d'Lëtzebuerger Land vom 28.02.2014
„This is the city we live in/We call it EschingtonDC/A fake name to remind me/Of how boring this place is“, sangen Miaow Miaowauf ihrem Album Summertime for a lifetime 2007. In der vom industriellen Rückbau der vergangenen Jahrzehnte geschädigten Stadt stehen in den kommenden Monaten und Jahren größere Veränderungen bevor. Nämlich dann, wenn die Uni den Betrieb in Esch-Belval aufnimmt und der Strukturwandel hin zur Wissensgesellschaft wie im Lehrbuch – akademische und Forschungsanstalten auf der ehemaligen Industriebrache – vollzogen wird. Endlich, denn sollte die Uni ursprünglich 2009 auf Belval einziehen, wurde ihr Umzug zum Wintersemester 2013/2014 noch einmal verschoben. Mit der Uni werden auch die Studenten kommen, 8 000, sagt Marc Rousseau vom Service des études et de la vie étudiante (Seve) der Uni. Mehr und mehr von ihnen werden auch im Süden wohnen. Noch befindet sich die Mehrheit der 529 Zimmer – rund 60 Prozent –, welche die Uni selbst an ihre Studenten vermietet, in der Hauptstadt. 20 Prozent der eingeschriebenen Studenten in Uni-Unterkünften lautet die politische Zielvorgabe. 2014, so Rousseau, werden16 Prozent der Uni.lu-Studenten ein Zimmer bei seiner Verwaltung mieten. Weil die Zahl der Studenten weiter wächst, plant die Uni nicht nur, ihr Angebot an Wohnmöglichkeiten stark auszubauen – bis 2017 sollen 909 individuelle Wohneinheiten fertiggestellt und vermietet werden. Weil die Studenten möglichst in Campus-Nähe wohnen sollen, liegt im neuen Vierjahresplan der Uni, der von 2014 bis 2017 läuft, der Fokus verstärkt auf den Südgemeinden, erklärt Rousseau. Nur noch 30 dieser Zimmer, beziehungsweise Studios, entstehen auf dem Gebiet der Hauptstadt, der die juristische Fakultät und ihre Studenten erhalten bleiben. In Esch sollen bis 2017 hingegen 419 Studentenzimmer entstehen, aufdem Gebiet der Gemeinde Sassenheim 220, in Düdelingen und Monnerich jeweils 15, in Oberkorn 25 und in Zolver 124. Dabei ist die Uni selbst nie Bauherr oder Eigentümer. Sie schließt ihrerseits mit den Eigentümern von Häusern und Gebäuden wenn möglich langfristige Mietverträge ab und vermietet diese, in Zimmereinheiten unterteilt, an die Studenten weiter. Es sind vor allem private Eigentümer, die ihre Objekte als Wohnraum für Studenten zur Verfügung stellen, und auch die Pläne, die in den kommenden vier Jahren umgesetzt werden sollen, gehen überwiegend auf Privatleute zurück, wobei erstmals auch ein Baupromoter ein Projekt mit der Uni abgeschlossen hat. Zu den Wohnungen, die zum Vorlesungsstart im September 2014 bezogen werden sollen, gehört auch das von der Fondation La Luxembourgeoise finanzierte Wohnheim in Belval, das voraussichtlich 45 Master-Studenten und Doktoranden Platz bieten wird. Die Stadt Esch selbst hat in den vergangenen anderthalb Jahren 5,5 Millionen Euro investiert, um drei Immobilienobjekte aufzukaufen. Das größte davon: das frühere Hotel Mercure in Al Esch. In der Brill-Straße wird die Gemeinde Studios für Doktoranden einrichten und über dem früheren Café Diva, eine Escher Institution, plant sie, Studentenwohnraum und Sozialwohnungen für Personen im Studentenalter zu kombinieren, wie Xavier Poos, bei der Stadtverwaltung Esch für die wirtschaftliche und touristische Entwicklung zuständig, erklärt. Die Geschäftsfläche, das Diva selbst – das wird die Escher freuen – hat die Gemeinde verkauft, damit es wieder zum Café wird. Wie viele Studenten privat zur Miete wohnen, darüber hat die Uni keinen Überblick, doch dass der Einzug der rund 600 Studenten, die bei ihm ein Zimmer mieten, das Stadtleben in Esch grundlegend verändern wird, glaubt Marc Rousseau von der Uni indes nicht. „Das merkt kein Mensch“, sagt Rousseau. „Wir sind nicht Heidelberg, und das wird nie der Fall sein.“ Bei der Stadtverwaltung in Esch sieht man das ein wenig anders. Dort versucht man beispielsweise, mit dem Geschäftsverband auszuloten, wie das Angebot in der Stadt auf die Studenten eingestellt werden kann, auf ihre Bedürfnisse überhaupt und auf ihr Budget, erklärt Poos. Die Kaufkraft der Studierenden, sagt er, sei in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Ein wenig davon, hofft er, werden sie in den Geschäften, Restaurants und Cafés der Stadt lassen, und ein bisschen Schwung in das Shopping-Zentrum in Belval bringen, das seit 2009 auf die Uni wartet. Auch wenn sie außerhalb wohnen.
Michèle Sinner
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