Schon vor 25 Jahren wurden in den skandinavischen Ländern Systeme entwickelt, getestet und gebaut, um Energie einzusparen und erneuerbare Energien einzusetzen. Man stellte schnell fest: Um eine erfolgreiche Energiebilanz bei Wohnhäusern zu erzielen, sind unbedingt zwei Kriterien einzuhalten. Zuerst muss das Haus so isoliert sein, dass die Wärmeverluste minimal ausfallen. Zweitens soll so viel Sonnenergie wie möglich ins Innere der Wohnung gelassen werden. Diese beiden Prinzipien sind sehr einfach und scheinen uns logisch, die Schwierigkeiten liegen aber in der praktischen Anwendung. Bei allen technischen Problemen, die im Laufe der Zeit auftraten und zum größten Teil gelöst wurden, stellt sich auch heute noch die Frage der Rentabilität.
Mit welchem Material und wie dick soll ich meine Hauswände isolieren, damit ich sinnvoll Energie einspare? Wie muss ich den Standort einer Windkraftanlage wählen, damit sie wirtschaftlich arbeitet, ohne dabei die Landschaft zu verschandeln? Ab wann ist eine Fotovoltaikanlage gewinnbringend? Wie groß ist die CO2-Reduktion durch thermische Solaranlagen? Mit welcher Energietechnologie kann ich in meinem Fall der Natur am nachhaltigsten nutzen? – Diese und hundert ähnliche Fragen werden heute von den Kunden und Benutzern gestellt. Das Wissen, um solche Fragen beantworten zu können, kommt aus den nordischen Ländern über Deutschland zu uns. In Deutschland hat sich eine technologisch hochwertige industrielle Fertigung im Bereich der erneuerbaren Energien entwickelt. Die heutigen Standardprodukte sind Geräte, die ausgereift sind und seit Jahren erfolgreich eingesetzt werden.
Positive Auswirkungen intelligenter Subventionspolitik
Auch in Luxemburg ist die Zeit der Bastler und Tüftler vorbei. Markenprodukte für Brennwertkessel, Fotovoltaikanlagen und thermische Solaranlagen werden in großen Stückzahlen von kompetenten Handwerksbetrieben zur Zufriedenheit ihrer Kunden installiert. Die breit gefächerte Nachfrage im Bereich der erneuerbaren Energien begann in unserem Land, als am 17. Juli 2001 eine großherzogliche Verordnung über die Subvention zur Förderung einer rationellen Energienutzung und erneuerbarer Energien von der Regierung eingeführt wurde. Zur gleichen Zeit schloss das Umweltministerium mit der Chambre des Métiers eine Kooperationsvereinbarung ab. Ziel dieser Zusammenarbeit war und ist einerseits die Sensibilisierung der Öffentlichkeit über die Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen alternativen Energien – dies im Rahmen von Seminaren und Messen – und andererseits, das technische Wissen der Handwerksbetriebe auf den neuesten Stand zu bringen und zu halten.
In der Zwischenzeit konnte die Chambre des Métiers in Zusammenarbeit mit Experten der Energieagentur und der Umweltverwaltung über 800 Teilnehmer in ihrenWeiterbildungen für Erneuerbare Energien schulen. Ein Label „Energie fir d’Zukunft“ zeichnet heute 105 Handwerksbetriebe aus, die diese Kurse nach einem Test mit Erfolg bestanden haben. Eine unabhängige Kommission vergibt das „Energie fir d’Zukunft“-Label. Eine Broschüre der Chambre des Métiers informiert über die einzelnen Betriebe mit ihren jeweiligen Spezialitäten1.
Die rationelle Energienutzung kann man für Luxemburg eine Erfolgsstory nennen. Alle Beteiligten stehen als Gewinner da. An erster Stelle natürlich die Natur durch die großen CO2-Einsparungen. Über die Subventionsverordnung konnte die Regierung einen Großteil ihrer Nachhaltigkeitspolitik glaubhaft durchsetzen. Sicherlich sind auch die Benutzer der verschiedenen Anlagen zufrieden, wurden doch bis dato beträchtliche Subventionssummen ausbezahlt. In absoluten Anlagenzahlen wurden am meisten Brennwertkessel, zweitens Fotovoltaikanlagen und an dritter Stelle erst thermische Sonnenkollektoren errichtet. Auch das Handwerk ist Gewinner, konnten doch weit über 200 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Auch entstanden neue Betriebe, die nur im Bereich der regenerativen Energien arbeiten.
Wie geht es weiter? In unserer schnelllebigen Zeit gehen auch im Bereich der erneuerbaren Energien die Änderungen schnell vonstatten. Durch den gesammelten Erfahrungsschatz werden die bestehenden Technologien verbessert und neue werden dazu kommen. Ideen ändern sich. Wurden bis jetzt in Luxemburg am vor allem einzelne Anlagen gefördert und gebaut, so werden es in Zukunft mehr die kombinierten Technologien sein, die zur Anwendung kommen. Im Häuserbau wird der Trend zu Niedrigenergie- oder Passivhäusern gehen. Hier müssen mehrere Gewerke eng miteinander arbeiten, um die gewünschten Resultate aufweisen zu können. Dies bedeutet eine Umstellung der handwerklichen Gewohnheiten. Vom Dialog mit den Kunden und der objektiven Beratung und Begleitung der Projekte wird in Zukunft der Erfolg der einzelnen Akteure in diesem Zukunftsbereich abhängen. Die Chambre des Métiers ist überzeugt, dass diese Anpassungen durch weitere, gezielte Weiterbildungsmaßnahmen der Betriebe zu erreichen sind.
Am 20. Juli 2004 wurde die Subventionsverordnung geändert. Brennwertkessel und Fotovoltaikanlagen werden nun in einem geringeren Maß bezuschusst als zuvor. Die beiden Subventionsverordnungen werden aber am 31. Dezember 2004 auslaufen. Das stellt jetzt schon für alle Beteiligten, aber besonders für die Handwerksbetriebe, eine Verunsicherung dar.
Wie wird es nach dem 1. Januar 2005 weitergehen? Wird das Subventionsreglement verlängert, und wenn ja, auf welchem Niveau wird sich die Förderung einpendeln? Schon jetzt kann man sagen, dass ohne eine begleitende Subventionierung das jährliche Investitionsvolumen in die erneuerbaren Energien sich tendenziell nach unten orientieren wird. Somit ist jetzt die Politik gefragt, schnellstens eine Verlängerung der Förderungsverordnung mit den Unternehmen und den Umweltverbänden zu diskutieren. Wie die neuen Eckdaten aussehen werden, ist bislang nicht bekannt. Mit den Umweltverbänden ist die Chambre des Métiers der Meinung, dass diese Änderungen zeitlich in den Gesamtrahmen passen müssen. Nur eine kontinuierliche Förderungspolitik wird uns von Fehlern, wie sie im Ausland passierten, bewahren: Als in Deutschland das Förderprogramm auslief, dauerte es über ein Jahr, bis ein neues Anschubprogramm in Kraft trat. Das verunsicherte die Kunden, und erst nach eine längeren Zeit wurden wieder Anlagen in größerer Stückzahl errichtet. Mit den Umweltverbänden ist die Chambre des Métiers der Meinung, dass eine kontinuierliche Förderpolitik für regenerative Energien zum Vorteil aller sein wird.
Das Handwerk hat in Luxemburg eine neue Berufssparte aufgebaut. Die Betriebe und ihre Mitarbeiter sind hochqualifiziert und gut gerüstet, um die Kunden fachgerecht zu beraten, technisch einwandfreie Anlagen zu errichten und zu warten. Ein direktes Gespräch können Sie auf der Oeko-Foire und der Herbstmesse am Stand der Chambre des Métiers mit den jeweiligen Spezialisten führen.
1Diese Broschüre ist kostenlos unter der Telefonnummer 42 67 67-224 zu beziehen. Weitere Informationen unter www.cdm.lu.
René Theisen ist Chef de département in der Chambre des Métiers.
Martin Ebner
Kategorien: Energie
Ausgabe: 16.09.2004