Als die Luxemburger Koproduktion Mein bester Feind (Samsa) auf der diesjährigen Berlinale Premiere feierte, gab es die fast erwarteten Diskussionen, die es immer gibt, wenn ein Regisseur, in diesem Falle ein Österreicher, den Holocaust in Form einer Komödie behandelt. Denn zwischen einem Geniestreich wie The Great Dictator (Charles Chaplin, 1940) und einem Fehlgriff wie Inglourious Basterds (Quentin Tarantino, 2009), der erfolglos versucht, seine Oberflächlichkeit hinter einer Unmenge von Rachegelüsten und formalen Referenzen zu verstecken, liegen Welten. Im Vergleich zu Tarantinos exzentrisch-polarisierendem Kriegsfilm-Western-Remix ist Wolfgang Murnbergers Tragikomödie weitaus konventioneller, jedoch nicht weniger interessant geraten.
Erzählt wird die Geschichte von Victor Kaufmann (Moritz Bleibtreu), dem Sohn eines jüdischen Galleristen in Wien, und seinem besten Freund Rudi Smekal (Georg Friedrich), der als Sohn der Haushälterin zusammen mit Victor aufwächst. Als Rudi nach einem längeren Deutschlandaufenthalt zurückkehrt, vertraut Victor ihm an, dass seine Familie im Besitz einer originalen Michelangelo-Zeichnung ist. Zu diesem Zeitpunkt weiß er jedoch nicht, dass sein Freund bereits Mitglied der NSDAP ist. Nach dem Anschluss tritt Rudi der SS bei. In dem versteckten Michelangelo sieht er die Gelegenheit zum einmaligen Karriereschub, und er ist zu allem bereit, um das Werk in seinen Besitz zu bringen. Als Victor im Zuge der darauf folgenden Ereignisse zum Verhör nach Berlin geflogen werden soll, wird das Flugzeug abgeschossen. Victor rettet Rudi aus dem brennenden Wrack und zieht dessen Uniform an, um sich vor den herannahenden deutschen Truppen als SS-Offizier Smekal auszugeben. Es beginnt ein gefährliches Versteckspiel, bei dem Victor versucht, seine falsche Identität aufrechtzuerhalten und seine Familie zu retten.
Wolfgang Murnberger, der seinen Film Anfang Mai im Rahmen des Discovery Zone Luxembourg City Film Festivals persönlich im Großherzogtum präsentierte, setzt die Adapta-tion von Paul Hengges Roman Wie es Viktor Kaufman gelang, Adolf Hitler doch noch zu überleben visuell eher klassisch um. Die Stärke des Films liegt im Spiel des Hauptdarsteller-Duos Moritz Bleibtreu und Georg Friedrich, das die tragische Wendung einer tiefen Freundschaft stets glaubhaft vermittelt und es versteht, die rar gesäten Pointen effizient hervorzuheben.
Im Wechselspiel mit der als Machtsymbol geltenden Uniform offenbart sich die Lächerlichkeit der nationalsozialistischen Ideologie samt ihrer Vorstellung des bedingungslosen Gehorsams und der Unfehlbarkeit. Je mehr die zu beschlagnahmende Zeichnung an Wichtigkeit erlangt, um so mehr steigt die Nervosität in den Reihen der SS-ler. Beginnend bei Rudi, wird jeder seiner vorgesetzten Hetzer zum Gejagten und die unerfüllbare Mission langsam aber sicher zur Staatsaffäre. Dank dieser urkomischen Steigerung ins Absurde und seiner unerwarteten Wendungen ist Mein bester Feind intelligentes und kurzweiliges Kino, das sich vor dem Vorwurf mangelnder Sensibilität auf keinen Fall zu fürchten braucht. Wie in seinem vorangegangenen Film Der Knochenmann (2009) versteht es Murnberger auch hier, den ernsten Hintergrund bei allem Humor nicht aus den Augen zu verlieren.