„Et muss een der Ukraine militärëscht Verdeedegungsmaterial zur Verfügung stellen“, sagte David Wagner (déi Lénk) am 17. März in einem RTL-Interview. Damit legte der Abgeordnete eine neue Leitlinie für seine Partei fest, die vor den Chamberwahlen 2023 die Frage nach Waffenlieferungen offen gelassen hatte, um interne Grabenkämpfe zu vermeiden. Am vergangenen Sonntag bekräftigte er diese Position auf dem Parteikongress in Mertert und fügte hinzu, dass dies nichts mit „Kriegslüsterei“ zu tun habe, sondern mit dem Recht auf Selbstverteidigung gegen einen imperialistischen Aggressor. Zwei Tage vor dem Kongress sagte Wagner bereits gegenüber dem Wort, der „Ultrapazifismus“ sei eine „falsche Herangehensweise“. Doch nicht alle in der Partei stehen hinter ihm. „Ekelhafte linke Kriegsgeilheit“, warf ihm ein Nutzer auf der Facebook-Seite der Partei nach seinem Radio-Interview vor. Bisher sind 52 Kommentare zu dem Interview gepostet worden. Auch auf dem Parteikongress stieß Wagners Position auf Gegenwind. Die Alt-Linken Alain Sertic und Jean-Laurent Rodondo äußerten die Sorge, die Partei könnte sich vollständig von ihrer Friedenspolitik entfernen. Sie ließen über eine Resolution gegen eine europäische Armee abstimmen – diese wurde jedoch mit großer Mehrheit abgelehnt.
Als das Wort bei jungen Parteimitgliedern nachfragte, ob sich in der Ukraine-Frage ein Generationenkonflikt abzeichne, gaben diese an, von der Facebook-Kontroverse nichts mitbekommen zu haben. Scheinbar sind es vor allem die Jungpolitiker, die sich hinter David Wagners verteidigungspolitische Position stellen. Beim Ostermarsch am Ostersamstag sagte das junge Mitglied der Nationalkoordination, Ben Müller, man müsse die Bedrohung durch Russland ernst nehmen. Auch déi Jonk Lénk unterstützen Wagners Kurs. Diese Spannungen sind kein Sonderfall der luxemburgischen Linken, sondern in Nordwest- und Südwesteuropa verbreitet. Je näher man der Front ist, desto größer ist in linken Parteien der Rückhalt für die Ukraine. Gleichzeitig sprach sich déi Lénk am Sonntag gegen das Verteidigungsprojekt Rearm Europe in Höhe von 800 Milliarden Euro sowie gegen eine „Militarisierung“ der Gesellschaft aus. Im September 2026 werden Gary Diderich und Ana Correia für Marc Baum und David Wagner in die Chamber nachrücken. Das Tageblatt meldete, dass André Marques sich um den Posten des Co-Parteisprechers bewerben will, den Diderich zu dem Zeitpunkt aufgeben wird.