Muss das neue Krankenhaus auf dem Kirchberg 23 Arbeitsplätze abbauen, weil, wie Anfang der Woche das ADR behauptet hatte, die Krankenkassenunion UCM es so will, die erneut mit einem Defizit rechnet? Nein. Denn die Rechnung ist die: Die UCM vergibt an jedes Spital ein Budget. Enthalten ist ein Personalkostenanteil, dessen Umfang abhängt von der Aktivität, die in dem Krankenhaus geleistet wurde. Doch soviel Aktivität, dass sich die Weiterfinanzierung des bisherigen Personalschlüssels durch die Krankenkassen rechtfertigen würde, gab es auf im Kirchberger Klinikum bisher nicht. Es ist immerhin noch neu, und die vielen von ihm neu verpflichteten Belegärzte sind womöglich noch nicht bekannt genug. Ein weiteres Problem stellt die noch im Bau befindliche neue Bohler-Klinik in unmittelbarer Nachbarschaft dar: Eigentlich hatte sie gemeinsam mit dem Kirchberger Krankenhaus öffnen sollen. Doch erst vor zwei Wochen war Richtfest auf der Baustelle, die Eröffnung ist für nächstes Jahr vorgesehen. Dann werden sich Synergien zwischen beiden Häusern ergeben, aber eben noch nicht jetzt.
Andererseits aber erhielt das Kirchberger Krankenhaus bereits vor seiner Eröffnung einen weitaus höheren Personalschlüssel zuerkannt, als er den Kliniken Sacré Coeur und Ste Élisabeth zur Verfügung gestanden hatte, ehe beide im Kirchberger Klinikum aufgingen. Es erhielt ebenfalls zahlreiche medizinische Dienste, die über das Angebot der beiden Vorgängerkliniken hinaus reichen.
Der springende Punkt ist dabei der, dass noch immer unbekannt ist, wieviel Klinikversorgung das Großherzogtum innerhalb seiner Regionen überhaupt benötigt. Der Spitalplan Carlo Wagners hatte nur Bettenökonomie betrieben - die Frage nach dem Bedarf an medizinischen Leistungen wurde in den letzten fünf Jahren umgangen. Unterdessen aber beginnt vor allem zwischen den großen Kliniken ein Konkurrenzkampf einzusetzen. Seit der Eröffnung des nagelneuen Spitals auf dem Kirchberg sehen vor allem das hauptstädtische Centre hospitalier und das Esch-Düdelinger Fusionskrankenhaus Centre hospitalier Emile Mayrisch in ihm den Wettbewerber.
Um so mehr drängt die Zeit, zu analysieren, was Luxemburg denn braucht. Solange es keine echte Bedarfsanalyse gibt, aus der politische Schlüsse gezogen werden, wird der Konkurrenzkampf zwischen den Kliniken wachsen - mit ruinösen Aussichten für die Krankenkassen und künftig womöglich häufiger in Frage gestellten Beschäftigtenzahlen auch in anderen Spitälern.