Blanche Hilbert ist eine wirklich angenehme Gastgeberin. Woher das kommt? Wer weiß. Auf jeden Fall aber behandelt sie jeden Gast so zuvorkommend, dass man sich als Ehrengast des Tages fühlt. Zugleich aber ist sie so diskret, dass man meint, in den vier Wänden ihres kleinen Restaurants „Aux trois épices“ könne man sich alles erlauben. Vielleicht kommt dieses Gastgeberin-Sein ja aus Afrika. Wenn Blanche Hilbert sagt: „Ich wusste schon in der Schule, dass ich mal ein afrikanisches Restaurant eröffne“, glaubt man ihr das sofort.
Die Schule, das war das technische Lyzeum Bonneweg, wo sie ihren Köchinnen-Abschluss machte. Anschließend arbeitete sie drei Jahre lang in einem Hotel in Remich. Im August vergangenen Jahres eröffnete Blanche Hilbert „Aux trois épices“. Ganz ideal gelegen ist es nicht, auf der Rue Blochhausen in Bonneweg-Nord. Doch seine Besitzerin meint, mittlerweile spreche sich herum, dass gleich neben der Anlieferzone der Eisenbahner-Kooperative das einzige afrikanische Restaurant der Hauptstadt zu finden ist. „Entdeckungsfreudig muss sowieso jeder sein, der mein Lokal betritt.“
Kamerunische Küche bietet Blanche Hilbert an. Nicht nur, weil sie aus Kamerun stammt: „Die kamerunische Küche ist eine der abwechslungsreichsten in Zentralafrika. Es gibt über 280 Ethnien in Kamerun, und seine landschaftliche Vielfalt ist so groß, dass manche es ,Afrika im Kleinen‘ nennen.“ So viel kulinarisches Potenzial eigne sich gut, um in Europa vorgestellt zu werden. Außerdem sei die kamerunische Küche eine sehr ästhetische, was sie umso präsentabler mache.
Noch ist Blanche Hilbert Geschäftsführerin, Köchin und Serviererin in Personalunion. Um Mitarbeiter einstellen zu können, reichen die Einnahmen noch nicht. „Ich will niemanden beschäftigen, den ich womöglich bald entlassen müsste. Ich möchte schließlich, dass sich wohl fühlt, wer zu mir kommt!“ Doch selbst ihr Ein-Frau-Betrieb bietet eine ziemlich umfangreiche Speisekarte an: Grillgerichte aus Fleisch und Fisch; Ndolé, eine Art Spinat, variiert mit Fisch oder Fleisch; verschiedene Soßen – von Tomatensoße à l’africaine bis hin zur auch vom Namen her exotischeren Pistaziensoße. Und schließlich eine ganze Reihe Gerichte, die mit Vorliebe Blanche Hilberts afrikanische Gäste ordern, weil man sie am besten mit den Fingern isst: Jollof-Reisbälle zum Beispiel, oder Fufu, eingelegte Yamswurzeln. Gänzlich traditionell kocht Blanche Hilbert allerdings nicht: „Die Rezepturen sind afrikanisch, die meisten Zutaten auch. Die Zubereitung ist teils afrikanisch, teils europäisch.“
Blanche – so heißt die Gastgeberin in dem afrikanischen Restaurant in Bonneweg wirklich. Jaja, das sei schon ein lustiger Name für eine Schwarzafrikanerin, stimmt sie lachend zu. Ausgesucht aber habe ihre Mutter ihn, weil die Tochter einer Freundin ebenfalls so hieß. „Sie sehen, so selten sind die Blanches in Kamerun gar nicht!“ Nach Luxemburg kam sie vor zwölf Jahren, „auf der Suche nach einem besseren Leben, könnte man sagen“. Was sie in der ersten Zeit in Luxemburg erlebte, erwähnt Blanche Hilbert nicht. Als sie einen Luxemburger heiratet, verhilft ihr das endlich zu „den Papieren“.
Deshalb ist die Geschichte des „Aux trois épices“ und seiner Betreiberin nicht nur die einer Gastgeberin und Küchenmeisterin, sondern auch die einer Unternehmerin, wie sie ohne weiteres in „Trau dech!“-Kampagnen zitiert werden könnte. Trotz Köchinnendiplom mit Berufserfahrung und trotz Businessplan mochte keine Bank dem Projekt „afrikanisches Restaurant“ ein Darlehen gewähren. „Sind Sie sicher, dass das funktioniert?, wurde ich immer wieder gefragt“, erinnert Blanche Hilbert sich. Da halfen auch die Soirées nicht, die sie organisierte, für die sie kochte, und auf die sie Afrikaner, Europäer und ebenfalls die Banker einlud, die sie überzeugen wollte, dass es einen Markt gebe für kamerunische Gastronomie. Am Ende lieh sie sich im Freundes- und Familienkreis das Geld für ihren Lebenstraum. Sogar aus Kamerun kam Hilfe.
Mittlerweile hat Blanche Hilbert verstohlen auf ihre Uhr geschaut. In einer halben Stunde öffnet sie wieder, gestern Abend aber fand eine große Privatparty statt, was man dem Lokal noch ein wenig ansieht. Aber was will die Gastgeberin mehr als ein volles Haus?