„Fannt dir et normal, dass e Milliardär manner Steiere bezilt wéi säi Chauffer?“, fragte die grüne Abgeordnete Sam Tanson zu Beginn ihrer Aktualitätsstunde am Mittwoch im Parlament und wollte von der CSV-DP-Regierung wissen, ob sie die von dem französischen Ökonomen Gabriel Zucman ausgearbeitete Initiative der von Brasilien präsidierten G20 Staatengruppe, das Vermögen von Ultrareichen – Milliardäre und Personen, die über 100 Millionen Euro besitzen – mit minimal zwei Prozent zu besteuern, auf internationaler Ebene unterstützen werde. Damit die Ultrareichen sich nicht nur an der Kollektivität beteiligen, wo sie Lust haben, sondern ihre Abgaben von den Staaten dazu genutzt werden können, um Infrastruktur, Schulen, Kultur und Breitensport zu finanzieren, die globale Armut zu bekämpfen und die Klimatransition zu bezahlen, sagte Tanson.
Während die Oppositionsparteien LSAP und Linke sich für die Besteuerung von Ultrareichen aussprachen, befürchteten die beiden Mehrheitsparteien, Tansons Intervention sei ein verdeckter Versuch, die Vermögenssteuer und eine Erbschaftssteuer in direkter Linie in Luxemburg (wieder)einzuführen. Das werde es mit CSV und DP nicht geben, entrüstete sich Diane Adehm (CSV), denn damit werde Luxemburg weniger attraktiv für „Talente“ und die Vermögenssteuer gehe Hand in Hand mit der Abschaffung des Bankgeheimnisses für Ansässige. Die CSV wolle aber nicht „den gläsernen Bürger“, „dat passt net zu eiser Kultur, wou jidderee jidderee kennt“ und sowieso gebe es in Luxemburg keine Milliardäre, meinte Adehm. Als Studentin der Wirtschaftswissenschaften habe sie „an enge vu mengen éischten Ekonomiescoursë geléiert kritt: Trop d’impôt tue l’impôt“.
„Ech wëll net Lëtzebuerg en péril setzen, andeems mer hei vu Verméigenssteier schwätzen“, meinte seinerseits Patrick Goldschmidt (DP) und sprach sich dafür aus, lieber die Einkommenssteuer zu senken, als die Kapitalsteuer zu erhöhen. Superreiche bezahlten zwar in Prozenten weniger, aber nominal vergleichsweise viel. Ferner könne jeder Bürger, ob Milliardär oder nicht, einen Steuerberater aufsuchen, um seine Steuerlast zu senken: „A wann se hiren Aktiepak eben an enger Gesellschaft hunn, da kritt déi Gesellschaft déi Revenuen a bezilt deemno wéi Steieren“, sagte der Abgeordnete mit dem höchten Nebenverdienst im Parlament. Mit der auf OECD und G20-Ebene beschlossenen globalen Mindestbesteuerung von 15 Prozent für Betriebe werde bald eh schon mehr Steuergerechtigkeit erreicht.
CSV-Finanzminister Gilles Roth argumentierte ähnlich: „Wëlle mer wierklech d’Verméige vu 650 000 Leit bis op de leschte Su duerchliichten, fir am Endeffekt vläicht erauszefannen, datt mer iwwerhaapt keng Milliardären zu Lëtzebuerg hunn?“, echauffierte er sich am Mittwoch. International gebe es keinen Konsens zur Besteuerung von Ultrareichen, die Tendenz gehe eher in die Richtung, dass jedes Land versuche, Reiche anzuziehen. In den USA setze man dazu auf Steuererleichterungen statt auf Erhöhungen: „Am éischte Mandat Trump gouf et zolidd Steierentlaaschtunge fir grouss Steierzueler an Entreprisen an och fir 2025 si massiv Steierentlaaschtungen an den USA mëttlerweil ugekënnegt. Do musse mer eis an Europa éischter Froen iwwer eis eege Wettbewerbsfäegkeet stellen“, meinte Roth. Ansonsten riskiere die EU gegenüber den USA und China abzurutschen, laut Draghi-Bericht benötige die Europäische Union „massiv Privatkapital“ in Höhe von 800 Milliarden Euro pro Jahr. So dass die Regierung die Besteuerung von Ultrareichen nur unterstütze, falls ein globaler Konsens gefunden werde, der derzeit jedoch nicht in Aussicht sei.