Schwarzes Cover, auch im Booklet viel Schwarz und wenig Violett. Die Herren Oliver Made, Luc, Joe May und Neal haben jedenfalls das Preisausschreiben "Spieglein , Spieglein an der Wand, wer ist der böseste Bubi im Land?" zumindest optisch gewonnen. Es gibt kaum eine Luxemburger Gruppe, die sich so konsequent der Ästhetik des elegant Dahingefetzten, des delikaten Tanzes über den - huch, Mamiii! - Abgründen der Seele so konsequent verschrieben hat, als die vier Kerle von Pronoian Made.
Die Gothic-Welle, hier in Luxemburg höchstens von einem kleinen Kreis Unheilbarer und einem winzigen Accessoire-Geschäft repräsentiert, kann sich zumindest damit rühmen, wenigstens musikalisch mit den Szenen in Frankreich, Deutschland und England mithalten zu können. Cherubim wird deshalb nicht nur in Luxemburg, sondern auch in Frankreich mit einem offiziellen "Release Gig" in Strassburg vorgestellt. Cherubim ist endlich einmal eine Luxemburger Produktion, die man seinen Kindern zu Weihnachten schenken kann, ohne das übliche "Mein Gott, Papi, laß mich doch meine CDs selber kaufen!".
In guter, alter Melodic Rock und Gothic-Tradition wird das Klavier wunderschön kitschig als Einstieg eingesetzt, damit so richtig die Post abgeht, wenn die Gitarre, der Bass und natürlich die perfekt funktionierende Rhythmusmaschinerie der Drums sich in ekstatische Bewegung setzt. Auf der CD klingt es sehr, sehr routiniert und hat eine abgefahrene Eleganz, von der manch andere einheimische Band sich ein gutes Stück abschneiden könnten.
Das wirklich Aufregende an dieser Band ist die ruhige Professionalität, mit der sie genau das Selbe auch Live fertigbringen. Die Texte können einem zwar egal sein, aber der Gesang steht qualitativ weit über Mittelmaß. Kein Gekreische und kein Geknurre (was meiner Meinung zwar dazugehört), aber eine wunderschön sonore und gefühlvolle Stimme bei der der Weltschmerz so richtig pathetisch die Wände hinuntersabbert. Eigentlich ein toller Kontrast zu der kompromisslosen Härte und Trockenheit der Riffs.
Gut möglich, dass viele Leute Gothic-Rock vom Prinzip her bescheuert finden. Vielleicht gelingt es Cherubim jedoch, einige zu bekehren. Zu wünschen wäre es. Denn egal unter welchem "Verpackungslabel" diese Musik auch angeboten wird: Der Inhalt ist ehrlich.
Mein persönliches Lieblingsstück: Koh-I-nor part II. Weil es mich an meine Jugend erinnert, als wir so etwas "Orchestraler Psychdelic Rock" nannten.
Das Album Cherubim von Pronoian Made kostet 15 Euro und ist im Handel oder über Internet unter www.pronoianmade.com erhältlich.