bis

d'Lëtzebuerger Land vom 21.09.2000

Die viel diskutierte Nordstrooss in ihrer Ostvariante durch den Gréngewald wird zwar A7 heißen, wenn sie wie geplant im Jahre 2007 in Betrieb geht, eine richtige Autobahn aber wird sie nicht sein. Das geht aus einem Positionspapier der staatlichen Verkehrskommission vom 10. August hervor, das dem Land vorliegt. Die Kommission, die sich aus Vertretern des Bauten- und des Transportministeriums, der Straßenbauverwaltung, der Polizei und der Staatsanwaltschaft zusammensetzt, sollte sich eigentlich nur mit einer Anfrage von Umweltminister Charles Goerens beschäftigen. Goerens hatte wissen wollen, welche Veränderungen an der unfallträchtigen Straße zwischen Mersch und Schönfels aus Sicherheitsgründen unbedingt nötig sind, wenn die durch das besonders schützenswerte Mamertal führende Strecke ab Ende 2001 als zeitweilige Verbindung zwischen der Merscher Umgehung und der Hauptstadt herhalten soll, bis die Nordstraße in Betrieb genommen wird. Diese Lösung war Teil des straßenbaupolitischen Pakets gewesen, das der Regierungsrat vor der Sommerpause verabschiedet hat und das den Weiterbau der Ostvariante der Nordstraße plus den Neubau einer West-Tangente zwischen Mersch und der Arloner Autobahn vorsieht.

Doch die Verkehrskommission widmete in ihrer sechs Seiten umfassenden Antwort der Straße im Mamertal nur etwas mehr als eine Seite. Ja, es sei richtig, was die Straßenbauverwaltung in ihrer Verkehrsstudie vom 6. Juli bereits vorgeschlagen hat: diese Straße müsse auf sieben Meter verbreitert werden, einzelne Kurven gehören begradigt, zur Verbesserung der Sichtbarkeit müssten einzelne Bäume gefällt werden. Das sei nichts Neues, das habe die Kommission schon 1992 und 1999 angeregt. Zudem wurde im Frühjahr 1999 die Strecke auch in einer polizeiinternen Analyse als "schlecht angepasst" eingeschätzt. Geht es nach diesen Aussagen, wird der Umweltminister also einen Eingriff in das naturschützerisch wertvolle Mamertal hinnehmen müssen.

Aber den Einwänden, die die Straßenbauverwaltung im Juli gegen die Ostvariante der Nordstraße vorgebracht hatte, fügt die Verkehrskommission jetzt einen neuen Aspekt hinzu: aus Sicherheitsgründen müsse der Transport gefährlicher Güter auf der Nordstraße untersagt werden - die insgesamt knapp 5,5 Kilometer Tunnel seien dafür zu lang. Jetzt schlägt die Verkehrskommission vor, den gefährlichen Schwerlastverkehr über die neu zu bauende West-Tangente zwischen Mersch und der Autobahnauffahrt Capellen zu führen. Weil dadurch der Verkehr im Südwesten noch zunehmen wird, empfiehlt sie den raschen dreispurigen Ausbau der Autobahnen A3 und A6 zwischen Strassen und der Grenze zu Frankreich.

Implizit wird damit zwar erneut die Ostvariante für sinnlos erklärt. Im Unterschied zur Straßenbauverwaltung aber spricht die Verkehrskommission sich nicht gegen den Weiterbau der Ostvariante aus, sondern für die Schließung des Autobahnrings um die Hauptstadt. Der Boulevard périphérique sollte rasch dreispurig ausgebaut werden und westlich die geplante Südumgehung von Bridel über den Kreisverkehr am Biirgerkräiz hinaus verlängert und an die Nationalstraße 7 im Alzettetal angeschlossen werden. Bautenministerin Erna Hennicot hatte sich dagegen vor zwei Monaten noch gewehrt, sollte die Ostvariante der Nordstraße doch das Alzettetal vom Verkehr entlasten. Der aber hat in den letzten Jahren durch die wachsende Besiedelung des Tales zugenommen; die nach der Logik des Positionspapiers der Verkehrskommission zusätzlich zu bauende Verbindungsstraße zwischen dem Biirgerkräiz und der N7 hätte nur dann Sinn, wenn sie bei Lorenzweiler an die Auffahrt zu Nordstraße angeschlossen würde. Die Verkehrskommission bleibt in ihren Aussagen diesem Punkt vage, sollte der Bau aber so erfolgen, wäre der Asphaltring um den Großraum Luxemburg-Stadt perfekt. 

 

Peter Feist
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