„Qatar Charity has commenced a project to buy the first mosque in Luxembourg“, meldete die in Englisch erscheinende katarische Tageszeitung The Peninsula am Donnerstag Nachmittag vergangener Woche ins Internet hinein. Der Wohltätigkeitsfonds Qatar Charity sammle Geld, damit „an einem strategischen Ort in Luxemburg“ eine Moschee mit Koranschule für tausende Muslime aus dem Großherzogtum und den Nachbarländendern entstehen könne. Das Tageblatt fand heraus, dass die Nachricht sich auf das islamische Zentrum in Bonneweg bezog.
Mittlerweile hat The Peninsula die Meldung wieder offline gesetzt. Die Asbl Le juste milieu, die das Zentrum in Bonneweg betreibt, hat erklärt, sie erwarte Spenden aus Katar, aber keinen Kauf. Und dass das Gebäude für mehrere Tausend Muslime ausgelegt würde, dürfte vor allem eine Marketing-Botschaft an potenzielle Spender gewesen sein. Denn wer kennt in Katar schon das 650 Quadratmeter große Ladenlokal im Erdgeschoss eines Gebäudes unweit der CGFP-Zentrale?
Dass katarisches Kapital seine „Einkaufstour“ hierzulande fortsetze, kann anhand des Bonneweger islamischen Zentrums demnach nicht behauptet werden. Dass Kapital aus den Golfstaaten aktiviert wird, um beim Bau von Moscheen zu helfen und islamische Vereiningungen im Westen zu unterstützen, ist dagegen nicht neu. Insofern hat eine Nachricht wie die von vergangener Woche, so übertrieben sie hier und da gewesen sein mag, früher oder später kommen müssen.
Die eigentliche Frage, die sich daran anschließt, ist die, wie in Luxemburg mit der zweitgrößten Religionsgemeinschaft umgegangen werden soll, die an die 10 000 Anhänger hat. Zehn Jahren ist es her, dass zwischen dem Kultusministerium und dem islamischen Kulturzentrum Mamer Gespräche über eine Konventionierung des Islam begannen. Seit zwei Jahren steht Minister François Biltgen (CSV) die Schura, einer Vollversammlung der islamischen Vereinigungen, als Gesprächspartnerin gegenüber. Diese Entwicklung ist auch eine politische. Denn der Schura kann nur angehören, wer auch von den Vertretern der anderen islamischen Vereine gewählt wird. Ob „liberaler“ oder „orthodoxer“: die Vereinigungen üben in der Schura eine Selbstregulierung aus. Das ist es, was die Regierung wollte, auch wenn sie das in all den Jahren nicht so laut sagte. So dass es nun formal an der Zeit wäre, die Konventionierung abzuschließen. Doch François Biltgen macht alle weiteren Schritte abhängig von dem im Mai bestellten Expertenbericht über das Verhältnis von Religionsgemeinschaften und Staat. Nächsten Monat soll der Bericht dem Parlament vorliegen.
Ob es daraufhin zur Konventionierung kommt, bleibt allerdings abzuwarten. Schon ist die Rede davon, der Bericht könne jahrelange Debatten nach sich ziehen. Denkbar scheint auch, dass der CSV ein solcher Schritt, der vielleicht im nächsten Jahr erfolgte, zu nah am Wahltermin 2014 läge. Doch über die Konventionierung würden islamische Geistliche nicht nur zu staatlichen Gehaltsempfängern wie die anderer konventionierter Religionsgemeinschaften. Der Staat erhielte auch einen gewissen Einfluss auf das, was in den Moscheen gepredigt wird: Staatlich besoldete Imame müssten Kriterien genügen, die von Staat und Schura gemeinsam erarbeitet wurden. Das ist ein Konsens, den man ebenso wenig aufs Spiel setzen sollte wie den Daseinsgrund der Schura, für die Konventionierung sorgen zu wollen. Denn es kann durchaus vorkommen, dass Gelder aus den Golfstaaten einen besonders orthodoxen Islam unterstützen sollen. Die damit verbundenen Fragen der Selbstregulierung übertragen zu können, ist besser, als den Islam in einer Grauzone zu belassen. Auch wenn daraus folgt, dass es zu keiner kompletten Trennung von „Kirche und Staat“ kommt.
Ines Kurschat
Catégories: Politique sociétale
Édition: 13.07.2012