Bahnverbindungen nach Deutschland

Abgehängt

d'Lëtzebuerger Land vom 24.08.2000

Bürgerprotest im Trierischen Volksfreund: Mehr als 500 Leser der Tageszeitung hatten bis Mitte dieser Woche per E-Mail dem Chef der Deutschen Bahn AG "die rote Karte gezeigt". Hintergund der Aktion ist die von der DB geplante Abschaffung sämtlicher Interregio-Zugverbindungen zwischen Saarbrücken und Trier ab Juni 2001 und ab Dezember 2002 auch all jener zwischen Trier und Koblenz. Danach würden dort nur noch Regionalzüge verkehren.

Bestätigt wurden diese Einsparpläne von der DB erst Anfang August. Gerüchte waren jedoch schon seit Wochen im Umlauf, nachdem mit Inkrafttreten des neuen Sommerfahrplans bereits in anderen deutschen Bundesländern schon mehrere der blauen Züge für immer von den Gleisen verschwunden waren. Betroffen von den Einsparungen auf der Mosel-Saarlinie wären auch Reisende aus dem Großherzogtum. Sie würden Ende 2002 nicht nur in Trier keinen Interregio-Anschluss mehr haben, auch die drei IR-Zugpaare, die täglich zwischen Luxemburg und Koblenz bzw. sogar Köln und Münster verkehren, sollen gestrichen werden. Wer aus Luxemburg in Richtung Rheinland und Ruhrgebiet reist, muss dann öfter umsteigen, häufig auch auf langsamere Züge. Dass man aus eigener Kraft keinesfalls den Wegfall der blauen IR-Bahnen kompensieren könne, sagt Richard Groß, Vorsteher des für den Regionalverkehr im nördlichen Rheinland-Pfalz zuständigen Zweck-verbandes SNPV. Und hofft auf Argumentationshilfe aus Luxemburg gegenüber der DB-Zentrale und dem Berliner Bundesverkehrsministerium.

Ein entsprechender Brief von Transportminister Henri Grethen liegt bei dessen deutschem Amtskollegen Reinhard Klimmt und bei der DB schon vor. Eine komfortable Bahnverbindung zwischen dem Großherzogtum und Deutschland wird um so wichtiger, als nach Fertigstel-lung der ICE-Neubaustrecke Frankfurt-Köln der Bahnhof Koblenz kein Haltepunkt für ICE- und Intercity-Züge mehr sein und Luxemburg damit noch weiter vom deutschen Schnellverkehrsnetz ab-gehängt wird. Der nächste ICE-Einsteigebahnhof wäre dann Frankfurt. Keine gute Alternative zur Benutzung des Autos.

Weil jedoch durch den neuen ICE der ge-samten Region Trier-Koblenz eine Verkehrslage 2. Klasse droht, gibt es Ansätze für einen luxemburgisch-rheinland-pfälzischen Schulterschluss, der eventuell auch den Wegfall der Interregio-Züge kompensieren könnte. Das Wirtschaftsministerium in Mainz lässt derzeit prüfen, ob sich zwischen Luxemburg und Frankfurt via Trier und Koblenz die Einführung eines Neigetechnik-Zuges lohnt. Als Betreiber käme womöglich sogar die DB selbst in Betracht: als in dieser Angelegenheit der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hans-Arthur Bauckhage im April bei DB-Chef Hartmut Mehdorn vorgesprochen hat, habe sich dieser, so ein Sprecher Bauckhages gegenüber dem Land, dafür "sehr aufgeschlossen gezeigt".

Ob diese Aufgeschlossenheit noch gilt, ist allerdings fraglich, datierte sie doch vor der ersten Runde im Interregio-Kahlschlag Ende Mai. Die Alternative könnte im Unterhalt der Verbindung unter gemeinsamer Regie der Regierungen von Luxemburg, Rheinland-Pfalz und Hessen bestehen. Überlegungen dazu gibt es, welche Kosten damit verbunden sein würden, soll sich im September klären. Für Dezember ist ein Probelauf eines solchen Neigetechnik-Zuges geplant.

 

Peter Feist
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