Um Munition für die im Herbst bevorstehende Wiederaufnahme der Index-Diskussionen zu liefern, veröffentlichte das statistische Amt des Wirtschaftsministeriums diese Woche Berechnungen über die Auswirkungen verschiedener Formen von Indexmanipulationen auf die Lohnentwicklung. Am Beispiel der Inflationsentwicklung zwischen Januar 2003 und Mai 2010 simulierte der Statec Dutzende Kombinationen von Verzögerungen der Indextranchen und Verkleinerungen des Warenkorbs. Dem ist nicht eine gewisse Ironie abzusprechen, da der Index in besagter Zeitspanne auf Beschluss der Tripartite von 2006 tatsächlich manipuliert worden war – der Statec beziffert die Senkung des Lohnniveaus auf 0,4 Prozent.
Auf auffälligsten ist jedoch, dass der Statec unter den 72 Kombinationen ausgerechnet jene nicht simulieren wollte oder konnte, von der in den letzten Monaten am meisten die Rede ging: Premier Jean-Claude Junckers Tripartite-Vorschlag, eine auf dem doppelten Mindestlohn berechnete Höchstindextranche einzuführen, der umgehend von seiner Partei in „sozialer Index“ umgetauft und mit Hilfe von Luxemburger Wort, RTL und TNS-Ilres unter die Leute gebracht worden war. Vielmehr bemüht sich der Statec, wie schon der Wirtschafts- und Sozialrat 1988, allerlei technische und rechtliche Einwände gegen eine „Deckelung“ der Indextranchen aufzuführen. Wären dagegen ab 2003 „Alkohol, Tabak und die Erdölpreise ab einem gewissen Barrel-Preis aus dem Index-Warenkorb entfernt“ gewesen, wie Juncker seinen zweiten Vorschlag beschrieb, wäre bei einem Barrelpreis ab 60 Dollar das Lohnniveau um ein Prozent gesunken und ab 100 Dollar dagegen um 0,1 Prozent gestiegen. Der Premier hatte das seine Lieblingsvariante genannt, die er bald zeitlich begrenzen, bald mit dem Versprechen schmackhaft machen wollte, dass der öffentliche Transport kostenlos gemacht würde.
Doch in seinen letzten Aussagen zum Thema meinte der Premier, dass seine beiden Vorschläge von der Tripartite abgelehnt wurden und deshalb „vom Tisch“ seien. Er habe also neue berechnen lassen, die er im Herbst vorlegen werde. Deshalb trifft es sich gut, dass der Statec nun als dritten Weg und vielleicht politischen Ausweg ausgiebig vorrechnet, wie der Index manipuliert werden kann, ohne die Höhe der Tranchen zu begrenzen oder den Warenkorb zu verkleinern. Nämlich indem die fälligen Indextranchen verspätet ausgezahlt werden, wie 1981, als die 1,5-prozentige Vorschusstranche abgeschafft und die Tranchen mit einem Monat Verspätung ausgezahlt wurden, und 2006, als die Tripartite beschlossen hatte, die Tranchen mit drei- bis achtmonatiger Verzögerung auszuzahlen. Sei es, dass die einmonatige Frist zwischen der Fälligkeit und der Auszahlung einer Tranche verlängert wird, sei es dass eine Mindestfrist zwischen der Auszahlung von zwei Tranchen festgelegt wird, sei es dass der „geglättete“ Indexstand nicht mehr auf der Grundlage des Durchschnitts der zurückliegenden sechs, sondern zwölf Monate berechnet wird.
Nach dem Scheitern der Tripartite-Gespräche über Indexmanipulationen hatten verschiedene Unternehmerverbände gefordert, dass „wenigstens ein Mindestzeitraum zwischen der Auszahlung zweier Indextranchen“ festgelegt würde, um die Betriebe vor einem sprunghaften Anstieg der Inflation zu schützen und ihnen eine gewisse Planungssicherheit zu gewähren. Der Statec rechnet nun vor, dass eine Zeitspanne von 14 oder 16 Monaten zwischen der Auszahlung von zwei Tranchen mit 0,7 beziehungsweise 1,8 Prozent zu den höchsten Einsparungen unter allen politisch realistischen Indexmanipulationen geführt hätte. Eine Lösung, der der Statec gleich „mehrere Vorteile“ und „zusätzliche Tugenden“ bescheinigt. Man wird also im Herbst noch viel davon hören.