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d'Lëtzebuerger Land du 11.11.2011

Im WorldWideWeb kommt es so oft vor, dass eine Adresse sich ändert – weshalb sollte es erwähnenswert sein, dass bnu.lu seit ein paar Tagen findit.lu heißt? Weil sich dahinter ein Angebot verbirgt, „um das wir in anderen Ländern beneidet werden“, wie Patrick Peiffer von der Nationalbibliothek weiß. Es könne „ausländische Forscher reizen, in Luxemburg zu arbeiten“, wie Marie-Pierre Pausch, die Chefin der Universitätsbibliothek, meint. Gegenüber seinem Vorgängerportal bnu wurde findit noch verbessert. Wer darauf Zugriff hat, dem stehen 45 000 Titel von wissenschaftlichen Zeitschriften, die elektronischen Ausgaben von 40 000 Wissenschaftsbüchern sowie ein paar hundert spezialisierte Datenbanken zur Verfügung. Kostenfrei.

Das ist für Forscher unmöglich zu unterschätzen: In kaum einem Verlagsmarkt herrscht so wenig Wettbewerb wie bei den Wissenschaftspublikatio-nen. Weil Forscher verständlicherweise in angesehenen Journalen mit hohem Impact factor veröffentlichen möchten, sind mit den Spitzen-Journalen Quasimonopole verbunden. Gleichzeitig nimmt die Konzentration zu. 42 Prozent der wissenschaftlichen Zeitschriftenveröffentlichungen kommen derzeit auf drei Verlage: Springer, Elsevier und Wiley. Das macht nicht nur die Publikation teuer, für die ein Forscher, im Unterschied zu einem Journalisten, bezahlen muss, statt ein Honorar zu erhalten. Die publizierten Artikel auch nur anzusehen, kostet zwischen 31,50 US-Dollar pro Artikel bei Elsevier-Journalen und 42 Dollar bei Wiley. Ein Jahres-Abo einer Zeitschrift kann 10 000 Dollar kosten.

Dass die hohen Preise beim Luxemburger Leser in vielen Fällen nicht ankommen, ist dem Konsortium zu verdanken, das sich hinter dem Portal findit.lu verbirgt. Ihm gehören nicht nur die Uni-Bibliothek und die drei Centres de recherche public an, sondern auch die Nationalbibliothek. Sie trat schon ab 2003 gegenüber den Wissenschaftsverlagen als eine Art Generaleinkäufer für Luxemburg auf. Und weil die BNL dem Konsortium angehört, steht, was dieses abonniert hat, nicht nur Forschern zur Verfügung, sondern jedem Nutzer der Nationalbibliothek. Bequem à distance von zuhause aus. Auch Luxemburger Studenten an Unis im Ausland.

Der ziemlich einzigartige service public hat allerdings seinen Preis: Über ein Prozent des staatlichen Forschungshaushalts werden derzeit dafür aufgewandt; die Kosten für den Unterhalt des findit-Servers durch das Informatikzentrum des Staats nicht mitgerechnet. Die Nutzung des Angebots nimmt jedoch rapide zu: 2006, als die Uni sich der Initiative der BNL angeschlossen hatte, wurden zehn Gigabyte an sonst für den Nutzer kostenpflichtigen Daten über das Portal bezogen, das damals noch bnu.lu hieß. 2010 waren es 173 Gigabyte, und es wurde 212 837 Mal wissenschaftliches Material herunter geladen.

Nicht zu vergessen: Für die Uni-Bibliothek, um deren Konzept für den Neubau in Belval vor Jahren intensiv diskutiert wurde, hatte das Portal einen „revolutionierenden“ Effekt, sagt Marie-Pierre Pausch: Weil an der Uni bereits heute „von Master-Studiengängen an“ in erster Linie digital gelesen wird, musste die neue Bibliothek in der Cité des sciences nicht auf Riesenbestände an Büchern und Zeitschriften ausgelegt werden, sondern vor allem auf Online-Leser. „Die 220 000 Bücher und 1 000 Zeitschriften, die wir zurzeit im Bestand haben, werden von den Bachelor-Studenten und von Humanwissenschaftlern genutzt.“

Bei all den Erfolgen des Portals stellen sich dem Konsortium aber ein paar Herausforderungen. Etwa die, trotz steigender Abo-Preise weiterhin ein attraktives Angebot machen zu können. Manche wichtigen Titel fehlen nach wie vor, etwa alle Spezial-Zeitschriften aus dem Londoner Nature-Verlag. „Die kosten im Paket eine mittlere sechsstellige Summe“, sagt Patrick Peiffer. Ausgebaut werden soll auch die Beratung von Forschern, die open access veröffentlichen wollen. Das sind Portale, die freien öffentlichen Zugang gewähren. International ist open access durchaus ein Trend. Denn nichts rechtfertigt, dass ein paar Verlage aus der Publikation öffentlich finanzierter Forschungsresultate private Gewinne beziehen, die in nur einem Jahr hunderte Millionen Dollar betragen können. An der Uni und den CRPs wird deshalb ausdrücklich dazu geraten, einmal im teuren High impact-Journal zu veröffentlichen und ein weiteres Mal open access. „Doch dabei stellen sich Rechtsfragen, bei denen der Forscher Beistand braucht“, sagt Pausch. An den dafür nötigen Strukturen arbeitet das Konsortium jetzt.

Peter Feist
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