Es war ein mieser 19. Platz, auf dem Luxemburg beim letzten Euro Hepatitis Index 2013 landete. Die Studie des Health Consumer Powerhouse vergleicht und bewertet die Präventionsarbeit, den Zugang zu Gesundheitsleistungen und die nationale Strategie in ganz Europa. Das schlechte Abschneiden vor gut zwei Jahren fiel deshalb so auf und sorgte für hektische Betriebsamkeit, weil Luxemburg bei der HIV-Bekämpfung 2009 an der Tabellenspitze stand. Prompt folgte eine parlamentarische Anfrage des damaligen ADR-Abgeordneten Jean Colomobera, die der damalige Gesundheitsminister Mars Di Bartolomeo aber relativierte. Sie habe eher etwas mit einer unvollständigen und unsystematischen Datenerhebung und Übermittlung zu tun, als mit der eigentlichen Versorgung.
Egal wie aussagekräftig das Ranking ist, Fakt ist, dass Luxemburg auch heute, 22 Monate nach den Negativschlagzeilen, noch immer keinen fertigen Aktionsplan hat. Dabei steht der Kampf gegen Hepatitis C und neue Behandlungsmethoden auf den Treffen der EU-Gesundheitsminister ganz oben. Europaweit koordinieren Länder ihre Gesundheitspolitiken zunehmend. Doch obwohl die Arbeiten an dem Plan voranschreiten, zieht sich dessen Fertigstellung nun schon über fast zwei Jahre hin. Rund 30 Akteure, von Drogenberatungsstellen, über Kliniken, über Doktoren nehmen an der Plattform Hepatitis teil. Sie zu koordinieren, ist gar nicht so einfach. Ähnlich wie beim HIV-Aktionsplan gibt es drei Handlungsfelder: Prävention, Gesundheitsversorgung und Aufklärung. Das Gesundheitsministerium wollte eine Anfrage des Land, wie weit die Arbeiten vorangeschritten sind, nicht beantworten. Der Plan sei in der Ausarbeitung, deshalb kommentiere man ihn nicht, heißt es dort. Dass das Land auf Grundlage eigener Recherchen über den Kampf gegen Hepatitis schreibt, ohne ministeriell bestätigte Informationen zu haben, sieht man im Ministerium nicht gerne. Die Informationen vor der offiziellen Pressekonferenz liefern will man aber auch nicht. Anweisung von ganz oben.
Vielleicht kommt dem Aktionsplan aber ohnehin nicht die ganz große Bedeutung zu. Im Grunde sollten damit Abläufe und Zuständigkeiten geklärt, die verschiedenen Institutionen besser vernetzt und vor allem die immer noch lückenhafte Datenlage komplettiert werden. Wichtig ist, sagt zum Beispiel der Infektologe Vic Arendt, die Gastrologen und Allgemeinmediziner ebenfalls in das Netzwerk einzubeziehen. Die begrenzte Größe des Landes sei dabei von Vorteil: Die Anlaufstellen wissen in der Regel von einander. „Man kennt sich und sieht sich, das hilft viel“, sagt Arendt, der findet, dass die schlechte Platzierung Luxemburgs die Realität nicht gerecht wird. Der Kampf gegen Hepatitis und die Behandlungen erfolgten auf sehr hohem Niveau. „davon können viele unserer ausländischen Kollegen nur träumen.“In Deutschland ist der Strafvollzug Ländersache. Entsprechend schwierig ist es, eine gemeinsame Gesundheitsversorgung und Prävention durchzusetzen. „An Hepatitis C in einem bayrischen Gefängnis zu erkranken, ist für den Patient zusätzlich schwierig“, unkt Arendt. Der bayrische Strafvollzug gilt als einer der strengsten in Deutschland. Hierzulande ist eine Studie zusammen mit dem Luxembourg Institute of Health geplant: Sie soll das Risikoverhalten von Hepatitis-Infizierten und Drogenabhängigen erforschen. Grünes Licht vom Ethik-Komitee gibt es bereits, die Befragungen beginnen in diesem Jahr, mit Unterstützung Medizinern, Krankenhäusern, des Dimps sowie weiteren Anlaufstellen.
Deren Mitarbeiter sind übrigens auch in der Gesundheitsversorgung in der Schrassiger Haftanstalt eingebunden. Dort steht das bisher einzige Fibroscan-Gerät des Krankenhauses. Das soll sich bald ändern. Für 40 000 Euro soll ein mobiler Fibroscan-Apparat gekauft werden. Das Geld ist bereits vom Staat bewilligt. „Dann können wir einen noch kompletteren Service anbieten“, freut sich Henri Geodertz von der HIV-Beratung.