Anfang der Woche rief die Regierung Feinstaubalarm aus: Wegen der anhaltenden „Inversionswetterlage“, bei der die oberen Luftschichten der Atmosphäre wärmer sind als die unteren und Schadstoffe dort gefangen bleiben, appellierte die Umweltverwaltung an die Bevölkerung, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Wer unbedingt Auto fahren müsse, solle am besten Fahrgemeinschaften bilden.
Normalerweise hat Luxemburg kein Feinstaubproblem, jedenfalls nicht den an ausgewählten Orten gewonnen Messwerten zufolge und verglichen mit den Grenzwerten in der EU-Luftqualitätsrichtlinie von 2008: Aufs ganze Jahr betrachtet, überschreitet die Konzentration der zehn Mikrometer beziehungsweise 2,5 Mikrometer großen Staubpartikel in der Luft die Grenzwerte, die die EU-Richtlinie vorschreibt, nicht.
Das ist anders bei den Stickoxiden (NOx) und vor allem dem Stickstoffdioxid (NO2): Laut EU-Richtlinie darf der Jahreswert an NO2 nicht höher sein als 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Der stündliche Mittelwert von 200 Mikrogramm pro Kubikmeter darf höchstens 18 Mal im Jahr überschritten werden. Letzteres war hierzulande noch nie der Fall, aber über das ganze Jahr betrachtet, bestehen regelrechte „Hotspots“, wie die Umweltverwaltung sie nennt: Am Boulevard Royal und der Avenue de la Liberté in Luxemburg-Stadt zum Beispiel wurde der Jahresgrenzwert noch nie unterschritten. An der Rue de Bonnevoie wird er gerade so unterschritten (siehe Abbildung). Weitere Hotspots befinden sich in Käerjeng, Remich oder Grevenmacher.
NO2 ist giftig: Ist man ihm zu lange in zu hohen Konzentrationen ausgesetzt, ruft es Lungenkrankheiten bis hin zum Lungenkrebs hervor. Die Europäische Umweltagentur schätzte im vergangenen Jahr, europaweit habe es durch NO2 71 000 vorzeitige Todesfälle gegeben; heruntergebrochen auf die Einwohnerzahl Luxemburgs waren es hierzulande 80.
Wie die Umweltverwaltung ermittelt hat, geht das gesamte landesweite NO2-Aufkommen zu 37 Prozent auf den Verkehr zurück, an den „Hotspots“ jedoch zu 80 Prozent. 70 Prozentpunkte dieses Anteils wiederum lassen sich auf Dieselmotoren zurückführen. Im EU-Vergleich ist nur in Irland (71 Prozentpunkte) die Lage noch ein wenig schlechter.