Das Lëtzebuerger Land ist auch eine Woche für Woche weitergesponnene, noch immer nicht abgeschlossene, mit der Luxemburger Zeitgeschichte sich entfaltende Erzählung. Seit dem 1. Januar 1954 und am Ende der vorliegenden Ausgabe ist diese Erzählung 57 191 Seiten lang. In rund 3 100 Nummern wurden während 60 Jahren etwa 370 000 kleine und große Text- und Bildbeiträge veröffentlicht.
Seit dem 8. Januar 1960 erschien auf der letzten Seite des Land die satirische Seite d’Ländchen im Lëtzebuerger Land als Nachfolgerin einer unregelmäßigen humoristischen Rubrik den Ellespill am „Letzeburger Land“ (d’Land, 9.1.2004). Ab der Ländchen-Ausgabe vom 7. Januar 1983 begann die Cactus-Gruppe, wöchentlich in Form eigens dafür gezeichneter Karikaturen am Fuß des Ländchen zu inserieren. Die Karikaturen schufen anfangs verschiedene Künstler, doch sehr rasch war es Superjhemp-Vater Roger Leiner alleine, der aus der „Cactus-Bande“ einen Comic machte, den er nun seit mehr als 30 Jahren zeichnet.
Die erste Nummer des Lëtzebuerger Land wurde mit Bleisatz im „Rotationsdruck der Druckerei Bourg-Bourger, Luxemburg“ gedruckt. Die traditionsreiche Buch- und Zeitschriftendruckerei brachte zu der Zeit auch das Familienmagazin Revue heraus. Mitte der Sechzigerjahre wechselte das Land dann zu der 1961 gegründeten Imprimerie Centrale, die auch das Lëtzebuerger Journal druckte. Anfang 1976 wurde der Bleisatz aufgegeben und die Imprimerie Centrale druckte das Land im Offsetverfahren, der Satz erfolgte zuerst im Fotosatz, dann im Computersatz. Als typisches Element des Land-Stils blieb der Farbdruck weitgehend auf den Anzeigenteil beschränkt. Seit dem 28. Juni 2012 druckt die Sankt-Paulus-Gruppe die Zeitung im Offset-Rotationsdruck.
Im Laufe seiner Geschichte hatte das Lëtzebuerger Land vier verschiedene Formate. Sie änderten sich jeweils mit den Druckereien, da das Land im Rotationsdruck hergestellt wird und so das Format vom Durchmesser und der Breite der Walzen der Rotationspressen der jeweiligen Druckereien vorgegeben ist. Die erste Nummer des Lëtzebuerger Land erschien 1954 im Format 49 x 35 cm. Mitte der Sechzigerjahre wurde in der neuen Druckerei das Format auf 55 x 36 cm vergrößert. Durch den Übergang zum Offsetdruck wurde das Format auf ein dem Berliner Format ähnliches von 44 x 30 cm verkleinert. Seit Mitte vergangenen Jahres wird das Land im Norddeutschen Format 56,5x 40,5 cm gedruckt.
Während Fotos in den Anfangsjahren des Land, auch aus technischen und Kostengründen, selten waren, erschien bis heute kaum eine Land-Ausgabe ohne Karikaturen. Der erste Land-Karikaturist war der 1921 geborene Grafiker Pe’l Schlechter, der auch den Titelkopf der Zeitung gezeichnet hat. Ein Viertel Jahrhundert lang, zwischen 1959 und 1983, zeichnete der Arbed-Angestellte Alphonse Deloos, Jahrgang 1925, jede Woche eine oder mehrere politische Karikaturen, 23 Jahre und drei Monate lang ohne Unterbrechung (d’Land, 18.3.1994). Der als Feierkrop-Zeichner und Buchillustrator bekannte Romain Lenertz veröffentlichte vorübergehend Karikaturen im Land, während der rastloseste politische Karikaturist Guy W. Stoos vor allem die Beiträge seines Freundes Guy Rewenig illustrierte. Seit dem 31. Dezember 1982 zeichnet nun Superjhemp-Vater Roger Leiner jede Woche für das Land, immerhin schon 31 Jahre lang.
Weil die Grundlage seiner redaktionellen Unabhängigkeit die wirtschaftliche Unabhängigkeit ist, finanziert sich das Lëtzebuerger Land selbst. Im Geschäftsjahr 2012 bestanden die Einnahmen zu 42 Prozent aus gewerblichen Anzeigen und öffentliche Bekanntmachungen, zu 18 Prozent aus dem Abonnement- und Kioskverkauf und zu 36 Prozent aus staatlicher Pressehilfe. Lohnkosten machten 54 Prozent der Ausgaben aus, Druckkosten 18 Prozent, Honorare acht Prozent, Mieten fünf Prozent. Weitere Kosten waren Porto, Mieten, Heizung, Büromaterial... Weil das Land seine Investitionen aus den Eigenmitteln finanzieren kann, schloss es vergangenes Jahr ohne Anrechnung von „intérêts notionnels“ mit einem Verlust ab.
Im Lauf der vergangenen 60 Jahre waren zwei Herausgeber, drei Geschäftsführer und drei Chefredakteure verantwortlich für die Leitung der Verlagsgesellschaft und den redaktionellen Inhalt des Lëtzebuerger Land. Verantwortliche Herausgeber waren Zeitungsgründer Carlo Hemmer (Januar 1954 bis Juni 1958) und der ihm folgende Eigentümer, Léon Kinsch (Juni 1958 bis August 1983). Chefredakteure waren Lucien Thiel (April 1981 bis Dezember 1989), Jean-Marie Meyer (Januar 1990 bis Oktober 1992 sowie Oktober bis Dezember 1996) und Mario Hirsch (Januar 1998 bis August 2006). Geschäftsführer waren Jean-Paul Hoffmann (Januar 1990 bis Oktober 1996), Romain Kohn (Oktober 1996 bis April 1998) und Romain Hilgert (seit November 2004).
In der Redaktion des Land arbeiten derzeit neun Leute: sechs Textredakteure – Peter Feist, Josée Hansen, Romain Hilgert, Ines Kurschat, Michèle Sinner und Bernard Thomas –, ein Bildredakteur, Patrick Galbats, ein Layouter, Pierre Greiveldinger, und eine Verwaltungsangestellte, Zoubida Belgacem. Im Laufe eines Jahres liefern zudem rund 100 regelmäßige oder gelegentliche freie Mitarbeiter Beiträge für das Lëtzebuerger Land. Bei der Kollationierung und Digitalisierung des Land zählte die Nationalbibliothek rund 9 000 verschiedene Autoren, Pseudonyme und Initialen. Etwa 600 Autoren haben in den vergangenen 60 Jahren jeweils mindestens zehn Beiträge verfasst. Bis die Leser ihr Land in den Händen halten, müssen aber auch die Werberegie, Drucker, Packer, Fahrer, Putzfrauen, Briefträger und Zeitschriftenhändler mitarbeiten.
„d’Letzeburger Land. Unabhängige Wochenschrift für Politik, Kultur und Wirtschaft / Hebdomadaire Politique, Culturel et Economique Indépendant“ hieß es seit der ersten Nummer im Titelkopf der Wochenzeitung. Ihn krönte eine tiefverwurzelte, Ewigkeit und Natur symbolisierende Eiche vor Fabrikschloten und einer Burg als Symbol der Heimat mit ihrer landschaftlichen und wirtschaftlichen Vielfalt. Mit der bis dahin ersten großen Umgestaltung der Zeitung änderte der Grafiker Tom Gloesener im Juni 1999 auch den zuvor schon um die Negativleiste mit dem Untertitel erleichterten Zeitungskopf. Gleichzeitig wurde der Name in die amtliche Rechtschreibung als d’Lëtzebuerger Land übertragen. Als Logo blieb das Emblem in einem kleinen quadratischen Rahmen bestehen. Im September 2008 wurde der Titel gekippt, und mit dem neuen Broadsheet-Layout der Grafikagentur Vidale-Gloesener wurde der Zeitungskopf Mitte 2012 auf ein großes, farbiges „land“ reduziert. Das war auch das Ende des Emblems – sowieso hatte Pe’l Schlechter seinerzeit zwischen der Burg und den Schloten der Industrie die „Fongen-Industrie“ vergessen.
Um den Fortbestand und die Unabhängigkeit des Lëtzebuerger Land nach dem Ableben der Gründergeneration zu gewährleisten, wurde das Kapital der Gesellschaft einer gemeinnützigen Stiftung übertragen, der Mitte 1990 gegründeten Fondation d’Letzeburger Land, welche zuerst zu 85 Prozent und inzwischen zu 100 Prozent die Editions d’Letzeburger Land s.à r.l. kontrolliert, den gewerblichen Verlag, der die Wochenzeitung herausgibt. Dadurch ist die wirtschaftliche und die politische Unabhängigkeit der Zeitung gewährleistet. Die aus den Betriebsgewinnen des Verlags gespeiste Fondation d’Letzeburger Land ist der Studentenförderung verpflichtet, vergab die Studienbörse Léon Kinsch oder organisiert derzeit den Studentenwettbewerb Next Generation.
Zu den Kammerwahlen vom 1. Februar 1959 veranstaltete das Land erstmals ein „Wahl-Toto“, bei dem die Leser vor den Wahlen die Sitzzahl pro Bezirk und die Bestgewählten der Parteien erraten sollten. Madame Th. Nilles aus Esch-Alzette gewann mit 140 Punkten den ersten Preis, einen Fernseher, weitere von Sponsoren gestiftete Preise waren eine Reiseschreibmaschine und eine Höhensonne. 1989 war der erste Preis „ein Gourmet-Essen mit dem neuen Regierungschef“. Der glückliche Gewinner mit 45 von 55 Punkten hieß Jean Ferring aus Mamer, der neue Regierungschef Jacques Santer (CSV). Das war dann nach 30 Jahren auch das Ende des Wahl-Totos.
Das Lëtzebuerger Land ist die einzige Luxemburger Zeitung, die regelmäßig allen Parteien gleichberechtigt ein Forum zur Verfügung stellt. Seit dem 10. Mai 1991 gibt es die Rubrik „Zu Gast im Land“. Den ersten Beitrag verfasste ein 33-jähriger Sekretär der CSV-Fraktion namens François Biltgen unter dem Titel „Triumphzug der katholischen Soziallehre?“. Als Gastautoren sind nach einem jährlich festgelegten Turnus alle nationalen Parteien eingeladen, die über Mandate im Parlament oder in Gemeinderäten verfügen, derzeit ADR, DP, CSV, Grüne, LSAP, KPL und déi Lénk. In den über 20 Jahren des Bestehens der Rubrik lehnte die Redaktion einen Beitrag ab, den ausländerfeindlichen eines ADR-Mitglieds, einmal fiel die Rubrik aus, weil eine DP-Politikerin vergessen hatte, abzuliefern.