Die Luxemburger Krankenhäuser sind größtenteils schlechter als die Schweizer, aber vielfach besser als die deutschen – jedenfalls aus der ganz subjektiven Patientensicht. Kleinere Spitäler mit weniger Betten schneiden dabei überwiegend besser ab als größere Häuser. Darüberhinaus wurden die vier kindermedizinischen Einrichtungen im CHL, in der Bohler-Klinik, sowie in den Krankenhäusern in Esch/Alzette und Ettelbrück in etwa so gut bewertet wie der Schweizer Durchschnitt. Zu diesen Ergebnissen kam eine im vergangenen Winter während 13 Wochen durchgeführte Patientenbefragung, die der Krankenhausverband EHL und die Gesundheitskasse am Freitag vergangener Woche vorstellten.
Es war die hierzulande zweite Ermittlung der Patientenzufrieden-heit überhaupt, nachdem 2001 die Ilres diesen Versuch zum ersten Mal unternommen hatte. Dass sämtliche Luxemburger Akut-Krankenhäuser sowie das Herzchirurgie-Zentrum INCCI in einen internationalen Vergleich gestellt wurden, ist allerdings neu. Es wurde möglich, weil das auf Qualitätsmessungen im Gesundheitswesen im internationalen Maßstab spezialisierte Picker Institut aus der Schweiz mit der Erhebung beauftragt wurde.
Picker-Vertreterin Barbara Holzer mahnte am Freitag allerdings zur Vorsicht bei der Interpretation der Resultate: Man habe absichtlich kein regelrechtes Ranking der Luxemburger Spitäler aufgestellt. Noch seien sie sehr verschiedenen mit Einzelzimmern ausgestattet und die Infrastruktur sei unterschiedlich neu. Dass kleinere Kliniken „gemütlicher“ eingeschätzt würden als große, sei in der Schweiz ebenso der Fall. Das insgesamt bessere Abschneiden der Schweizer Spitäler im Vergleich habe möglicherweise auch damit zu tun, dass dort derartige Erhebungen seit zehn Jahren üblich sind, während man in Luxemburg erst damit anfange – demnach habe man es hierzulande eventuell mit einem „Kulturproblem“ zu tun.
Diese Vermutung könnte insofern stimmen, als an den Ergebnissen der Erhebung auffällt, dass die befragten Patienten die Luxem-burger Spitäler vor allem in „psycho-sozialen“ Kategorien als „problematisch“ einschätzten: Da, wo es um ihre emotionale Unterstützung während des Klinikaufenthalts seitens des Personals ging, um das Einbeziehen der Familie, um Information und Auf-klärung ganz allgemein sowie um die Vorbereitung auf die Ent-lassung aus dem Krankenhaus. Die, wenn man so will, „ganzheitliche Betrachtung“ des Patienten ist im Klinikwesen hierzulande offenbar noch entwicklungsfähig.
Dass bei der Exegese der Patienten-Studie die Luxemburger Resultate eher mit den Schweizern als mit den deutschen verglichen werden, fällt ebenfalls auf. Es ist auch sinnvoll, da das Luxemburger Gesundheitswesen mit dem Schweizer und dem norwegischen zu den teuersten in Europa gehört, während sich das deutsche immer mehr in Richtung einer ausgeprägten Zwei-Klassen-Medizin entwickelt, deren öffentlicher Zweig schon seit längerem unterfinanziert ist.
Diese Zusammenhänge haben in Luxemburg die Frage wieder aufleben lassen, inwiefern Qualität ohne finanziellen Einsatz nicht zu haben sei. Wenige Akteure im Luxemburger Sozialwesen hatte Gesundheits- und Sozialminister Mars Di Bartolomeo in der vergangenen Legislaturperiode derart unter Einspardruck gesetzt wie die Krankenhausdirektionen. Nun, da die Patientenbefragung abgeschlossen ist und man nicht so gut abschnitt wie das ähnlich kostenträchtige Schweizer System, erwarten so manche Klinikchefs, dass Schluss ist mit den Spar-Appellen.