Dreizehn Monate ist es her, dass Transportminister Henri Grethen und Hauptstadtbürgermeister Paul Helminger das DP-Wahlversprechen "Keen Zuch durch d'Stad!" einlösten und die Étude socio-économique zum BTB-Projekt präsentierten, der zufolge der volkswirtschaftliche Nutzen des Regionaltramkonzepts nicht erwiesen sei. Aller "Ideologie" entkleidet, sollte stattdessen ein Verkehrskonzept verfolgt werden, das sich an der Entwicklung der Stadt Luxemburg mit ihren Vororten als Wirtschaftsstandort orientieren sollte: Null plus. Die Null darin sah die Reorganisation der innerstädtischen Buslinien vor und ihre teilweise Verlängerung ins Umland. Das plus die Schaffung einer Ringbahn Hauptbahnhof-Hamm-Flughafen-Kirchberg-Bahnhof Dommeldingen-Hauptbahnhof. Mit einer Option, über die Rote Brücke auch Limpertsberg anzufahren sowie eventuell den Schulcampus Geesseknäppchen anzubinden.
Dreizehn Monate später sind die Überlegungen weiter gediehen, ein Teil von Null plus - die Reorganisation der Busse - wurde umgesetzt; insgesamt ist die Situation komplexer, sind die Sachzwänge größer geworden. "BTB war nie tot!", verkündete Paul Helminger am Dienstagabend im RTL-Top Thema. Nur der Zug durch die Stadt. Aber diese Frage nimmt sich geradezu bescheiden aus, vollziehen Transportministerium und Gemeinde gemeinsam mit CFL und RGTR doch derzeit einen Gutteil der Arbeit noch einmal nach, die seinerzeit zu BTB führte. Freilich unter sich verschärfenden Außenbedingungen: Der Süden wird erschlossen, ein neuer Schienenweg Esch-Luxemburg studiert. Der Kirchberg soll eines Tages 55 000 Einwohner und Arbeitspendler zählen (siehe d'Land vom 30.11.2001). Das Pendleraufkommen in die Hauptstadt reißt ohnehin nicht ab, stieg im vergangenen Jahr um zehn Prozent und liegt jetzt bei an die 100 000 Personen täglich. Da müsste aus den Reihen von Koalitionspartnerin CSV gar nicht mehr die allfällige Klage kommen, es sei schade, dass BTB aufgegeben wurde.
Ende Oktober fassten Hauptstadt-Schöffenrat und Transportministerium zusammen: Verfolgt werden Ringbahn und Option Limpertsberg; die neue Verbindung Belval-West-Kirchberg-Findel soll per Tram erfolgen. Ebenso eine eventuelle Schienenanbindung der Industriezone Cloche d'Or. Nicht nur der Bahnhof Dommeldingen soll als Umsteigebahnhof Bus/Bahn/Tram erschlossen werden, Howald ebenfalls. Neue Umsteigehalte werden in Cessange sowie am Messegelände vorgesehen - dort eventuell unterirdisch. Das große Problem beim Ausbau des Schienenverkehrs: die Kapazitäten der schon bestehenden Gleiswege und die des Hauptbahnhofs. Dass sich das Passagieraufkommen in der Stater Gare nach Inbetriebnahme von Ringbahn und neuer Escher Strecke in den Spitzenstunden verdoppeln könnte, wird bei den CFL geschätzt - und sie lässt zurzeit studieren, inwiefern der Bahnhof ausgebaut werden könnte.
Nunmehr aller Ideologie ledig, behalten Stadt und Ministerium sich für die Zukunft sämtliche Optionen vor: "Tous les projets énoncés doivent garantir la possibilité d'une prolongation du réseau des trains-trams à travers la Ville de Luxembourg à partir de la Gare Centrale et via le Pont Grand-Duchesse Charlotte", kamen sie überein. Womit am Ende jene Recht behalten könnten, die schon vor einem Jahr meinten, am Ende werde BTB doch realisiert. Vor allem der Landesverband FNCTTFEL, der schon 1994 einen Vorschlag für ein erweitertes BTB-Konzept ausgearbeitet hatte, das den derzeitigen Überlegungen, inklusive neue Escher Strecke, auffällig gleicht, seinerzeit aus Kostengründen verworfen wurde. Die Ironie der Geschichte besteht freilich darin, dass für die höchst aufwändigen Projekte erste Machbarkeitsstudien im nächsten Jahr vorliegen sollen, die Realisierung sich über Jahre hinziehen wird. Der Verkehrsinfarkt in der Hauptstadt, und wenn auch vor allem in den Spitzenstunden, dürfte sich schon vorher einstellen. In diesem Fall, so Verkehrsschöffe Paul-Henri Meyers (CSV), gerieten die Busbetriebe an den Rand ihrer Leistungsgrenze. Nicht alle Pendler kommen aus Frankreich und kön-nen an von Luxemburg finanzierten neuen Bahnhöfen in Grenznähe einen Zug besteigen. "Alles was wir versuchen können, ist, die Auto-Berufspendler schon weit vor der Stadt an Auffangparkplätzen abzufangen." Und deren Bau ist vielfach leichter geplant, als man sich mit so mancher Vorortgemeinde über eine durchgehende Busspur einig wird.