Ehlinger, Christiane: Kloni Klunnes

Kloni Klunnes bessert sich

d'Lëtzebuerger Land du 29.05.2003

Zum Buch: Gleich am Anfang beginnen die methodisch-didaktisch konzipierten Fehler: "enges Dags stoung op där Wiss ee ronnt Zelt" - das Zelt ist aber viereckig gemalt. "Et wor e schéint, groußt Zelt aus wäissem Duch matt bloe Sträifen" - das Zelt ist jedoch uni-blau gemalt. "An enger vun deenen dräi Rulotten (drei gleiche Wohnwagen) huet de Klunnes gewunnt. Säi Wunnwon wor dee schéinsten a faarwegsten. En hat e wäissen Dach", das Dach ist allerdings braun gemalt. Die innere Uhr tickt!

Es tauchen nun die richtigen Fehler auf: Kloni Klunnes hat alles auf der Außenfläche seines Wohnwagens in den falschen Farben gemalt, z.B. eine blaue Sonne, und der Sand ist orange. Klunnes hat eine Schwester, die Seiltänzerin Zarabina. Sie verrät den Kindern, dass ihr Bruder die Farben nicht kennt. Deshalb hat er auch die beiden Affen auf seinem Wohnwagen grün gemalt, und den Tiger blau. "Kloni Klunnes upessa, wéi ass d'Faarw vum Chocolat? Wéi ass d'Faarw vu Schnéi an Äis? Kloni Klunnes upessi, du léiers daat jo ni!" Die Kinder lachen den Clown aus, der wird traurig und seine Saxophonmusik ganz moll. 

Klonis Schwester versucht ihm zu helfen, aber das gelingt ihr gar nicht, sie ist halt seine Schwester ... Die Kinder haben die Idee, wie Kloni Klunnes aus diesem Schlammassel wieder rauskommen kann. Er geht mit ihnen zur Schule, und die Lehrerin gewinnt den Clown sofort lieb! Langsam lernt er alle Farben richtig kennen, und natürlich wird jetzt auch der Wohnwagen in den richtigen Farben angestrichen: der gelbe Elefant wird grau, der blaue Tiger orange, die zwei grünen Affen werden braun und die zwei weißen Bäume grünen wieder! Nun hat alles seine Ordnung, und in den Schulpausen bringt Kloni Klunnes die Kinder zum Lachen. 

Das Buch hat einen wunderbaren Toucher und ist echt ausdrucksstark in den Farben, die nicht ins Grelle fallen. Gilles Kutten konzipiert mit den Augen der Kleinen, auf jeder Seite gibt es so vieles zu entdecken, man kann immer wieder ins Buch "schauen" und neue Zusammenhänge betrachten. Der Malanalytiker hat es darauf abgesehen, das Interesse zu halten, das Auge und die Wahrnehmung zu binden. Ein Aufruf zur Aktion an die ganz Kleinen ab drei Jahre, so sieht es die Autorin Christiane Ehlinger. Die Geschichte an sich ist zwar etwas arm an Ideen, so hätte man zum Beispiel doch ein kleines Märchen oder eine Geschichte aus dem Vorgang der "Farbenlehre" des Clowns machen können.

Zur CD: aus Angst, in ein bestimmtes Leseschema zu fallen, fällt die Vorleserin in ein konzeptloses Betonungsschema, in der Hoffnung, nur keine Lyrik oder Märchenstimme anzunehmen. Der Sinn für den Sprachfluss fehlt gänzlich, kreiert aber eine persönliche Komponente, welche Dany Geib in ihrem Vortrag glaubwürdig macht. Die Musik von Fernand Neumann: ein bisschen Pop am Klavier, die üblichen Akkorde. Man erinnert sich an Mariette Fabecks Kinderlieder, die waren doch echt Spitze im Vergleich. Neumann macht mit seiner Stimme so ziemlich alles falsch, und konstruiert einen unglaubwürdigen, unechten Clown. Der Clown klingt nicht echt, viel zu inszeniert, mit einem pseudo-melancolischen Timbre. 

Es gibt für ein paar Sätze natürlich auch eine Solistin, Susi Lentz im Schlagerstil. Die Stimme der Schouljoffer (Name wird nicht angegeben) klingt authentisch. Die Helden sind die Kinder, sie singen so gut, in allen Obertonfarben geichzeitig, ohne zu schief dissonant oder langweilig zu werden. Genauso tapfer sprechen sie. Man merkt, da steckt Begeisterung dahinter! Das Saxophonspiel ist einmalig und hilft den langweiligen Klavierakkorden aus der Patsche. Der Clown ist allerdings genauso lustig vorher wie nachher. Es ist so: Weil man über ihn lacht, muss er sich ändern.

Zum Malbuch: Eine absolut grandiose künstlerische Leistung! Ein Malbuch, das sich von vorn bis hinten seiner Bezeichnung "Aarbechtsheft" auf dem Cover widersetzt. Viel Buntes auszumalen gibt es mit diesem Buch, Formen nach Zahlen auszeichnen, nummerierte Flächen in verschiedenen Farben ausmalen, wobei Gilles Kutten die Fäden vor allem in Akribie und Feinmotorik zieht.

Bei zwei Giraffen drei Fehler finden, Muster malen (Streifen, Linien, Punkte oder was du willst). Früchte in den richtigen Farben ausmalen; dem Clown helfen, den Weg zum Bonbon zu finden. Kleine Tiere bunt malen, große Tiere weiß lassen, wobei Gilles Kutten Maus und Elefant in gleicher Bildgröße präsentiert. Ein gescheit, mit Kopf und Herz konzipiertes Malbuch, unbedingt empfehlenswert für das Lehrpersonal des "enseignement préscolaire".

 

Christiane Ehlinger: Kloni Klunnes, Buch matt CD an Aarbechtsheft fir Kanner vun 3 Joer un, mit Illustrationen von Gilles Kutten; Erzählerin: Dany Geib; musikalische Arrangements und Instrumente: Fernand Neumann. Die Lieder werden von den Schulkindern aus Strassen gesungen; Herausgeber: Imprimerie Centrale; Gesamtpreis: 31 Euro. Preis von 10 Aarbechtsheften: 25 Eur. ISBN: 2-87978-028-4. Zu beziehen über: Imprimerie Centrale s.a.: C.C.P.L.: LU18 1111 0316 5028 0000.

 

 

 

Carmen Heyar
© 2024 d’Lëtzebuerger Land