Kürzlich erzählte eine spanische Kollegin, dass die strahlende Farbenpracht des Éisleker Herbstes sie gleich im Jahr ihrer Ankunft mit dem eigentlich ungemütlichen Klima unseres Landes versöhnte. Nun zeigt uns Tom Alesch in seinem Dokumentarfilm über den Norden Luxemburgs Bilder aus dem Sommer, aber man kann sich sehr gut vorstellen, was die Kollegin meinte. Gleich zu Beginn nimmt uns die Kamera zur wunderbar passenden Musik von André Mergenthaler und Marc Mergen mit auf eine sinnliche Reise durch die Landschaften der Naturparks Our und Öewersauer. Es ist prächtig anzusehen, wie Grüntöne aller Schattierungen in der Sonne glänzen und sich verändern. Welche Faszination Wald und Wasser hervorrufen können, belegen denn auch eindringlich die Stellungnahmen des Wahl-Öslinger Fotografen Raymond Clement, der leidenschaftlich seine jahrelang gesammelten Ablichtungen dieses Landstrichs kommentiert.
Doch es geht dem Regisseur nicht nur um die Landschaft. Er versucht vielmehr zu zeigen, wie die Natur die Menschen, und die Menschen ihre Umgebung prägen. Tom Alesch erzählt nicht selbst vom Leben im hohen Norden, sondern lässt die Bewohner zu Wort kommen. Sehr geschickt verändert er dabei im Lauf des Filmes den Akzent. Zu Beginn begleitet er den Metzger Burg, der mit seinem fahrbaren Tante-Emma-Laden die Bewohner in den einzelnen Ortschaften mit Lebensmitteln versorgt. Der Strukturwandel wird hier offensichtlich. Die kleinen „Épicerien“ sind aus vielen Dörfern verschwunden, manche sind zu reinen Schlafgemeinden verkommen. Ältere Personen erzählen, wie man früher Kinder spielen und lachen sehen konnte – heute scheinen die Straßen des Éislek ausgestorben. Ein soziales Gefüge im Untergang? Mitnichten. Plötzlich wird man mit Jugendlichen konfrontiert, die sich im hohen Norden durchaus wohl fühlen, Perspektiven sehen. Neue wirtschaftliche Initiativen wie die eines Biobauern werden ebenso vorgestellt wie künstlerische, die die Region beleben. Geschickt gelingt Alesch der Umschwung zum Prinzip Hoffnung. Das Ösling lebt. Entdecken kann und sollte man es persönlich – oder jetzt im Kino.