Wahrscheinlich könnte man sie im Moment am Besten damit ärgern, wenn man sie mit Mozartkugeln bombardiert. Bady Minck hat eben ihren Beitrag zu einer "Mozart-Rolle" fertig gestellt, ein Ein-Minuten-Stück im Auftrag des Wiener Mozartjahres. Dessen Intendant Peter Marboe hat Künstler in Österreich aufgefordert, sich wahlweise dem Menschen, Komponisten oder Mythos Wolfgang Amadeus Mozart im Jubeljahr zum Endlos-Geburtstagsfest in einer persönlichen "Mozart Minute" auf filmische Weise zu nähern. Die Luxemburgerin in Wien tat dies ironisch über den Weg der rollenden Mozartkugel und setzte dabei auch ihren Sohn Ganael als Schauspieler ein. Außerdem steht eine filmische Auseinandersetzung zur Frage der Wahrnehmung und Täuschung auf der Liste der Künstlerin. Schein Sein und Komposition komprimiert sind zwei Projekte zu je einem Werk von Morton Feldman und Beat Furrer, der dazu das Klangforum Wien dirigiert. Die beiden Kurzfilme unter dem gemeinsamen Titel Free Radicals beleuchten das Verhältnis von Hören und Sehen und sind Teil eines Festivals zum gleichen Thema, das Bady Minck im Wiener Konzerthaus kuratiert. Die nähere filmische Zukunft Bady Mincks ist also in Arbeit und Planung; ihre Vergangenheit, die Filmische zumal, ist nun in Form einer DVD der österreichisch-luxemburgischen Produktionsfirma Amour Fou erschienen. Vier wichtige Filme der Luxemburgerin sind hier versammelt, neben dem Titel gebenden Im Anfang war der Blick von 2003 auch Der Mensch mit den modernen Nerven von 1988, Mécanomagie von 1996 und La belle est la bête von 2005. Sorgfältig gestaltet, mit einem 24-seitigen deutsch/englischen Booklet versehen, bringt die Publikation nicht nur die Möglichkeit einer kleinen privaten Retrospektive. Die Titelarbeit ist in vier einzeln abspielbare Kapitel unterteilt, was analytischen Gemütern die Möglichkeit näheren Betrachtens und Vergleichens gibt. Davon abgesehen gibt das Making Of zu Im Anfang war der Blick einen umfassenden Einblick in die Arbeitsweise der Filmemacherin und die Motivation zu dieser Produktion, und lässt dabei auch die Förderer und Produzenten zu Wort kommen. Die verschiedenen Ebenen dieses äußerst komplexen und vielschichtigen Films, in dem sich Elemente aus bildender Kunst, Musik, Sprachpoesie, Literatur und wissenschaftliche Forschung in einer magisch-fantastischen Geschichte verbinden, werden herausgearbeitet. Dieses Mehr an Wissen trägt durchaus dazu bei, den Genuss beim Betrachten zu steigern. Keine Spur von Entzauberung auch, wenn man vor Augen geführt bekommt, wie die Tricksequenzen zustande kommen, im Gegenteil: Die Zusammenstellung der vier Arbeiten macht auch deutlich, wie sehr Bady Minck mit jeder Produktion eine adäquate Bildsprache mit eigener Technik sucht. Sie schärft den Blick für Kontinuitäten und Unterschiede, für die individuelle Bilderwelt der Künstlerin, die eigenwillige optische Sprache und den hintergründigen, bisweilen bissigen Humor. Eine filmische Biografie, die in ihrer Gesamtheit mehr erzählt als die Summe der Einzelarbeiten.
Im Anfang war der Blick. 4 films by Bady Minck ist erschienen bei Amour Fou, Wien. Gesamtlaufzeit: 90 Minuten, 24 Euro. Erhältlich auf www.polyvideo.at und ab Herbst in Luxemburg im Shop des Mudam.