In Luxemburg wird immer mehr Strom produziert. Vergangenes Jahr waren es 1 511 Gigawattstunden – 8,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor und 50 Prozent mehr als 2019. So steht es im Strommarktbericht 2024, den die Regulierungsbehörde ILR Ende voriger Woche veröffentlicht hat. Die Produktion vun heiheem deckte etwa ein Viertel des Gesamtverbrauchs (6 197 GWh). 76 Prozent des Bedarfs wurden importiert. 2022 lag der Importanteil noch bei 81 Prozent, bei etwa identischem Gesamtverbrauch.
Zurückzuführen ist der Zuwachs vor allem auf eine gestiegene Stromproduktion aus Fotovoltaik und Biomasse. Windkraft war auch 2024 Nummer eins, doch die 467 Windstrom-Gigawattstunden lagen leicht unter den 495 im Jahr 2023. Da spielen die Windverhältnisse übers Jahr eine Rolle, aber die Zahl der installierten Windräder nahm 2024 nur um zwei auf 80 zu. Dagegen wuchs die Zahl der Fotovoltaik-Anlagen unterschiedlicher Größe von 13 622 auf 22 610. Die installierte Solarstromleistung stieg von 394 auf 550 Megawatt, die Ausbeute von 294 Gigawattstunden im Jahr 2023 auf 360 voriges Jahr.
Fotovoltaik boomt auch, weil sie immer beliebter zur Eigenversorgung und zum „Teilen“ in Energiegemeinschaften wird. 4 249 Eigenversorger beziehungsweise Mitglieder in einer solchen Gemeinschaft zählte das ILR 2023. Vergangenes Jahr waren es 12 744. Selber verbraucht oder geteilt wurden 57 Gigawattstunden Solarstrom, anderthalbmal mehr als 2023. Und wenngleich der mit Abstand meiste Strom zur Selbstversorgung nicht aus Fotovoltaik-Zellen kam, sondern aus Biomasse, und diese Menge mit 120 Gigawattstunden doppelt so groß war wie der selbstverbrauchte Solarstrom, stand sie nur mit drei Selbstverbrauchern oder Teilnehmern an einer Energiegemeinschaft im Zusammenhang.
Von den insgesamt 1 511 Gigawattstunden aus Luxemburger Produktion kamen 93 Prozent (1 387 GWh) aus erneuerbaren Quellen. So dass man sagen kann, dass der im Lande selber erzeugte grüne Strom 2024 mehr als ausreichte, um die 1 035 Gigawattstunden Strombedarf aller Haushalte und Mikro-Betriebe zu decken. Der „grüne“ Anteil steigt unter anderem auch, weil die Stromerzeugung aus gasbetriebenen Blockheizkraftwerken rückläufig ist. Die Zahl dieser Anlagen ging zwischen 2022 und 2024 von 107 auf 99 zurück. Die Strommenge aus diesem Segment war 2024 mit 69 Gigawattstunden um ein Fünftel kleiner als 2023.
Aus dem vom ILR ebenfalls publizierten Gasmarktbericht 2024 geht hervor, dass der Verbrauch abnimmt. 2020 sank er Covid-bedingt um fast zehn Prozent auf 8 000 Gigawattstunden. 2022 setzte der Rückgang sich fort, war der Gasverbrauch 21 Prozent kleiner als 2021. Wie das ILR erklärt, dauerte diese Tendenz 2024 noch immer an. Da war der Gesamtverbrauch bei 6 753 Gigawattstunden angekommen.
Der Importanteil ist beim Gas hoch. 2024 betrug er mehr als 99 Prozent. Die 43 Gigawattstunden heimischen Biogases entsprachen 0,63 Prozent des landesweiten Bedarfs. Der Gasimport aus Deutschland kam 2022 fast völlig zum Erliegen. 2021 hatte er mit 1 780 Gigawattstunden noch ein Fünftel des Luxemburger Bedarfs gedeckt. Nach der russischen Invasion in der Ukraine und den EU-Sanktionen sackte er 2022 um 98 Prozent auf 40 Gigawattstunden ab, ging anschließend immer weiter zurück und betrug 2024 noch sieben Gigawattstunden. Damit erfolgen nun quasi alle Gasimporte über Belgien.
Wegen der Energiekrise und den im September 2022 von der Tripartite beschlossenen Preisdeckeln für Gas und Strom für die kleinen Verbraucher analysierte das ILR die Subventionseffekte. 2024 galten der volle Strompreis- und der Gaspreisdeckel noch. Außerdem trug der Staat die Netzkosten beim Gas. Ein typischer Haushalt zahlte 2024 einen „integrierten Preis“ (Gas selber, Netzgebühren und Steuern) von durchschnittlich 82,40 Euro pro Megawattstunde. Die staatliche Intervention belief sich auf 22,40 Euro pro Megawattstunde; ohne sie hätte der integrierte Preis bei knapp 105 Euro gelegen. Beim Strom betrug der integrierte Preis im Schnitt 202,70 Euro die Megawattstunde für einen typischen Haushalt. Ohne Staatshilfe wären es 114,50 Euro mehr gewesen.