Da wollte ein Sohn seiner Mutter doch bloß eine Überraschung bereiten zum Weltfrauentag, als Anerkennung ihres "Kampfes" sozusagen, und was erntet er? Einen Schreikrampf! Als er so dämlich mit dem Frühstück am Bett steht, weiß sie, dass sie mit der Erziehung etwas falsch gemacht hat. Denn was wünscht sich eine feministische Mutter sehnlicher, als dass ihr volljähriger Sohnemann endlich flügge wird und seine blöde Unterwäsche selbst wäscht? Kordula Völker schrieb den gnadenlosen Text, einen der besten aus dem diesjährigen Kabarettprogramm der Scène libre, und Melanie Weyand spielt die Xanthippe. Nur, was tut sie, um Ärger vorzuspielen? Sie brüllt. Wie seit Generationen Amateurschauspieler brüllen, wenn sie auf den Brettern stehen.
Dabei hat Melanie Weyand, Ex-Kollegin aus der grünen Wochenzeitung woxx, ganz schön was drauf, eine erstaunliche Bühnenpräsenz für eine Anfängerin. Doch wie ihre beiden Mitspielerinnen wurde sie ganz einfach von der Regie allein gelassen. Nur haben Nadine Entringer - eine Schülerin von Christine Reinhold, das merkt man deutlich an ihrem selbstbewussten Auftreten, und dem Konservatorium - und Marion Metzen, die man hier entdeckt, einen Vorsprung an Berufserfahrung. Die drei jungen Frauen "machen" den Abend, ihre Spielfreude reißt förmlich alles mit.
Do re mi fRa heißt das diesjährige thematische Kabarettprogramm, das auf der Kleinkunstbühne des Carousel Villon gespielt wird, und es dreht sich "ëm Bezéiongsphänomener - wat jo eigentlech der Realitéit entsprécht - well d'Gefiller, besonnesch fir eis Fraen, ganz wichtech sinn", so Regisseurin Christiane Hamen in einem anonymen Interview im tageblatt vom 6. Dezember. Nach dem mit rund drei Stunden etwas überlangen Abend behält man vor allem zurück, dass die Männer Schweine und die Frauen Zicken, Luder oder Nymphomaninnen sind, die allerdings nach einer feministischen Rebellenzeit schnell wieder zur braven KKK-Frau werden. Leicht Seventies sieht das schon aus!
Um diese These zu untermauern, wurde die Textwahl sehr breit gefächert: Dario Fo und Franca Rame, Ödon von Horwath, Georg Kreisler, Tina Teubner, ein wunderbar absurder Text (Die Liebhaberinnen) von Elfriede Jelinek und sogar der gute alte Herr Freud wurden bemüht. Da fallen die Texte des Hausmeisters und Mitspielers Jean-Pol Roden, die diskret untergemischt wurden, schon auf, weil sie deutlich schwächer als die der Herren und Damen der Weltliteratur sind.
Fränz Hausemer begleitet das ganze am Synthi in Glatze, Frack und blutroter Fliege, und er tut es mit einem Naturell, als sei er Tony Schusters un-bekannter Sohn. Dabei kennt man ihn doch vor allem als Deejay und Spezialist elektronischer Musik. Hier versüßt er die Umkleidepausen, un-terstützt die Damen beim Singen oder legt auch schon mal ganz eigenständig eine Nummer aufs Parkett. Man spürt den Bund, den er offenbar mit den Schauspielerinnen geschlos-sen hat: wir wollen spielen! Bei Tina Teubners So oder so oder bei der gelungenen Interpretation von Josy Brauns Dem Märri säi Brautrack erreichen die Sängerinnen ihre Höchstform und beweisen, dass sie für die Bühne gemacht sind. Das sind eigentlich schon der Entdeckungen genug, an einem traurigen Dezemberabend.
do re mi fRa, Regie: Christiane Hames, mit Nadine Entringer, Marion Metzen, Melanie Weyand, Jean-Pol Roden und Fränz Hausemer am Klavier, wird noch heute und morgen Abend um 20.30 Uhr im Carousel Villon, Ecke Bäderplatz gespielt und geht danach auf Tournee über Land. Telefon für Reservierungen: 22 90 55.