Die absolute Zahl an Einwohnern, die Luxemburgisch als Hauptsprache angibt, steigt. Sie liegt bei 275 361. Ihr relatives Gewicht in der Bevölkerung nimmt allerdings ab. So hält es ein rezent vom Statec publiziertes Dokument fest. Für Fernand Fehlen, emeritierter Soziolinguist, ist dies angesichts eines soliden demographischen Wandels nicht verwunderlich: Seit 2011 ist die Bevölkerung fast ausschließlich durch Zuwanderung, um mehr als 25 Prozent gewachsen. Trotzdem deutet die Zahl nicht auf einen Bedeutungsverlust des luxemburgischen Sprachgebrauchs hin, da die Umfrage nur eine Hauptsprache erfasste und sich viele in einem mehrsprachigen Umfeld bewegen, erläutert Fehlen gegenüber dem Land.
Französisch bleibt die am meisten gesprochene Sprache im Berufsumfeld und zählt 83 802 Muttersprachler, leicht weniger als das Portugiesische. Außerdem nimmt der englische Sprachgebrauch deutlich zu, und dies nicht unbedingt gekoppelt an den Zuzug von englischen Muttersprachlern – mittlerweile spricht einer von vier Einwohnern Englisch lediglich am Arbeitsplatz. In einem zunehmend multilingualen Kontext setzt sich das Englisch zumeist durch; frei nach der Wendung des Soziologen Abraam de Swan: „The more languages, the more English.“ Dies hat wiederum konkrete Auswirkungen auf Rekrutierungsprozesse am Arbeitsmarkt: „Auf Werbeportalen von großen Arbeitgebern aus der Finanzindustrie wird damit geworben, dass man mit Englisch seinen Alltag in Luxemburg bestreiten kann“, so Fehlen. Laut Statec trifft man unter Nicht-Landesprachlern (auch Allophonen genannt) immer häufiger auf arabisch, rumänisch und ukrainisch Sprechende. Im Pool der Sprachen, die nicht als Landessprachen gelten, sind sie allerdings deutlich weniger verbreitet als das Spanische und Italienische.
Obwohl die absolute Zahl an Personen zunimmt, die das Luxemburgische als ihre Erstsprache betrachtet, sieht sich Fred Keup (ADR) in seinem Pessimismus bestätigt, da im Vergleich zu 2011 30 000 Personen weniger angegeben haben, Luxemburgisch sei ihre Umgangssprache. „Wann déi Zuel esou rofgeet, dann ass dat knallhaart, dann ass dat erschreckend“, sagte er im Radio 100,7. Der Kommissar für die luxemburgische Sprache, Pierre Reding, wundert sich im gleichen Sender, dass die Zahl an Personen, die am Arbeitsplatz und in der Schule Luxemburgisch spricht, steigt. Für ihn ein Indiz dafür, dass die Sprache vital und dynamisch bleibt. Zudem hätten sich 60 000 Personen auf der Online-Plattform LLO eingeschrieben, um Luxemburgisch zu lernen, unterstrich Reding.
Das Statistikamt hält darüber hinaus große regionale Unterschiede fest: Während im Nordwesten kaum Personen wohnen, die keine der offiziellen Sprachen sprechen (in der Gemeinde Ell sind es beispielsweise 11 Prozent), sind sie in der Hauptstadt, im Süden und vor allem in Larochette mit 51 Prozent überdurchschnittlich vertreten. Eine Unbekannte bleibt die Anzahl an Luxemburgisch Sprechenden, die im Ausland leben (vgl. S. 7).